herbergen,
V.
1.
›jn. beherbergen (auch gegen Bezahlung), jm. in seinem Haus / seiner Wohnung eine (zeitweise) Unterkunft bieten, jm. Obdach gewähren‹;
vgl.  2.
Syntagmen:
den ächter / armen / betler / christen / durstigen / elenden / fremden / gast / holzdieb / kaufman / krämer / marktsucher, die geselschaft / person, das gesindel, die (fremden) leute h.
;
jn. haushäblich, heint / die nacht / über nacht / vier wochen h.
;
gern h.
;
hausen und / oder h
.
Wortbildungen:
herbergung
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Röm. 12, 13
(
Wittenb.
1545
):
Nemet euch der Heiligen notdurfft an. Herberget gerne. Segenet die euch verfolgen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swer den echtere herberged oder huͦset witzzenlichen, wirt her bezuͦget selbe dritte, man sleit im abe de hant.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Wir syn her komen myt euenturen | zo Godes truwen ind zo uren, | dat ir vns herbercht ouer naiht.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
132, 3
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Lieber wirt herbergt mich noch hint vmb goddes willen.
Franz u. a., Qu. hess. Ref. Bd.
2, 180, 36
(
hess.
,
1533
):
Wan aber jemand wegfertig were und benachtet, mag man herbeigen und des morgents passiren lassen.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1503
):
Auch sal kein burger ader burgersche nymant lenger herbergen mit yme inne zw wohnende dann vier wochen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Der hat in seiner urgicht bekennt, das er gemainschaft mit dem Karelstat gehapt, in gehawst, geherbert, geest und getrengkt.
Sachs (
Nürnb.
1524
):
Matth. xxv [...] leeret er [Christus] uns den hungrigen speysen, den durstigen drencken, den armen herbrigen, den nackenden kleyden, den krancken heymsuchen, den gefangen trösten.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
Es was ein gastfrei volk und das gern herberget, wie inen dann ir altvatter der Tuisco [...] befal.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Jesus Syrach am zwölfften spricht: | Herberge in deim hause nicht | Ein frembden, der darkommen ist.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
432, 22
(
els.
,
1362
):
Do wolte dise kristen nieman in deme lande herbergen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
wenn sachen wir dich [herr] gast vnd herbergten
[Var. Oa:
beherbergten
]
dich.
Die lieb der bruͦderschaft beleib in eúch: | vnd nichten welt vergessen der herbergung.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1577
):
Es soll niemand kain eheliche person haußheblich herbergen, die nit bei irem ehegemecht ist, sie hab dann erlaubnuß von der herrschaft.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Er rait zu dem müllner, pat sich herwergen.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
Die unterthanen sollen hinfirt kaine durchraisende crammer, [...], wie auch starke petler und sonst herrnloß miessig gehentes gesindl bei ihren wohnungen auf dem gei nit hausen oder herbergen.
Feudel, Evangelistar
21, 13
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
25, 25
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Palm, Veter Buoch ;
Skála, Egerer Urgichtenb.
197, 11
;
Barack, Zim. Chron. ;
Wintterlin, a. a. O. ;
Spiller, a. a. O. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
46v, 29
.
Vgl. ferner s. v. ,  11,  1.
2.
›(für jn.) etw. aufbewahren‹; im Beleg mit Bezug auf gestohlenes Gut; anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  1,  4,  15,  4.

Belegblock:

v. d. Broek, Suevus. Spieg.
72v, 13
(
Leipzig
1588
):
Wenn man dem Diebe / was er gestolen / verhelet / hauset / herberget / vertuschen vnd verbergen hilfft.
3.
›(an einem Ort) übernachten, (für eine begrenzte Zeit) wohnen; (an einem Ort) Unterkunft / Unterschlupf / Zuflucht finden‹; konversosem zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  1,  3,  3.
Syntagmen:
mit jm. h.
;
sich
[wo]
h., nirgend / an dem ort / auf dem plan / in einem wirtshaus h.
;
übel h
.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
wer die warheit saget, der kan nirgend herbergen oder bleiben.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wo viel Leut hinkommen / da herbergt man vbel.
Froning, Alsf. Passionssp.
6102
(
ohess.
,
1501ff.
):
o we! wo herberrige ich die irste nacht?
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
von wegen der grossen zall volcks, so dar kămend, mochtend sy nŭt zuo Paris beherbergen, sunders herbergettend sich inn Senna.
Qu. Brassó
4, 283, 42
(
siebenb.
,
1664
):
Den 22. Februar wird zum Honchperg von einem dieser Mezzey Katner und zwar seinem Wirten, da er herbergt, ein Ross ausm Stall gestohlen.
Karnein, Salm. u. Morolf
50, 3
;
v. Keller, Amadis ;
Thiele, Chron. Stolle ;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Bachmann, a. a. O. .
4.
›(Vieh) einsperren‹.

Belegblock:

Pfälz. Wb. (a. 
1563
).