her,
Adj.;
in attributiver Funktion meist dem Bestimmungswort nachgestellt. – Gehäuft älteres Frnhd.
1.
vor allem mit Bezug auf den christlichen Gott und speziell auf Jesus Christus: ›göttlich, heilig (und deshalb verehrungswürdig), himmlisch, nicht irdisch‹; daneben auch mit Bezug auf biblische Personen, die sich durch eine besondere Gottesnähe auszeichnen (z. B. Maria), seltener auf Gegenstände und Handlungen des christlichen Kultus bezogen: ›geheiligt, erhöht, von Gott auserwählt oder ausgezeichnet‹.Syntagmen:
das sacrament
(Subj.) h. sein
; der herste unter den engeln
; got / Jesus / sankt Bernhard der here, der engel / evangelist / leichnam, die bettefart, das kreuz her(e), David / herre her, mutter here
; die here trinität, das here blut
.Wortbildungen:
herheit
hertum
Belegblock:
Wen die wort sint heilic und war | Und daz sacrament ist her.
hilf uns, hêriu trînitât.
Maria, swester, kere | zuͦ Iesu, dem vil heren.
Maria, muter here, | nu sende uns dine lere.
als dann durch einen engel her | oder ein propheten het er [got] | uns wal erledigt lassen.
daz du nieman nút schuldig noch gebunden siest von diner grossen herheit.
Nu ist die bettevart so her.
Als uns die ewangelisten her | Sagend mit ir gewaren ler!
was will got, der milt und her, | ze lon hie nach disem leben | seinen liebsten frainden geben?
Es ist pillichen, das man ere | das hailig creuz edel und here, | wann gott daran erstorben ist.
hör ze lob dem hörsten | Mesz lesen oder singen!
do nam mann daz hertum, | indenn freithof wart ez getragen | Ponciani und da begrabenn.
2.
von weltlichen Herrschern: ›würdig, edel, erhaben, angesehen, gesellschaftlich hochstehend‹; fließender Übergang zu 3 und 4.Texte der Sinnwelt ,Religion/Didaxe‘.
Syntagmen:
der fürst / grafe / könig her(e)
; die here gütigkeit / mächtigkeit
.Wortbildungen:
here
Belegblock:
swaz künege, vürsten, grâven hêr | was, wâ sint si mit ir gelenker zungen?
das die Juddische diet | keynen konig enhon anders nyt | wan den Romische konigk herre!
gat gnad dem fursten here, | Fur den man piten sule.
si wont, es wär ir lieber man, | der edel künig her und reich.
wie groz [...] ist dú vil here diner suͤssekait, die du hast verborgen den dich furhtent.
3.
besonders von (sozial hochstehenden) Frauen, oft im Kontext des Minnesangs: ›anbetungs-, verehrungswürdig; edel, lieb, teuer; vornehm‹; anschließbar an 2.Belegblock:
Er [Salmon] nam ein wip von Endian, | eins heiden dochter her und lobesam.
di obristin herren di brengin io der man sin erste wip als dy herste.
Dar zu twinget si [die minne] mich so sere | Daz ich vrowe here | Mich gentzlich dir ergeben han.
Sunst gieng sy hin, die minniclich und here. | Hie was gelegt der minne strick.
v. Tscharner, a. a. O.
30, 11
; Ettmüller, Heinr. v. Meißen
11, 3, 13
; Menge, Laufenb. Reg.
1531
; Fichtner, a. a. O.
26, 3
.4.
›stolz, selbstbewußt, hochgesinnt, hochmütig, kühn‹.Wortbildungen:
herheit
Belegblock:
kint mins, so stant húte uf, und gib uf din herheit und den verborgnen úbermuͦt diner liplichen edli und herheit diner frúnden.
Wol uff hundertt tussend man, | [...] | Mitt im wolten für Troye varn, | Und dar zü ritter mere: | Fünffzig hundertt tegen here.
der zuchtig man [...] ist nicht hochvertig und her | und tuͦt albeg gutz mer | denn deu hochvertigen neben.
5.
›köstlich, wunderbar, herrlich, hervorragend‹.Belegblock:
das golt daz ist aler tuͦrist vnd ouch aller herist vor alme gesmyde.
Auch waz die sule gezirt so her | Mit bilden [...] | Us flader holtz gesniten, | Buchsbum, aloe, cipressen.
das
[Salbe]
ist das aller herste vnd das beste.