her,
hör,
das
;
-es/-e, -er
(nur siebenb.), (selten:)
.
1.
›(zum Kampf gerüstetes) Kriegsheer, Armee, Streitmacht, Soldaten‹; selten metonymisch: ›Heereszug, Kriegszug‹.
Phraseme:
hagel und her
›Naturereignisse und Kriegszerstörungen (als Fälle echter Not, in denen am ehesten ein Nachlaß des Pachtzinses gewährt wurde)‹ (zur Sache vgl.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
);
heer schauen
›Musterung halten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, ,
1
, (
der
4,
2
 3,
1
,  3,  2.
Syntagmen:
das h. abtilgen / besamenen / beschämen / erreichen / senden / überfallen, woher füren, zusammen bringen, in haufen / legionen ausordnen, in die schlachtordnung stellen
;
das h.
(Subj.)
sich verrennen / wapnen, etw. haben, jn. angreifen, wo liegen, die here voneinander ziehen
;
j. in das h. schiessen / ziehen, in dem h. stelen, mit dem h. laufen, im h. etw. sagen, etw.
(Subj.) (z. B.
eine stat
)
von einem h. beschossen werden
;
der griechen / türken, des königs von ungarn h.
;
das burgundische / enthauptete / ganze / gewapnete / grausliche / grosse / kräftige / michele / römische / wütende h.
;
der hauptman / heimfürer des h
.
Wortbildungen
herblaser
›Trompeter (im Heer)‹ (dazu bdv.: ),
heresbau
›Abgabe für das Heer‹,
hereskraft
›Armee, Streitkräfte‹; dazu metonymisch: ›Macht, Gewalt des Heeres‹,
heresschuld
›Kriegssteuer‹,
heresweise
›in der Art eines Kriegsheeres‹ (a. 1525),
herfane
,
herflucht
›Flucht vor einem feindlichen Heer‹,
hervolk
(a. 1537),
hergefärte
›Kampfgenosse‹ (um 1330/40; dazu bdv.: vgl. ),
hergeläger
›Heerlager‹,
hergeld
›Steuer zur Unterhaltung des Heeres‹ (a. 1468),
hergewalt
›Heeresmacht‹,
herhure
,
herhütte
›Zelt für die Unterbringung des Heeres‹ (a. 1461),
herkrankheit
›im Heer ausgebrochene Seuche‹ (a. 1621),
herleiter
›Heerführer‹,
herlager
,
herleute
›Krieger‹,
hermäre
›Nachricht aus dem Kriegszug‹ (a. 1504),
hermeister
›Feldherr, Befehlshaber eines Heeres‹,
hermesser
vielleicht ›spezielle Messerart zum Gebrauch im Feld‹,
herpanier
›Fahne des gesamten Heeres‹,
herpauke
›(Kessel-)Pauke, die vom Heer mitgeführt wird‹,
herpauker
(v. 1536),
herpferd
›zum Kriegsdienst zu stellendes Pferd‹,
herpfül
›Feldbett für den Kriegszug‹,
herpredigt
›Feldpredigt‹,
herschif
›Kriegsschiff‹,
herschreier
›Ausrufer im Heer‹,
herschuld
›Abgabe für das Heer‹ (um 1500),
herspitze
›Schlachtreihe, Schlachtordnung eines Heeres‹,
hersteuer
›Kriegssteuer‹ (a. 1387),
herwappen
›Wappen, Feldzeichen‹,
herweg
›Straße für das Heer, breite Landstraße‹ (um 1330/40; dazu bdv.: vgl.  1),
herzeichen
›Wappen, Fahne; Feldzeichen‹ (dazu bdv.: ,  3).

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 376, 22
(
nrddt.
,
um 1464
):
Int erste geven VI½ mr. vor der heerlude wapencleet.
Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
52, 19
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
di coppe beyde guldin und silberin nam der hermeister.
Ders., Marienb. Ämterb.
9, 36
(
preuß.
,
1437
):
item 1 par wergmesser, 2 snetemesser, 2 heermesser, 2 dechszel und 2 hemer.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 3, 14
([
Wittenb.
]
1523
):
gleych wie man an dem heerpanier erkennet [...] was fur eyn herr / vnd heer tzu felde ligt.
Luther, WA (
1523
):
Also hat Job gesagt: ,Des menschen leben auff erden ist nichts denn eyn heerlager, denn eyttel anfechtung und streytten.‘
Eine Heerpredigt widder den Tuͤrcken.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Chron. 26, 14
(
Wittenb.
1545
):
Vsia schickt jnen fur das gantze Heer / schilde / spiesse / helm pantzer / bogen und schleudersteine.
Klett, J. v. Soest
8, 1212
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
dy heyden dronghen manigfalt | sy in dy stat myt hergewalt.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Dat her wapende sich algelich.
hie [...] dede veirzein herschiff maichen | ind saichte der stat syne vnhulde.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1426
):
Item kauwersyns guet 1 herpert.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1379
):
vort were sache daz einich hagel oder her queme oder brand von unsern wegen geschege.
Kollnig, Weist. Schriesh.
157, 28
(
rhfrk.
,
1595
):
So ihro churfürstliche durchlaucht zu Pfalz in das felt zigen, so ist des junkern sein hoffman zwey pferd und ein halben wagen sambt einem knecht darzu in das hörr zu ziehen schuldig zu stellen.
Karnein, Salm. u. Morolf
61, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Morolff [...] sprach: ,Elian, kanst du mir gesagen | [...], | was kreffte mag din here haben?‘
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
16, 19
(
Frankf./M.
1626
):
vnser Poet [...] beschleust mit der eroberung der gedachten Statt vnd erhaltenen Feldtschlacht gegen die Egyptische Heersmacht.
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
111, 30
(
omd.
,
1363
):
Dornach sol sie [frouwe] geben eynen herpfuel, daz ist eyn bette, czwe kussin vnde czwe lilachin vnd czwe beckin, eyn tischlache vnd eyne twele.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
49, 35
(
omd.
,
1487
):
Der streÿtt vor troÿa. zcehen gantze iar gewertt habe und von der krichen heher. obÿr achthu̇ndert tau̇sent vnd achtzcigk tau̇sent menschen ÿrslagen sindt.
Thür. Chron.
7v, 19
(
Mühlh.
1599
):
Sempronio [...] machte sich auff / aus Sicilia darinnen er dazumal lag / mit Heeres Krafft Hannibal zubestreitten.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1491
):
wie ir fordern gleich andern bergwercken und steten von aldirsher ire rechte freiheit herlichkeit und herwappen gehabt und die gebraucht haben, sundre derselben etwen in Thaborischen krigen.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Hiberna Symbolum Das Loßzeichẽ / Heerzeichen / Feldzeichen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
95, 33
(
nobd.
,
1409
):
Auch wer es, das ein herflucht wurde in dem lande.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
67, 13
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wer do stildt jn dem heͤr, sol man an den galgen henckenn.
Ebd.
73, 20
:
man sol auch habenn einen heͤrschreier, der do verkhundt geleidt vnnd der wagenburgk freyung vnnd anders, das dem heͤr not jst.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
erschrocklich allß ein wol gezirt herspicze.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
dieweyl der schwebisch bund mit seinem volk und heergeleger an mer, dann ainem ort in etlichen flecken nahe bey uns ligt.
Bell, G. Hager
436, 3, 3
(
nobd.
,
1595
):
laset vns Das här fort | vber fallen an disem ort.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Ehe die beyden Heere voneinander zogen / ritten / der Bischoff und Prælat im Feld zusammen.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1499
):
ein hoͤr lag in der matten hie dissit der Birszbrucken am tych.
Fastnachtsp. (wohl
Straßb.
o. J.):
Du warest gmeinlich die heerhuor genennt.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Tubicen, ein trometer / hoͤrblaser.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Den herfan land si [fürsten] denn fliegen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
die Behem in hertzog Ludwigs hoͤer fuͤrten gar ain unchristenlichs leben.
Ebd. (
v. 1536
):
der kaiser hat margraff Friderichen von Brandenburg zuͦ oberostem hauptmann dises hörs verordnet.
darnach 14 trumether und die kupferin hörbaugen.
Ebd. (
1544
/
45
):
der kaiser [...] hat daruff sein gantz hör in acht hauffen und legiones ausgeordnet.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
ob yemant abtret und absetzt, so fünd man es dann an der stat oder hern zaichen.
Klein, Oswald
123, 45
(
oobd.
,
1415
):
Ich han gewandelt manig her | gen Preussen, Reussen, uber mer.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
148, 1
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Im her sagt man diss märe, | das Troya wär zerstört.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
wann er des fürsten herlayter und haubtman was. ainer zeit rait er mit vil ritter und knechten in das land und heret mit raub und mit prant.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Dietmair [...] zog mitten im winter [...] mit herskraft über den stoß in der Schwaben landschaft.
Das raisgelt, so man dieselbigen zeit ,hersschuld, hersbau, fanlehen, künigssteur‘ nennet, lies er weder geistlichen noch weltlichen nach, muestens auch die kirchen geben.
Qu. Brassó
4, 515, 25
(
siebenb.
,
1553
; Hs.
1613
/
7
):
in Cronstadt hat man auf den Mauren und Törnen Heer geschaut oder Musterung, damit jederman geschickt sei, so die Türken erausserbrechen sollten.
Ebd.
5, 423, 30
(
1611
):
Der Radull Vaida aber kompt für Cronen und stellet die Heerer auch in die Slachtornung.
Ebd.
4, 48, 2
(
1617
):
30. Augusti sind grosse Zeichen am Firmament gesehen worden, grosse Heerer, gross Geschoss gehöret worden.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. ;
Pfeiffer, Nic. Jerosch. Chron.
174
;
Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
38, 4
;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
340, 2512
;
Struck, Klöster
315, 15
;
Valli, Baldemann
344
;
Karnein, a. a. O.
31, 3
;
341, 2
;
Wunderlich, Fierrabr.
7, 1
;
Dubizmay, kurß zu Teutze
37, 1
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
22, 7
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. ;
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
245, 2291
;
Gille u. a., a. a. O.
104, 323
;
453, 1830
;
Franck, Klagbr.
224, 18
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Kläui, Schweiz. Urbare
2, 20, 7
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Sappler, H. Kaufringer
16, 76
;
Barack, Zim. Chron. ;
Primisser, Suchenwirt ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ;
UB ob der Enns
10, 417, 28
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ; ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
42a, 22
;
Qu. Brassó
4, 498, 39
;
Vgl. ferner s. v. , (Adj.) 2,
1
 3,  4,  4.
2.
Spezialisierung und Ütr. zu 1, vor allem in der Wendung
das himmelische her
: ›die Engel als Gottes Gefolgschaft und Streitmacht, Engelsschar‹; seltener in der Wendung
das teufelische her
: ›Streitmacht und Gefolgschaft des Teufels‹; mit Bezug auf Christus und die Apostel auch: ›Anhängerschaft, Gefolgschaft‹.
Gehäuft Texte religiösen Inhalts.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Christus nennet die schrifft ,dominum exercituum‘, eyn hern der heerscharen, darumb das seyn Christen volck durch das Euangelium on unterlas streyt und die kunige diser heerscharen seyn die Apostell [...], die alle welt bekeret haben, eynn yglicher an seynem ort seyn heer zu Christo bracht.
Ebd. (
1528
):
darnach wird Christus komen widder seine feinde als ein Hertzog zum streitte mit seinem heer odder kriegsvolck, mit seinem Panier und Posaunen.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 3, 17
([
Wittenb.
]
1523
):
alßo erkeñnet man auch gewiß / an dem Euãgelio / wo Christus vnd seyn heere ligt / des habe͂ wyr gewisse verheysszung gottis Jsaia. 55.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1716
(
Eisleben
1565
):
ich hatte mich vergessen zu seehre / Das ich mit dem Teuffelischen heere / Manche ewige zeit hett muͤssen wesen.
Dubizmay, kurß zu Teutze
19, 12
(
hess.
,
1463
):
hilff mir das ich muß weßen bey dir vnd meynnen schopffer loben mit allem hymelischen here.
Froning, Alsf. Passionssp.
1139
(
ohess.
,
1501ff.
):
Dich, heilger got und herren, | alle hymmelsche here dich loben und eren!
Reichert, Gesamtausl. Messe
146, 2
(
Nürnb.
um 1480
):
Etlich lerer meinen, das da gegenwuertig sey alles hymlisch here.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
luͦg, wie [...] alles himelsches her hin vlússet von goͤtlicher suͤzikeit.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz antlút [Gottes] und dú froͤde ist gemain allen engeln, allen hailgen, allen saͤlgen selen und allem hýmelschen her.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
147, 6
(
els.
,
1362
):
Do kam der túfel mit eime grossen her dez bosen geistez.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 65
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
O Maria, stern des meres, | ain wirdikait sunder weres | und des himelischen heres | ordenung ein überpog.
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Rieder, a. a. O. ; ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Wyss, Luz. Ostersp.
10858
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz E.
Vgl. ferner s. v.  10,  3.
3.
›große Menge an Menschen und Tieren; Schar, Schwarm‹.
Bedeutungsverwandte:
I, 12; vgl.  1,  1, (
der
57.
Syntagmen:
ein h. volkes / heuschrecken, das h. aller fische, der märtyrer
;
das grosse / menschliche h
.

Belegblock:

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
159, 28
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Als er dar kame da gesach er eyn grosses here folckes / die sich alle andaden.
Dubizmay, kurß zu Teutze
21, 4
(
hess.
,
1463
):
die lobliche schar der weysagen Vnd das schon here der merterrer.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wie das in ungern czogen kegen meheren land wart drye hehir houweschrecken.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
aller visch her hât ainen maister und ainen laiter.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
578, 2284
;
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 89, 152
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 93
;
4.
›große Menge, Vielzahl an Sachen‹.
Bedeutungsverwandte:
(
der
3.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Es sey gleich die Sonne welche doch der fürnemesten Creatur eine ist, oder der Mon oder die Stern oder sonst des Himels Heer. Das ist der ganze hauffe gestirms zusammen gezogen.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Andere liessen an die Grab⸗Mahle ein schoͤnes Heer der allerpraͤchtigsten Blumen durch zierliche Kunst abbilden.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Heer. Dieses Wort wird gesagt von einer Menge / also sagt man der Stern Heer.
Göz. a. a. O. .