heillos,
Adj.
– Gehäuft im 16. Jh. belegt.
1.
von Menschen: ›gottlos; ohne Erwartung der ewigen Seligkeit‹; seltener von menschlichen Handlungen und Sachen: ›dem Seelenheil nicht dienlich, nicht heilsfördernd‹;
vgl. (
das
45.
Bedeutungsverwandte:
 2, , , , ; vgl.  2,  1.
Syntagmen:
j.
(Subj.)
h. sein
;
der heillose ketzer / man / tropf, die heillose glaubenslere, das heillose gewissen / werk, die heillosen leute
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Impius. Gottloß vngottselig heylloß vnheilig verdampt verbannet.
Luther, WA (
1522
):
Dißen heyloͤßen unnd nichtigen glawben leren itzt die vordampten teuffelssynagogen, die hohen schulen Pariß mit yrer schwesternn, sampt den klosternn und allen papisten.
Ebd. (
1529
):
Solten wir uns doch selber anspeien und Fein werden, das wir so heilose Leute sind, die wider die angebotene Gnade auff recht trotzen.
Ebd. Tr. (
1539
):
Was darf ich mich fremder Sünden theilhaftig machen, so ich an meinen eigenen gnug habe? Meine Jugend uber ubel gelebt, und 15 Jahr mit meiner Möncherei und Meßhalten Gott erzörnet, mit meinen heillosen Werken meinen Herrn Christum verspottet.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
12, 6
(
Coburg
1626
):
das jnnerliche Elend des heyllosen Gewissens ist so groß vnd viel / daß es gern ein Theil von sich brechen [...] wolte.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Die erst [pabstliche bulle] hyelt inne, das der heylig vatter verpantt, agraviert den vergifften und vermaledeyten keczer, seinen sun Victorin und den haylasen keczer Ruckhenzan.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
ein heiliger Soldat soll [...] spottloß seyn / aber nicht gottloß; soll sailloß seyn / aber nicht heilloß.
Franck, Klagbr.
221, 26
;
223, 27
;
Wackernell, Adt. Passionssp. H. II,
1022
;
2.
zur Charakterisierung von Vertretern niederer sozialer Stände, besonders von Bauern, verbunden mit einer negativen Konnotation: ›niedrig, nichtswürdig; elend, arm‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Adj.) 4,  2, , (Adj.) 2, (Adj.) 3.
Syntagmen:
der heillose flo / man / tropf, die heillose laus, die heillosen leute
.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1550
):
Da schlug ers [maultreiber] maul, der heiloß dropff, | Uber die lendt und umb den kopff, | Das es mich selb erbarmen thet.
Die bewrin spricht: | Ey, trinckt er kein [brantwein], der heyloß tropff, | Aber den unbrantn trinckt er gern.
Wackernell, Adt. Passionssp. Vsp.
489
(
tir.
,
1530
/
50
):
Seyt ir nit auch betrogen durch in? | Es seyt vorchtsam hailes leyt!
Peil, Rollenhagen. Froschm.
135, 2866
;
3.
zur moralischen Charakterisierung von Personen und ihren Handlungen: ›liederlich, verdorben, nichtswürdig‹; anschließbar an 1.
Bedeutungsverwandte:
 1, , .

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1557
):
Wer mit heillosen leutn umbgeht, | Dem geht es auch heillos dermassen, | Er muß ein federn hindr im lassen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Heyloß / Vnfruͦtig / Liederlich. [...] Verdorben Heyloß vnnd vnnütze leüt / die das jren schandtlich verthon vnd liederlich durchhin gericht habend.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Die faulen haillosen schreiber und schlefferig alten narren würden in [künig] an leib und sin verderben, würden gar ain phantasten aus im machen.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
76, 22
;
Franck, Decl.
341, 5
;
4.
›bösartig, schlimm, schändlich, verderblich‹.
Syntagmen:
der heillose edelman / graf / kerl / krieg, die heillosen leute
.

Belegblock:

Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
197, 1028
(
osächs.
,
1607
):
der Heÿlos(s) Junge Graffe[e] macht, | das(s) ich [am] Hof(f) bin ga(hr) verracht[t].
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
, zu
1547
):
die haggenschützen und ander haillos leut haben die fendlen für den kaiser getragen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Mergk ain yeder frumer, wie das ain hailoser krig ist gewesen!
Lichtenstein, Lindener. Katzip. ;
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. .