heiligtum,
das
,
einmal
der
;
-s/–
.
1.
›Heiligungsmittel; Mittel, das den Glauben fördert und zum Seelenheil führt; etwas Heiliges, (religiös) zu Verehrendes; heilige Sache / Handlung‹;
zu  3.
Beleghäufung für Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
Die wort [...], so die pfaffen ynn der stillmess [...] lesen, Wilche sie den Canon nennen, und so trefflich hoch heiligthum halten.
Ebd. (
1533
):
das auch alles Gott gefellig ist, was ich thue, und heisset ein heilig gehen, stehen, essen, trincken, schlaffen und wachen rc, Das es alles mus eitel heiligthum werden an einem iglichen Christen.
Ebd. (
1544
):
das wir nicht allein durch Christum sollen von Gott geliebet werden, sein gunst und Gnad als das hoͤhest, tewrest Heiligthumb haben, sondern jn, den HErrn selbs, gantz in uns wonend haben.
Ders. Hl. Schrifft. Anm. zu
Mt. 7, 6
(
Wittenb.
1545
):
Das Heiligthum ist Gottes wort / da durch alle ding geheiliget werden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Der Jungfrewlich Leib tregt heilgthumb, | So heimlich, daß sie nicht wist drumb.
Goldammer, Paracelsus
5, 177, 5
(
1530
):
wie vil seindt auf erden, die do sagen, sie seindt Christi und seindt nit! werent sis, so werent sie das heiligthumb Christi und hetten den gewalt Christi.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Die alten Römer [...] hetten in grosen êren die büecher Sibyllae, hettens für ain grosen schaz und hailigtumb, wie bei uns die hailig schrift sol sein.
ders., WA Tr. ;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
208, 5018
;
Strauch, Par. anime int.
57, 22
;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
473, 33
;
Kohler u. a., Bamb. Halsger. .
2.
Konkretisierung zu 1: ›Reliquie (meist Gebeine oder Asche eines Heiligen oder Überreste seiner Kleidung oder seiner Gebrauchsgegenstände und Marterwerkzeuge); Gegenstand religiöser Verehrung (dem eine besondere Kraft zugesprochen wird)‹; im Sing. meist als Kollektivum gebraucht.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7,  2.
Syntagmen:
das h. eren / kaufen / sehen / suchen / weisen, mit sich füren, jm. das h. zeigen
;
jn. mit dem h. bestreichen, etw. mit dem h. treiben
;
das grosse / würdige h
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1401
):
1 m. und 8 scot vor wachs dem meister zu senthe Elyzabet heyligetum am sonnobunde vor Marie Magdalene.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
56, 14
(
preuß.
,
1437
/
8
):
1 silberne monstrancia mit heiligthum, item 3 laden mit heiligthum.
Luther, WA (
1530
):
Aus diesem grewel sind komen [...] so viel der kloͤster und stifft eigen heiligkeit, mit jhrem Gottes dienst, Die opffer Messen, Fegfeur, Vigilien, Bruderschafften, Walfarten, Ablas, Fasten, Heiligen dienst, Heiligthum, Poltergeister, und die gantze Procession des hellischen creutz gangs.
Du must auff dich laden und helffen stercken das verferliche, luͤgenhafftige, schendliche narren spiel des Teufels, das sie mit dem heiligthum und walfarten getrieben haben.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
497, 11
(
els.
,
1362
):
Do wart die juncfrowe mit dem heiligduͦme bestrichen: do wart sú zestunt entbunden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
vand man [...] bey im [sant Uͦlrich] ain silbrins buͤchßlins, darinn Christus pluͦt und ain trüchlin mit vil hailgtumbs.
nach tisch gein aubent bestrich er [pruͦder Johann de Capistrano] all kranck leutt auch auff dem hof mit sant Bernharts hailgtumb.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Also schreibt sand Augustin [....]: „Di schrift gepewtet | Tzu ern alle heiligtuͮm, Daz ist des christenglauben vluͦm“.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. (
oobd.
,
n. 1427
):
Trey staffell hinauff paß do ist der groß altar, do ligen die pain von Sant Katherin; und der abt zaigt den pilgrem das heyligthum.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon ;
Schmidt, UB Halberst. ;
Williams u. a., a. a. O.
354, 14
;
Lauater. Gespaͤnste
31r, 26
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
8, 16
;
UB ob der Enns
10, 558, 25
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
96, 40
.
3.
Spezialisierung zu 2: ›die zehn Reliquien unter den Reichskleinodien: die Heilige Lanze, ein Sück vom Kreuz Christi, fünf Dornen aus der Dornenkrone u. a.‹; metonymisch auch: ›Tag, an dem die Reichskleinodien (zunächst in Prag, dann in Nürnberg) öffentlich gezeigt wurden (Freitag vor Misericordia)‹.
Syntagmen:
das h. einfüren / weisen, hernieder tun
;
das würdige h.
;
am sontag nach dem h., ein altar zu dem h
.
Wortbildungen:
heiligtumkleinod
(a. 1440/4).

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
da man zalt noch Kristus gepurt 400 und in dem 61 jar am suntag noch dem heiligtum da hub es an zu sneien.
Ebd. (
1420
/
41
):
man thett das heiligthumb alles hernider, das sper und creutz und die anderen stuck auf den altar bey der seelmess.
Jtem anno domini 1400 und 24 jar [...] ward das wirdig heiligtum, das zu Prog gewest ist, eingefürt.
Ebd. (
1449
/
50
):
das wirdig heiligtum ward im krieg nicht geweist am Marckt nach alter gewonheit.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. .
Vgl. ferner s. v.  4,  1.
4.
›heiliger Ort, heilige Stätte‹, speziell: ›Kirche, Tempel‹;
zu  7.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 25, 8
(
Wittenb.
1545
):
sie sollen mir ein Heiligthum machen / Das ich vnter jnen wone.
Ebd.
3. Mose 12, 4
:
Kein heiliges sol sie anrüren / vnd zum Heiligthum sol sie nicht komen / bis das die tage jrer reinigung aus sind.
Ebd.
1. Makk. 7, 33
:
Darnach kam Nicanor auch zum Heiligthum auff den berg Sion / vnd die Priester vnd die Eltesten giengen eraus / jn friedlich zu empfahen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1582
):
Gros herrligkeit ist fuͤr dem Herren | Mit schmuck vnd schoͤner ehrenpracht, | Jn seinem heilgthuͦm voller ehren | Jst frewdenzier vnd grosse macht.
Maaler (
Zürich
1561
):
Heyligthuͦmb (das) Ein heyligs ort.
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Luther. Hl. Schrifft.
3. Mose 16, 2
;
4. Mose 19, 20
;
1. Kön. 8, 10
;
1. Chr. 28, 10
;
Ps. 74, 7
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
2, 28
.
Vgl. ferner s. v. .
5.
›Göttlichkeit, Heiligkeit als Zustand‹;
zu  1.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
3. Mose 26, 2
(
Wittenb.
1545
):
Haltet meine Sabbath / vnd fürchtet euch fur meinem Heiligthum / Jch bin der HERR.
Ebd.
Ps. 68, 36
:
Gott ist wundersam in seinem Heiligthum / Er ist Gott Jsrael / Er wird dem volck macht vnd krafft geben.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
44, 25
(
Coburg
1626
):
da loben sie Gott in seinem Heiligthumb / sie loben jhn in der Feste seiner Macht.