heilen,
V.;
Fortsetzung von
mhd.
heilen
(ahd.
heiljan
)
›gesund machen‹
(1; 2; 4; 5; 6) und
mhd.
heilen
(ahd.
heilên
)
›gesund werden‹
().
1.
›jn. (auch einen Körperteil) / seltener etw. (z. B. ein Tier) gesund machen, kurieren, heilen‹; mit einer Person oder einem Medikament als Subjekt;
mit Jesus Christus als Subjekt fließender Übergang zu 4; selten refl.; vgl. (Adj.) 12.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  1, ,  1,  3,  2,  1, .
Syntagmen:
j.
(Subj.)
sich h. lassen
;
den fus / kranken / leib / menschen / siechen / sin / verwundeten, das hun / schwein h.
;
jn. e. S.
(Gen.; z. B.
gebreste
)
h.
;
sich mit etw. h., jn. von etw. h.
;
allenthalben h
.
Wortbildungen:
heilbad
›der Gesundheit dienliche Badeanlage‹ (a. 1560),
heilsalbe
(a. 1503).

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Und gehet nicht anders zu denn mit einem artzt, der zuweilen dem, den er heilen sol, an heymliche ort sehen und greiffen mus.
Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 21, 14
(
Wittenb.
1545
):
es giengen zu jm [Jhesus] Blinden vnd Lamen im Tempel / vnd er heilete sie.
Thiele, Minner. II,
32, 326
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
ich bin ein hoe meisterinne | und heile alle bedruefde synne | die vrouwe Tzwivel hait voroist.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
414, 740
(
mrhein.
,
um 1335
):
Meister, ich biden dich, | daz du wolles heilen mich.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
wie haͤtte er doch in seinem eigenen Lande ankommen / sich heilen lasen / und dann wieder abfahren koͤnnen / daß es niemand gewahr worden?
Gille u. a., M. Beheim
123, 125
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Hast verspert gar ain edle salb, | die dir dann vast ist hailens halb | und dich hailen und rainen | Mag etlicher gebriste.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Jch hatte gelesen, daß die Medici die Krancken heylen und gesund machen solten.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
daß [...] dieses Wasser die Krafft hat zu reinigen / zuverzehren / zueroͤffnen / abzuloͤsen / zu staͤrcken vnd zu heilen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
sô hailt si [des hasen lung] müed füez, der si dâ mit salbet.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
408, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
In der zeit mocht man hailen mengen siechen.
A. à S. Clara. Deo Gratias (
Wien
1680
):
Der Hirsch / wann er sich uͤbel befind / so curirt er sich mit dem Kraͤutlein Dictam. Der Beer / wann er uͤbel auf ist / so heilet er sich mit dem Epheu.
Rechn. Kronstadt
3, 314, 8
(
siebenb.
,
1553
):
Am sontag vor paŭlli Bekherŭngk hŭn gebenn, das im des gleczer seinn fraw hatt gehelt, czu Beistandt asp. 25.
Luther. Hl. Schrifft.
Mk. 6, 5
;
Küther, UB Frauensee
213, 10
;
Thür. Chron.
21r, 16
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. ;
Pyritz, Minneburg
3829
;
Gille u. a., a. a. O.
42, 68
;
Dietrich. Summaria
20v, 4
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
148, 8
;
Anderson u. a., Flugschrr.
23, 23, 7, 30
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
24, 124
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Bad. Wb.
2, 599
;
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›eine Krankheit / Verletzung (durch medizinische Behandlung) beseitigen, beheben‹; auch ütr. auf psychische Leiden oder Zustände;
mit Christus als Subjekt fließender Übergang zu 4; anschließbar an 1; vgl. (Adj.) 12.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  7, (V.) 2.
Syntagmen:
den bresten / grind / schaden / siechtag, die bitterkeit / drüse / fistel / injurie / krankheit / seuche / wunde, das podagra h
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 4, 23
(
Wittenb.
1545
):
Jhesus [...] heilet allerley Seuche vnd Kranckheit im volck.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
226r, 27
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
wunden / czu heylen das ist das erst das heÿlinn / das do nicht kan gescaden.
Froning, Alsf. Passionssp.
7560
(
ohess.
,
1501ff.
):
kouffman, nu sage uns zcu hant: | ist dir der salben icht bekant, | dye wunden heylen kunden?
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
68, 10
(
Frankf.
1535
):
Der steyn Asius [...] heylt die fisteln vnnd truͤsen / das podagram vnd frembden siechtagen.
Ebd.
198, 10
:
Alle gruͤnspan odder kupffer rost [...] heylen die essenden wunden / vnd behalten sie on geschwulst vnnd aufflauffen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
4, 10
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
das ole [...] ist [...] gut czu [...] vil chrancheit czu heylin.
Skála, Egerer Urgichtenb.
99, 10
(
nwböhm.
,
1573
):
Ir man sej ein artzt, hab offen scheden geheilet.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
188, 24
(
els.
,
1362
):
Jn disem gebet nemet Symeon vnsern herren ein heil, wenne er vnser wunden der súnden geheilet het.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
du solt eins andern bitterkeit heilen mit dinre senftmuͤtikeit, und heilen eins andern wunden und blibe selber ungewunt.
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
7
(
schwäb.
,
1455
):
Triackers und des tracken bluͦt | Das ist zuͦ manger artzny guͦt: | Das doch dis wundt nit hayln tuͦt.
Weitz, Albich v. Prag
136, 5
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
nym rautten, wegreich vnd schmer vnd leg es auff den schaden, es hailt sy.
Ebd.
139, 17
:
Wem ain nagel oder holcz jn den fuͦs gangen sey, das hail also.
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Belkin u. a., a. a. O.
56, 15
;
184, 1
;
Pyritz, Minneburg
3513
;
Keil, Peter v. Ulm
25a
;
Weitz, a. a. O.
164, 27
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
216r, 18
;
Vetter, a. a. O. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
9, 2, 26
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
37r, 23
.
Vgl. ferner s. v.  2, (
der
1,  1,  1,  1,  3, .
3.
von Personen: ›gesund werden, genesen‹; von Verletzungen und Wunden: ›verheilen‹;
vgl. (Adj.) 12.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,  2,  4.
Syntagmen:
der sieche, die drüse / wunde, das viech / kind
(jeweils Subj.)
heilen
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
3. Mose 13, 18
(
Wittenb.
1545
):
WEnn in jemands fleisch an der haut eine Drüs wird / vnd wider heilet.
Thiele, Minner. II,
13, 294
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
ein wund gar selten heilt on streymen, masen, fleckenn.
Keil, Peter v. Ulm
82
(
nobd.
,
1453
/
4
):
wenn eim ein pein abpricht oder wunt wird in eim gelid, daz er nach dem heilen daz nit pucken mag.
Ebd.
196
:
gib sein dem wunten ein guten trunck obentz vnd morgentz, so hailt er von grunt auff.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
des hagdorns sâm ist [...] den kinden guot, diu ir ärmel oben verlaidigt habent an der wegung: wenn si den sâmen trinkent, sô hailent si.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Wil er sich aver dez vichs underwinden und haim[en] als lang, daz ez geheilt, daz mag er wol tuͦn.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
233r, 24
;
Keil, a. a. O.
227
.
Vgl. ferner s. v.  1,  4.
4.
›jm. das Heil bringen; jn. von der Sünde erlösen, befreien, erretten; jn. dem Seelenheil zuführen‹;
vgl. (Adj.) 3.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. ,  2,  3, (V.) 5,  6.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
jn., die sele, die gewissen h., das kreuz jn. h., durch die gnade h
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Herre, heil uns alle!
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 41, 5
(
Wittenb.
1545
):
JCh sprach / HERR sey mir gnedig / heile meine Seele / Denn ich habe an dir gesündiget.
Ebd.
Jes. 53, 5
:
Die Straffe ligt auf Jm / Auff das wir Friede hetten / Vnd durch seine Wunden sind wir geheilet.
Eggers, Psalter
63, 21
(
thür.
,
1378
):
Herre min got, ich rief zcu dir, vn̄ du heildis mich.
Gille u. a., M. Beheim
82, 139
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mit seinem tod und marter | und elend sold seins plucz verrern | was er uns hailen und ernern | auss grasser pein vil harter.
Dietrich. Summaria
20v, 28
(
Nürnb.
1578
):
das er [Jesus Christus] aller armen gewissen schonen / jnen aufhelffen / sie mit Gottes gnade troͤsten / vnd heilen werde.
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
55
(
schwäb.
,
1455
):
Er kan wol hailen unnd auch seren: | Wann er der obrost maister ist.
Luther. Hl. Schrifft.
Jer. 17, 14
;
Feudel, Evangelistar
101, 11
;
Eggers, a. a. O.
7, 23
;
8, 5
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
16, 56
.
Vgl. ferner s. v.  1.
5.
›(ein Tier) kastrieren, verschneiden‹; meist im Partizip Präteritum.
Gehäuft halem.
Wortbildungen:
heilbok
›kastrierter (Ziegen-)Bock‹,
heilböcken
›von einem kastrierten (Ziegen-)Bock stammend‹,
heilgalt
›von einem kastrierten Schwein stammend‹.

Belegblock:

Luther, WA Tr. (
1533
):
Nonnae sic appellantur a germanismo, quia castrati sues sic vocantur, sicut monachi ab equis, aber sie sind nicht recht geheylet, mussen ebenso wol bruche tragen wie ander leut.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
528, 15
(
halem.
,
1432
/
33
):
Man sal naͧchgaͧn und richten, als Jos Cuͤntzeller heilgaltzis fleisch in der metzg verkoͧft haͧtt.
UB Zug
1203, 98
(
halem.
,
vor 1496
):
wenn die velder úbergand, so sol ankeiner kein geheilt vech uf die velder schlachen lenger den zwen tag oder zwo naͤcht, es sÿ rinder oder roß.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Im 74. jar, [...], ist hie volgende fleischschatzung beschehen, [...]. Namlich guͦt urferis und schwinis, ein pfund um 7 pfennig; guͦt rinds, heilboͤcken und wideris, ein pfund um 6 pfennig.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1530
):
guͦt geheilt urfer und souglammer und guͦt kilber lammer.
Maaler (
Zürich
1561
):
Heilen / Verschneiden / Außschneiden. Euirare, Euirare corpus, Castrare.
Heilbock (der) Caper.
Schnyder, a. a. O.
429, 28
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vorarlb. Wb.
1, 1356
.
Vgl. ferner s. v.  4.
6.
›etw. ganz machen‹;
vgl. (Adj.) 4.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Kön. 18, 30
(
Wittenb.
1545
):
DA sprach Elia zu allem volck / Kompt her alles volck zu mir / Vnd da alles Volck zu jm trat / heilet er den Altar des HERRN der zubrochen war.