heide,
1
heiden,
der
;
-n/-n
(für
heide
),
-Ø/-Ø
, selten
-e
(für
heiden
);
vor allem im Pl. belegt.
›Nichtchrist, Ungetaufter; Ungläubiger, Gottloser‹; meist mit Bezug auf fremde, nicht dem abendländischen christlichen Kulturkreis angehörende Völker (im Gegensatz zur Neuzeit auch auf Muslime, speziell Araber und Türken, bezogen); im AT im Gegensatz zum auserwählten Volk der Juden, im NT im Gegensatz zu Christen und Juden; seltener mit Bezug auch auf Christen, die nicht dem rechten Glauben folgen; meist pejorativ; gelegentlich wertneutral oder anerkennend, dann mit Bezug auf die antiken griechischen und lateinischen Philosophen und die später zum Christentum bekehrten Völker.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
4, 2011
ff.
Bedeutungsverwandte:
, ,  1,  1, ; vgl. .
Gegensätze:
,  1.
Syntagmen:
einen h. erbarmen / taufen
;
j. ein h. sein; ein h.
(Subj.)
etw. glauben / schreiben / opfern, die heiden
(Subj.)
etw. tun, sich in etw. dahin geben, sich beschneiden lassen, sich der erbarkeit / zucht befleissen
;
etw. den heiden abgedringen
;
wie ein h. fluchen / schwören, etw. wie die h. haben, als die h. plappern, mit den h. nicht gemeinschaft / geschichte haben, etw. an den h. finden, etw. von den h. lesen, etw. nicht über die h. reichen, j.
(Subj.)
unter die h. gehen, zu den h. fliehen
;
der berümte / kluge / sinreiche / weise h., die alten / argen / ausländigen / bösen / fremden / ungetauften / unseligen heiden
;
der weg, die pein, die abgötter der h., eines h. tochter
;
die erstlinge unter den h
.
Wortbildungen:
heidenfart
›Kreuzzug, Kriegszug gegen die Nichtchristen‹,
heidengezelt
,
heidenland
(a. 1414),
heidenstand
,
heidenvolk
,
heidin
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sus wirt daz heiden volk gar | Geloubic an Jhesum Crist.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
187, 21
(
Magdeb.
1615
):
Solche Newegeburt beschrieben Mercurius ad Tatium, vnd hat sie mit Proculo, vnd andern Heyden besser erkennet / als viel vnter denen / so sich hohe Theologos schelten lassen.
Luther, WA (
1525
):
Denn die heyden, die von Gott nicht wissen, geben sich dahyn ynn alle unreynickeyt.
Das sind die erstlingen under den Haiden, welche zuͦ Christo gefuͤrt sind.
Ebd. (
1544
):
die nach dem Mammon sorgen und trachten, das sind Heiden, das ist, solche Leute, die da warhafftig keinen Gott haben.
Ebd. Tr. (
1527
):
Drüm hat der weise Heide Socrates dem, der ihn fragte, ob er ein Weib sollt nehmen? ein gut Antwort geben.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Chr. 16, 24
(
Wittenb.
1545
):
SJnget dem HERRN alle Land / Verkündiget teglich sein Heil. Erzelet vnter den Heiden seine Herrligkeit / Vnd vnter den Völckern seine Wunder.
Ebd.
Lk. 21, 24
:
Jerusalem wird zu tretten werden von den Heiden / bis das der Heiden zeit erfüllet wird.
Quint, Eckharts Pred.
176, 3
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan alliu diu ûzer werk, diu man ie vant an den heiligen, diu hât man ouch vunden an den heidenen.
Karnein, Salm. u. Morolf
50, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Sie [die heiden] zugent gein Jherusalem uff das felt, | uff slahen das heiden gezelt.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Mit jamer und auch mit schmerzen | muß ich mich von dir scheiden, | das ich auß grundt meins herzen | erbarmen möcht einen heiden.
Froning, Alsf. Passionssp. (
ohess.
,
1501ff.
):
Samaritana dicit: [...] | dan ir Judden myt uns heyden nicht | habet gemeynschafft adder geschicht.
Feudel, Evangelistar
102, 31
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
In der czit gyngen czu Jhesu etliche heyden dy do heizen saducei, dy do loukende waren der uferstendunge.
Ebd.
149, 12
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
keyne fremde gote saltu habyn alse dy heyden, dy apgote unde dy planeten, sunne, mane unde andir gestirne an betten.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
53, 10
(
omd.
,
1487
):
das er gott von hȳmell sein schepper vnd hern [...] vorlassen. vnd angebett dÿe teu̇ffell vnd apgotter der heÿdenn.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
ob ir ûwere brûdere alleine gruͦzit, waz tuͦt ir dar ubir? wie tuͦn des nicht ouch di heiden?
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
auch die Heyden sind der meynung gewesen / das unserer Arbeit bester theil dem Vaterland gebuͤhre.
Gille u. a., M. Beheim
99, 364
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das waren [...] | aller hand menschen und auch leüt: | kristen, Reczen, Walachen, | Juden, haiden, Zigeiner ǎch.
Ebd.
237, 191
:
Die ungetauften haiden. | seczt euch mit manhait wider sie.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
53, 9
(
Nürnb.
,
1446
):
Wie wol es ist gar groß ze achten, das der heylige gaist ist in der heydyn in dem glauben also klar gewest vnd hat ir das gehaym des heyligen glauben geoffenpart.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
73
(
Nürnb.
1517
):
Darumb predigen wir Christum den gekreuzigten, den juden ein ergerung, den heiden ein torheit.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Ein statt, die ist Arcon genent, | [...] | Die gehört zu dem Pommerland, | Weil sie noch hetten heyden-stand.
Dietrich. Summaria
29r, 45
(
Nürnb.
1578
):
Den̄ die Phariseer dencken / weyl sie Gottes volck sind / sollen sie derhalben aller andern oberkeit entbrochen sein / vnd sonderlich dem Keiser zu Rom / der ein Heyd / vnd nicht jres glaubens war.
Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
112
(
Nürnb.
1613
):
Botz Meyd! ich [Liendl der Bawr] kan bey meinem Eyd | Fluchen und schweren wie ein Heyd.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Heyden (Gentiles) werden also genennet / dieweil sie auff dem Felde in den Waͤldern und auf den Heiden sich aufgehalten / und alldar ihren Goͤtzendienst verrichtet.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
er [S. Paulus] was mit den heiden ein heide, mit den juden ein jude, das er alle menschen gewúnne.
Anderson u. a., Flugschrr.
7, 4, 14
(
Straßb.
1524
):
Wann ir betten / soͤllen ir nit vil blapperen als die heiden.
Sudhoff, Paracelsus (
1537
/
41
):
den heiden ist die arznei geben, die sind die eltisten erzt.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
145, 26
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
alse St. Matheus sprichet in dem iungsten capitel: „Gant unde lerent alle heidene, unde touffent sü.“
Morrall, Mandev. Reiseb.
68, 10
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
die haiden, die komen sind von Ysmahel, lond sich beschniden so sie vierzehen jar alt werdent.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
619
(
schwäb.
,
1455
):
ouch die argen heiden. | Sie sind von got gescheiden.
Brandstetter, Wigoleis
224, 6
(
Augsb.
1493
):
Wie wol ich [Graff adam] mein zeyt bißher leyder ein heyden vnd vngelaubig gewesen bin.
Klein, Oswald
18, 4
(
oobd.
,
1416
):
mit ellend, armüt mangen winkel, haiss und kalt, | hab ich gebawt bei cristen, Kriechen, haiden.
Wolf, Norm im sp. Ma.
62, 80
(
oobd.
,
1486
):
Welich bruͤder von geistlicher ein sprechung wolten gen vntter dy haiden vnd zu andern vnglaubigen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
14. Jh.
):
Daz sind die recht die [...] von alter auch erfunden und aufgesatzt sind in der haidenvart ze chunich Artacher zeit.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
München
1586
):
Denn wer die Kirch nicht hoͤrt, | Thut Christus sagen, | Der ist ein offner Suͤnder vnd Heyd.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
16, 38
(
tir.
,
1464
):
Die ewig pein der haiden die ist vil minnder an alle zal wend die pein der pösen christen menschen.
Große, Schwabensp. ;
Karnein, Salm. u. Morolf
2, 2
:
Feudel, a. a. O.
53, 20
;
Anderson u. a., a. a. O.
5, 2, 29
;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
176v, 3
;
Pyritz, Minneburg
1908
;
Gille u. a., a. a. O.
109, 12
;
111, 536
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
241
;
Dietrich. a. a. O.
12r, 14
;
28v, 33
;
Adrian, Saelden Hort
232
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4211
;
Schib, H. Stockar
1, 5
;
Plant u. a., Main. Naturl.
303rb, 6
;
Morrall, a. a. O.
2, 23
;
106, 6
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
58
;
1153
;
2082
;
Bremer, Voc. opt.
41108
;
Schmitt, Ordo rerum
36, 5
;
Voc. Teut.-Lat.
n iiijr
.
Vgl. ferner s. v. ,  4,  1, ,  1, , ,  2.