hausen,
V.
1.
›jn. (selten etw.) in sein Haus / seine Wohnung aufnehmen; jn. beherbergen, jm. Obdach gewähren‹; häufig in der alliterierenden Doppelformel
h. und hofen
, seltener in
h. und halten / hegen / heimen
; gelegentlich auch in drei- oder mehrgliedrigen Aufzählungen;
zu  2.
Gehäuft Chroniken und Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
 9,  10,  18,  2, (V.) 1,  1, ; vgl.  3,  1.
Syntagmen:
den ächter / beschädiger / dienstboten / feind / freund / gast / juden / mörder / wiederwärtigen, die unzucht, das gesinde / gut / weib, die fremden leute h
.
Wortbildungen:
hauser
1.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
Jm selben Jare sind unser Bürger [...] vor Hamersleben kommen, alda eingefallen, dasselbe geplündert [...], darumb das sie unser feinde gehauset und geheget.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swer den echtere herberged oder huͦset witzzenlichen, wirt her bezuͦget selbe dritte, man sleit im abe de hant.
Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
Desglichen sal kein burger oder biseße deheine gebrot gesinde oder dinstbotten manespersonen ofnemen husen oder halten.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1469
):
were das ymand, der unczucht husete und hegette, vermeldet und von dem rate dar umb beschuldiget wurde.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Rudel Moldner hat geschuldiget vor gericht [...] einen Hans Fischer, das er seinen morder, der ime sein son abgemordt hat, und die volger des mordes gehauset und gezeret hat.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
72v, 13
(
Leipzig
1588
):
Wenn man dem Diebe / was er gestolen / verhelet / hauset / herbergt / vertuschen vnd verbergen hilfft.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1388
):
Ez sol fuͤrbaz niemant dheinen hawsen, hofen noch halten, der nicht burger hie ist.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
beschließlich will mir uffgelegt werden, ich habe den Andreas Carelstatt uber verbott ains erbarn rats gehawst und geherbegt.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1448
):
dozwuschend det der hertzog den Juden in ocht, und wer in husete, herbergete, hilff und rat dete.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
um 1525
):
welcher [...] hinfürther frembd leüt hauset oder heüslich herberget one vorwissen ains ieden obervogts, der verfelt one alle gnad zu straf 5 ℔.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Dass kain teil dem andren sine viend, widerwertigen und beschaͤdiger, wissentlich nit husen, hofen, aͤzen, traͤnken, noch underschuͦb, noch hilf tuͦn.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
die sach gipt den vordren widerwertikeiten und besmachungen, die wider uns durch die Lamparter, ir húser empfacher und bschirmer in dem herzogthuͦm Safoy beschechen, sterkung.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1382
):
Ez sol och nieman den andern fuͥro me halten, husen noch hofen denne fuͥr den er wol versprechen mag, daz er der stat unschedlich si.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
Auf den tag [...] verpot man Hartman Onsorg die stat ewiklich mit weib und kinden von vil übler sach wegen, die er getan hett, in solt auch niemant hausen und hofen.
Bastian u. a., Regensb. UB
434, 2
(
oobd.
,
1375
):
Ez ist auch geret, daz wir zuͦ unserer vestt Ortenberch [...] nieman haimen noch hausen wellen, di di stat oder ir buͦrger zu R. wider reht wolten beswaͤren.
Klein, Oswald
25, 131
(
oobd.
,
um 1414
):
wer alde weiber hauset, | der hat ouch geren gest.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ;
Kisch, a. a. O. ;
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 78, 13
;
Roder, a. a. O. ;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
572, 5
;
Bastian u. a., Regensb. UB
163, 11
;
Auer, Stadtr. München ;
Niewöhner, Teichner
280, 129
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
77, 14
.
2.
›jn. als Bürger (einer Stadt) aufnehmen‹; Verallgemeinerung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1608
):
Solle hinfüro kain viertlmaister macht haben burger anzunemen oder wie sie es nemben zu ,hausen‘, sondern welcher burger werden will, der solle an herrn patrem superiorem suppliciern.
3.
›leben, wohnen, ansässig sein; ein Haus / eine Wohnung haben; sich aufhalten, verweilen‹;
zu  23.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. ,  4,  1, , (V.) 5.
Syntagmen:
hier, in der wiltnis, auf dem berg, auf der feste h.
;
wol h
.

Belegblock:

Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
17b, 1
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Auch ist er [vnser leib] vns da von ze starck daz er vns gar zv nahen gehavset.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
77, 22
(
Nürnb.
1548
):
Denn weyl ein mensch nit kan wissen / ob er dē morgē tag erleben wer / sol er sich also in dises lebē schickē / das er nit gedencke ewig hie zu hausen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Ir vetter [...], dye sahen an, das man nit mit zeitlichem gut zü himel mocht kommenn, dye [...] gaben es auß der hant und stunden von allem gut, sye hausten in dye wiltnüß.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 3, 35
(
schwäb.
,
1562
):
So aber ein person [...] iren jungen notturftigen kindern in den flecken, da sy wonend und hausend, umb die milch zu erhaltung derselben kinder wellt bitten.
Klein, Oswald
104, 66
(
oobd.
,
1429
):
Dorumb das ich von ebner wis | dick hausen müss auf hohen berg.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Unsere vorfodern, die alten Baiern, bliben etliche jar fridsam auf dem Norkau und hauset künig Adelger auf der vest Nürnberg.
Quint, Eckharts Pred. ;
Roder, Hugs Vill. Chron. ;
Kottinger, Ruffs Etter Heini ;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Rot
315
.
4.
›sich häuslich niederlassen / einrichten; in ein Haus / eine Wohnung einziehen‹;
vgl.  23.
Bedeutungsverwandte:
 2,  9,  16.
Syntagmen:
j. / etw.
(Subj.)
zu jm. h.
;
sich wo h
.

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
1, 4
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Got, euer tirmer, hasse euch, unselden merung wone euch bei, unglück hause gewaltiglich zu euch!
Niewöhner, Teichner
204, 42
(
moobd.
,
1360
/
79
):
wolt sich ayner zu mir hausen | der mein vreuntschaft nie gewan.
Stackmann u. a., Frauenlob
14, 31, 8
;
Niewöhner, Teichner
130, 77
.
5.
›jm. ein Haus / eine Wohnung errichten‹;
vgl.  23.

Belegblock:

Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
si [die pein] habent auch die art, daz si des êrsten dem volk hausent.
6.
›einen Haushalt führen, (gut oder schlecht) wirtschaften‹;
zu  6.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3, , .
Syntagmen:
den pflegkindern / pupillen h., jm. zu nachteil / schaden h.
;
mit dem geld h., getreulich / wol / übel / untreulich h
.

Belegblock:

Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
717
(
Nürnb.
1613
):
Liendle / wuͤstest du / dieser frist / | Wie wir mit deinem Gelde hausen!
Anderson u. a., Flugschrr.
28, 4, 32
([
Augsb.
]
1524
):
vnser alt vordern haben wol gehauset / haben eben vil zinß vñ gült kaufft.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Künig Pipin aus Gasconien füeret etwan ain unordenlichs leben, hauset übel.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
Alle die gerhabschafter im gericht haben, die sollen ihner monatsfrist sich bei dem richter anmelden und ihre raitungen firlegen, damit man sechen und wissen möge, wie si ihren pflegkindern haussen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Siegel u. a., a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  2.
7.
›etw. bewirtschaften‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Schmidt, St. Kastorst.
2, 197, 33
(a. 
1454
).
8.
›in der Ehe zusammenleben‹; ›Geschlechtsverkehr haben (auch außerehelich)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  2.

Belegblock:

Wickram
4, 36, 23
(
Straßb.
1556
):
haben beid lang mit einander gehauset / vil schoͤner und lieber kinder sidhar gezeuget.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1667
):
Da einer außer der ehe mit ainer andern hausete, der soll sie alsobald wöck thuen bei straff.
Vgl. ferner s. v. .
9.
›wüten, etw. verwüsten; rücksichtslos mit jm. / etw. umgehen‹.

Belegblock:

v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Dieses Feldzugs Obrister ware Milota Zawisch [...]: welcher [...] die Stadt Freysach mit sturm erobert / und daselbst gar uͤbel gehauset.
Jörg, Salat. Reformationschr.
789, 3
(
halem.
,
1534
/
5
):
damit sj [...] mit dem gschütz bas gegen Zug husen moͤchtend.