1
harre,
die
;
im Nom. Sing. meist mit apokopiertem
-e
;
zu
mhd.
harre
›das Harren‹
().
– Belege gehäuft wobd.
1.
›(zeitliche) Länge, Dauer‹; vor allem in der Wendung
in die harre
: ›auf die Dauer, weiterhin; langfristig‹.
Phraseme:
etw. in die harre spielen
›etw. in die Länge ziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2,  35,  1.
Syntagmen:
j.
(Subj.)
etw. in die h. nicht vertragen, etw.
(Subj.)
jm. in die h. beschwerlich werden, etw.
(Subj.)
in die h. bestehen / bleiben, aus etw. erwachsen, jn. in die h. bekriegen
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
In die harr | in die leng | längst.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Derwegen ich zweiffel, dass euch verdrüssig seyn würde, mir in die harr vnd lenge nachzufolgen.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
So bistu selbs ein groser nar, | Der du ietz bist vnd bleibst es in die har.
Bächtold, N. Manuel. Papst
48, 41b
(
Zürich
1525
):
Denn ich weiss nit me hus zuͦ han, | Sol es in die harr also bestan.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 232, 6
(
halem.
,
1508
/
16
):
Die dattend alle ein anschlag wider die von Bern, vermeintend sich, die in die har zuͦ bekriegen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass ich in grossen sorgen bin, der almaͤchtig Got werd es in die har nit vertragen, er werde lassen straf daruber gon.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
das us semlichen irrungen in die harr anders nit moͤcht erwachsen noch entsprungen sin, dann sorglich widerwertikeiten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
das man auch in einen schrecken einstoß und sag, man werd gar nit abziehen, die sach in die harr spielen.
V. Anshelm. a. a. O.
6, 129, 6
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
269, 21
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
258, 23
;
ders., Welthandelsbr.
178, 22
;
Barack, Zim. Chron. .
2.
›Verzögerung, Aufschub, geduldiges Abwarten‹;
zu  2.
Phraseme:
auf die harre
›mit Verzögerung‹.
Syntagmen:
h. erleiden
;
auf die h. spielen, etw. auf borg und h. aufnemen, jn. mit der h. gewinnen
.

Belegblock:

Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 19, 24
(
hess.
,
1548
):
E.F.G. wollen durch die harre und verzug in trostlicher zuversicht zue gotte nicht swache werden.
Lemmer, Brant. Narrensch.
25, 2
(
Basel
1494
):
Der ist me dann eyn ander narr | Wer staͤts vff nymbt vff borg vnd harr.
Jörg, Salat. Reformationschr.
175, 28
(
halem.
,
1534
/
5
):
das jr dis[putacion] wo die ütt lenger gewaͤrt haͤt / von den jren selbs gar zuͦ eim spott / und glaͤchter geraaten / [...] und was schon allso / mocht kein harr erlyden.
Ebd.
506, 16
:
die Eydgnossen muͦs man mit der harr gwünnen / und bekriegen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
In meinem orden ist bechannt | Ain ler, ist harr genant.
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Lemmer, a. a. O.
86, 21
;
Jörg, a. a. O.
403, 2
;
3.
›Warten auf eine Schiffsfahrt (bzw. Bestellung einer Schiffsfahrt)‹ (so das Glossar zur u. a. Quelle); Spezialisierung zu 2.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
kainer sol nach einer warr laufen in di stat. wër aber das tët, ist er dem richter zu wandel 12 ₰ und den urfarer was er di fart dient. Wan ain harr kumpt, di mag er behalten an den dritten tag.
ob ein urfarer vier menschen oder daruber in seinem haus hiet, di mag er wol zu ainer harr annemen.