harn,
(besonders omd. und oobd. auch)
3
harm,
der
,
seltener
das
;
-(e)s/–
.
›Urin‹.
Gehäuft medizinische und satirische Texte.
Syntagmen:
den h. abschlagen / (be)sehen / (nicht) behaben / (nicht) behalten / fahen / lassen / trinken / verstillen, den h. auf die gasse giessen / schütten
;
etw. an dem h. sehen
;
der kalte / lautere / rote / weisse h
;
die aufhaltung / verstopfung des h.
;
ein pflaster von h
.
Wortbildungen:
harnbrand
›dunkler mißfarbiger Harn, der Brennen verursacht‹ (
Bad. Wb.
2, 562
; a. 1566),
harnkrug
(15. Jh.),
harnwasser
(dazu bdv.: ),
harnweg
(um 1520).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
298, 1165
(
Magdeb.
1608
):
Die Ertzt [...] | Griffen den Pulß / sahen den Harn.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
152, 6
(
Frankf.
1535
):
So man dauon [Litargirium] trinckt / so verstillet es den bauch vnd harn.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
11, 3
(
Frankf./M.
1568
):
An dem Harn kan ich [Doctor] sehen frey | Was kranckheit ein Menschn thut beladn.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
128, 13
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Das die ziegen die beume nicht schelen oder abbeissen. So nim ziegenmist oder harm und bestreich die beume damit.
Haage, Hesel. Arzneib.
1r, 10
(Hs. ˹
noobd.
/
md.
,
E. 15. Jh.
˺):
Wen der harem ist weiszfar und lautter.
Ebd.
10r, 1
:
Wer das harn recht schowen wil, der sol gebinnen ein beysz glas, das vil lautter sey [...]. Es sol auch den harem nimmer gevahen, ee der mensch des nachttes entschlaff, wanne daz haren gebinnet nimmer recht varb uncz nach mitter nacht.
Keil, Peter v. Ulm
209
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Wer den harm nit behalten mag, Der nem ein gaiß-plattern vnd prenn sie zu puluer vnd seud daz puluer in gutem wein: daz trink nüchtern.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
sein harm wasser ist rot gefar.
Weitz, Albich v. Prag
169, 3
(Hs. ˹
nobd.
,
2. H. 16. Jh.
˺):
ir wert do noch haben eyne gute daͤung vnd wert ewren harn sehen wol gestalt.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
Zu-letzt begues er [der pfaff] ihn [den gaul] mit harm, | Meynt, ihm darmit zu machen warm.
Ebd. (
1563
):
Daß im auch nit im schlaff entgeh | Ein furtz, so im das loch erweich, | Oder der harme von im schleich.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
211r, 15
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Fúr die warczen: Nim das harn, das der / esel saich, vnd salb si da mit: si vallent.
Chron. Augsb. 4, 117 Var. z.Z.
27
(
schwäb.
,
v. 1536
):
het sie auch nichtz in ir gehept von überflissigkait der natur, weder speichel, harm oder stiel.
Voc. rerum (
Augsb.
v. 1474
):
Vrina. harnwasser vel seichwasser.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
[des igels flaisch] macht auch daz harmwazzer vertig und ist den nütz, die genaigt sint zuo der elephantischen auzsetzichait.
sein [luhs] harm wirt zuo ainen edeln stain, der haizet ligurius, und hât ain varb sam ain jâchant.
Aristotiles spricht [...], daz von kindes harm und von mezzink gar guotez golt werd.
Gereke, Seifrits Alex.
5378
(
oobd.
, Hs.
1466
):
wan sy [die ritter] westen vor duerst wie sy solten parn; | ettlich trunkchen irn harm.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1602
):
Alle die [...] den harmb auf die gassen giessen, die seint zu wandl schuldig.
Deinhardt, Ross Artzney
157
(
oobd.
,
1598
):
nimb von ainem jungen khnäblein, bei vier jarn alt, den harnn.
Peil, a. a. O.
526, 610
;
J. W. von Cube. Hortus
131, 9
;
Keil, a. a. O.
239
;
Stackmann u. a., Frauenlob 5, 118 G,
18
;
Ott-Voigtländer, a. a. O.
209r, 6
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
55, 2
;
Broszinski, Minner. Chir. Parva
71v, 31
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
108, 17
;
Bremer, Voc. opt.
1142
;
Vgl. ferner s. v.  4,  14,  3,  6,  4.