han,
der
;
-es/-e
(+Uml.) oder
-en
.
1.
›Hahn, männliches Haushuhn‹; vereinzelt genereller: ›männlicher Teil von Hühnervögeln‹; auffallend vielfaches Eingehen in Phraseme und Sprichwörter (vgl. generell die Belege).
Phraseme:
der indianische han
›Truthahn‹;
der afrikanische han
wohl ›Perlhahn‹;
die hanen einander beissen lassen
›einen Hahnenkampf veranstalten‹;
um den han tanzen / den han ertanzen
für ein Gesellschaftsspiel bzw. dessen Gewinner;
wie der han über kolen laufen
›etw. wie zufällig, ungewollt tun‹;
jm. den roten han setzen; der han im korb sein; nach etw. / jm. kräht kein han; der han beist jn. vom miste
o. ä.;
die hanen treten jm. ins gesicht
von einem
scheisser
gesagt;
jm. fliegt das gebratene hänlein in das maul
.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. , , , .
Syntagmen:
einen h. haben
›halten‹ /
gewinnen / ertanzen, (jm.) einen h. geben
(als Abgabe; vielfach),
die henne den han bedürfen; der h. krähen / singen, etw. zeigen, die flügel schwingen, hochfärtig / hübsch / fürsichtig sein, schöne kleider haben, das hun beissen, häne werden aus länglichen eiern; sich der hanen nären; dem h. den zagel ausziehen; jn. abwürgen wie die häne; der hauptlose han; eigenschaften / gewonheiten / geschrei des h.
Wortbildungen:
hanbaum
,
hanebalken
, jeweils ›oberster Querbalken unter dem Dachfirst, nächtlicher Ruhesitz des Hahnes‹,
hanefeder
,
hanen(ge)krähe
,
hanenkrähen
,
hanekrat
,
hanengesang
,
hanengeschrei
,
hanengrome
›Hoden des Hahns‹ (Gw zu mhd.
grome
›Hode‹; ),
hanenhödlein
›Beere‹ (wohl der Kornelkirsche),
hanenkam
›Kamm des Hahns‹; ütr. auch: ›Zieraufsatz auf dem Helm‹; ferner ein Pflanzenname (a. 1574),
hanenklaue
(a. 1482),
hanensteigen
›Wettklettern nach einem auf eine Stange gebundenen Hahn‹,
hanentanz
eine Feier zum Ende der Erntezeit sowie ein Element der Kirchweihfeier; auch ütr.: ›Verhandlungen (abschätzig)‹ (vgl. ; a. 1600;
Kramer, Volksl. Ansb.
1961, 119
;
281
; a. 1549),
hanentrit
,
hanenzehent
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Konventsb.
174, 33
(
preuß.
,
1406
):
40 stucke czymmers czu sparren und hanebalken czur kolschunen gekoufft.
Luther, WA f. (
1536
):
quando bibo forte plenum, ut rot ut han umb kampff.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Henn ohne Han bruͤtet das Nest.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1635
):
als ein edler Reuter (die itzo vber alle so wol Han im Korbe, als Meister im Felde seyn) sich hervor machen müßte.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 34, 1
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
Ein hane sol kren, ein hunt sol bellen, kerren ein swin.
Schmitt, Ordo rerum
347, 6
(
rhfrk.
,
1414
):
crista vogil cam ... eyn hanen kamp.
Koeniger, Sendgerichte (
rhfrk.
,
1517
):
von hunkelen- ader hanenzenen sal ein ycklicher geben von einer ycklicher klucken ader hüne einen hanen.
Froning, Alsf. Passionssp.
4838
(
ohess.
,
1501ff.
):
by dissen Judden wel ich bestan | als eyn hane, dem der zagel ist ußgezahen!
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
ein weise hannefeder auff ein klügling.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Gleich wie die Henn bedarff den Han: | Also der Monn der Sonn steht an.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
44, 11
(
Frankf./M.
1550
):
Der Han zeigt an die tollen Leut / | So gar nach nichts dann wollust streben.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
êr wan der hane singet, sô saltu min driweit vorloukin.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
91, 12
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Aus runden eiern werden hennen, aus länglichten werden häne.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Ey will mich der fremde Hahn von dem Miste beissen?
Mylius (
Görlitz
1577
):
Gallicinium Die zeit wenn die hanẽ krehen.
Das rote leplein an der Hanen Halse.
Gille u. a., M. Beheim
446, 73
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der adaler [...] fleugt nun ob den darffern her | und nert sich der hanen und hennen.
Voc. Teut.-Lat.
n vjr
(
Nürnb.
1482
):
Hanenkamp. crista oder ein kleinot auff einem helm.
Sachs (
Nürnb.
1535
):
Im sommer stecket ir die mayen, | Habt kirchwey, hochzeyt, tentz und rayen, | Kugeln, hannensteygen und lauffen.
Ebd. (
1556
):
Wo aber ich armer nem schaden, | So kreet doch kain han nach mir.
Ebd. (
1558
):
Er wolt sein stadl im zünden an, | Drauff setzen im ein roten han.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Ir [Weib] ist voller hannentrit | Vnd hat kein zahn im maul mehr nit.
Hulsius
H ijv
(
Nürnb.
1596
):
die Hanenkrehe / le chant du Coq.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Sie hat kein Alten scheisser lieb, | Dem die Hanen habn trettn ins gsicht.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
auff mein Kind, steh auff geschwindt, | So bald der Han die Fluͤgel schwingt.
Rohland, Schäden
427
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
[an dem
bein holz] wachssent die roten berlon, vnd nennet man es hannenhoͤdlin.
Grundmann u. a., A. v. Roes
197, 22
(
alem.
,
15. Jh.
):
das die Gallici, das ist die Walhen, nit unmúglich geheissen sint von der naturen und eygenschafft, die ein gallus, das ist ein han, an im het. [...] Die boͤsen eygenschafften des hanes sint dise, das er ist hochfertig, schryende, unkúsche, unstete, snelle zu̇ kryegende und unstette zu̇m fridden. Da von die Gallici, [...], sȯllent wissende sin, das sy [...] von snoͤden somen der Walhen iren ursprung enpfangen hant. Aber die gu̇ten eygenschafften des hanes sint, das er húbsch ist [...] mynnesam und milte. Da von weliche die eygenschafften an yn hant, die sint von edelem stamme der Walhen komen [...]. So sint diß die aller besten gewonheyten des hanes, das er fúrsihtig wachende ist [...]. Diß sint die geistlichen eygenschafften und gerehtikeyten, an den fúr die andern treffende und schynende sint die guͦten und gelerten prelaten der Walhen.
Leisi, Thurg. UB
7, 1021, 10
(
Ermatingen
1375-1400
):
Ist aber, das ainr ain han in sim hus hat, der behebtt den erben dem som wins.
Wyss, Luz. Ostersp.
7075
(
Luzern
1545
):
Ee hinacht zwey hanengsang werden than.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Do kart sich Jaͤtzer um und gesach sine verbuzeten vaͤter ab irem hanbom stigen, daruf si gehuret.
Adomatis u. a., J. Murer. Zorob
196
(
1575
):
Bym aller besten hab ich die | [...] | Pfawen zum besten und Phasanen | Schneegaͤns und Indianisch Hanen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Hanengekraͤy. [...]. Das Hanengeschrey / Die zeyt d’ nacht wenn die Hanen kraͤyend.
Sappler, H. Kaufringer
32, 69
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ich sprang von want zuo wenden | recht als ain hauptloser han.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
der von Weinsperg hett den hanen ertantzet und wolt nit minder haben dann hundert tausend guldin für die kaufleut und ir guet.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Damit hat kain han mehr darnach gekreiet.
Ebd. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
der alwegen hievor vermaint het, er were an dem ort allain der han im korb.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die henn tregt diu air in der rehten seiten irs leibes, dâ diu händl auz werdent.
Klein, Oswald
11, 45
(
oobd.
,
um 1423
):
nim ross und wagen, henn und han, | gen niemant tü dich naigen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1513
):
Schneider zue Schwartzaw ist schuldig jerlichen einem pfarrer zue geben zwenn hannen von ainer hofstat.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
wie man [...] spectakel helt, daran man die hanen an einander beissen lesst im weinmonat.
und flogen in also (wie man spricht) pratne hendl in das maul.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
Als aber zwên han in ainem haus nit eins in die leng pleiben, wart er von seinem brueder Rhamesses, [...], vertriben.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
133
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 kopf inn einem gemalten lamglichten ledlin von einem africanischen hanen oder henn, meleagris von C. Gesnero genant.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1328
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
544, 1203
;
546, 1261
;
Kollnig, Weist. Schriesh.
78, 19
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern f.;
ders., Wirtsch. Bern ;
ders., Gebiet Bern ;
Vogel, Salb. Heiliggeistsp.
45, 31
;
Bremer, Voc. opt.
56057
;
Dietz, Wb. Luther ;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 80
;
Vorarlb. Wb.
3, 1094
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v. (V.) 2, , , (
das
3,  1.
2.
eine in einer Gruppe durch ihre Stellung oder durch besonderes, auch merkwürdiges Verhalten herausgehobene Person; im Siebenb.: der in Städten das Wirtschaftswesen besorgende Beamte; Ortsvorstand in Dörfern (möglicherweise mit richterlichen Funktionen).
Phraseme:
seltsamer han
›komischer Vogel‹.

Belegblock:

Mannack, Rist. Pers.
169, 22
(
Hamburg
1634
):
Daß mag ich warlich wol lachen / der muß ein seltzamer Haan seyn / hat er sich etwa sonsten in Kriegen versuchet.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
611, 3320
(
Magdeb.
1608
):
Die von sein eigen Vnterthanen / | Waren die allerbesten Hanen / | Jn vielen Kriegen wol versucht.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
5237
(
rib.
,
1444
):
Nym hie desen breiff, untdoe | Ind lys in vur diesme hennekyn
[Var. in
Bömer
, Pilgerf. träum. Mönch 5123:
knaben
].
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Darumb ist er ein dapffer han, | Vnd ist vnß ein guͦter hauptman.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das seltzame henle vom adel [...] macht, das der graf sich entschloss, [...].
Rechn. Kronstadt
1, 184, 11
(
siebenb.
,
1507
):
am tagh Fabiani vnd Sebastian han mÿr dem hannen gegen 23 flor. tenetur.
Ebd.
184, 15
(
1508
):
der han ÿst schuldich der stat an der czerung ken Offen flor. 154.
Rechn. Hermannst.
135, 44
;
377, 30
;
135, 44
.
3.
›Hahn an Fässern o. ä., Zapfhahn‹; auch ›Hahn an einer Feuerwaffe‹.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
97, 1
(
preuß.
,
1449
):
6 eren hanen, do man durch czapt.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Harpax Der han auff d´ Buͤchsen.
Hulsius
H ijv
(
Nürnb.
1596
):
Han / oder laaßzapff / une canal, vn robinet, buse.
Maaler (
Zürich
1561
):
Haͤne (das) oder zapff / als an fassen oder anderen dingen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1520
(
oobd.
,
1607
/
11
):
die hanen zu dem bogen, der wasser gibt sambt seinen 4 nägeln.
Ebd.
2306
:
darauff gerichte 4 gleiche hanen, wie uff büxen mit ihren fewerstainen an einem rad auffstehendt.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1486
):
ain messein han zu ainer hampoting, ain messein leuchter.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
95, 2
;
Lippert, UB Lübben
2, 205a, 14
;
Ralegh. America f.;
4.
›Hahn auf Häusern, Wetterhahn‹.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1562
):
Der höchst zu Landshut ist der hon, | Der auff Sanct Martins thuren steht.
Ebd. (
1558
):
Eß niemand kein han, | Die obn auff dem kirchthuren stahn.
Vgl. ferner s. v.
2
 1,  1.