halsgericht,
das
;
-s/–
.
›Gericht über Leben und Tod‹; als Metonymien: ›Sitzung des Halsgerichtes‹; ›Recht e. P. über Leben und Tod‹; ›Bezirk, Gültigkeitsraum eines Halsgerichtes‹;
zu  5.
Überwiegend Rechts- und Wirtschafttexte.
Syntagmen:
das h. aufrichten / besitzen / halten / brauchen, jm. das h. verleihen, das h. mit richtern besetzen, sich das h. vorbehalten; das h. jm. zustehen; des h. warten; in dem h. sitzen, in das, zu dem h. gehören, mit dem h. berechten, etw. vor dem h. behandeln, jn. zum h. urteilen, ein urteil vor dem h. fällen, an dem h. etw
. (z. B.
die inzicht / entschuldigung
)
ausfüren
;
das obrigkeitliche / peinliche h.; die herlichkeit des h
.;
der brül ausserhalb dem h., schöpfen zum h
.
Wortbildungen:
halsgerichtsherre
(a. 1522),
halsgerichtsordnung
,
halsgerichtsrecht
,
halsgerichtszeichen
.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
das Blut oder Halsgericht war jnen von den Romern genomen.
Ebd. (
1529
):
[Pilatus] hatte das Halsgerichte.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
208, 25
(
thür.
,
1474
):
Als ir uns zcweyer part orteyl, dy vor halsgerichte geyn eynander gefellet sint, gesant unde recht darobir zcu sprechene [...] gebetin habit, Mertin Kylhouwer nach halßgerichtisrechte als eynen nesten swertmagk Heynrichs Kylhouwers, [...], am andern teyle belangende.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1497
):
zu peinlichen sachen sollen die selbigen dyner adir dyneryn der prelaten, [...] vor dem richter, [...], welchem die obir- und halszgerichte [...] zustehen, [...] gerechtvertiget werden.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Dhweil durch die schöpfen des oben bemelten halsgerichts [...] ein urtel gesprochen.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dyberey, flisend wunden, totsleg oder anders, daz zum halszgericht gehoͤrt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
Am montag [...] ist halsgericht gewesen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
war der hawf in seiner ordnung wider furt geruckt und uber den pruel awsserhalb dem halsgericht allhie hin und Newseß zu gezogen.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
da war | Eins tags gehalten halsgericht.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 384, 42
(
schwäb.
,
1578
):
der übertretter wurde [...] nach den reichsconstitutionibus und peinlicher halßgerichtsordnung härtiglich gestraffet.
Ebd.
759, 29
(
1622
):
sicht es die herrschaft und obrigkeit für guet an, daß daß bluet- und halßgericht mit zwölf richtern alhie solle besetzt werden.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1611
):
Welcher einen vorsätzlichen bedächtlichen todschlag begehet [...], selbiger soll nach ausweis der göttlichen und weltlichen rechten, auch des hl. reichs halßgerichtsordnung an leben gestraft werden.
Ebd. (
1556
):
nit allain ain gemain jurisdiction und gerichtszwang sonder hohe und nidergericht ... ain halsgericht, stock und galgen aufzurichten und den pan aber das blut daselben zu richten zu lehen verliehen.
Ebd. (
1532
):
Wölcher ain markstein, [...], verruckt, [...], den mag der halsgerichtsherr [...] straffen.
Nyberg, Birgittenkl.
49, 32
(
oobd.
,
1496
):
die oͤberikait vnd herlikait des halßgerichtz daselbs haben sie vns [...] ledigclich [...] ybergeben.
Lampel, Qu. Wien
1, 8, 15656, 3
(
moobd.
,
1458
):
wie das hals und pluͦtgericht [...] gebraucht weͣr worden.
Grosch u. a., a. a. O.
170, 13
;
Kohler u. a., Bamb. Halsger. ;
Mon. Boica, NF. ; /26;
2, 1, 258, 5
;
Gehring, a. a. O.
3, 69, 11
;
Nyberg, a. a. O.
30, 14
;
Bastian u. a., Regensb. UB
54, 25
;
Vgl. ferner s. v.  5.