halb,
Adj.
1.
von ein-, zwei-, dreidimenzionalen Bezugsgrößen, die exakt meßbar sind (besonders von Zeit, Flächen, Räumen, Beträgen) oder die als meßbar gedacht werden (wie z. B.
der lon
), und von Handlungen, die sich auf solche Bezugsgrößen beziehen; ›halb, zur Hälfte‹.
Phraseme:
der halbe wagen
›Karren, Einspänner mit 1 Knecht‹;
der halbe vers
;
halbe 14 tage
›1 Woche‹;
halben weg
›halb‹;
halbe des / dem [...] andere (halbe) des / dem
o. ä.
Syntagmen
mehrfach als präd. Attribut (subjekt- wie objektbezogen), teils kongruierend zum Bezugssubstantiv, teils unflektiert, teils in erstarrter adv. Form, meist attributiv vorangestellt, mehrfach nachgestellt:
den steg halben machen, jm. etw. um halben zin
[›um die Hälfte, die der Besitzer der Schmelzhütte für das Schmelzen erhält‹]
nachlassen, die suppe halbes ausessen, etw. halbes abziehen, den grummet halb nemen, etw. halber e. P. und halber e. [anderen] P. sein, etw. ist halber mein, halber sein; der halbe becher / eimer / garten / grad / hof / lon / pfennig / same / tag, das halbe gut / jar / lehen / mas / pfund / teil / tuch / viertel, die halbe hube / nacht / nobel
(eine Münze) /
robat / stunde / taglänge / zeit, die mauer halben, die halben schützen
›die Hälfte der Schützen‹,
die nacht mer dan halb, (bei) nahe halbes
›fast zur Hälfte‹.
Wortbildungen:
halbabend
(vgl. den Beleg
Luther
),
halbachtteil
›halbes Achtel‹ (a. 1621),
halbäcker
›halbe Eichel-, Bucheckernmast‹ (a. 1523; dazu ggs.: ; s. v. ),
halbamig
›ein halbes Ohm fassend‹ (a. 1537; s.  1),
halbatlas
ein Seidenstoff,
halbbatze
›halber Batzen‹ (a. 1578; Beleg s. v. ),
halbbaum
›gespaltener Baum zu verschiedenen Zwecken‹,
halbbaumflos
,
halbbaumwollen
,
halbberger
›Winzer im Halbbauverhältnis‹ (a. 1533),
halbbogen
›halber Druckbogen‹,
halbbogig
›den halben Fensterbogen füllend (von Glasgemälden)‹,
halbdiameter
›Radius‹,
halbdik
die Hälfte einer Silbermünze (a. 1608ff.),
halbeimer
›halber Eimer als Weinmaß‹,
halbeimerig
,
halbeisen
wohl ›schmiedefertig gespaltener Eisenstab‹,
halbenpfünder
ein Rechenwert für ein Weinmaß,
halbfischer
›Fischer, der die Hälfte des Fangs abzuliefern hat‹,
halbvogel
›Vogel vom halben Wert eines Krammetsvogels‹ (a. 1655),
halbfuder
ein Hohlmaß für Wein,
halbfuderfas
(a. 1537),
halbfudrig
›ein Halbfuder fassend‹ (a.1416f.),
halbfüssig
›einen halben Fuß lang‹,
halbgeld
›halber Wert eines Geldbetrages‹,
halbgosler
eine Goslarer Münze im Wert eines (a. 1497),
halbguldener
›Halbgulden‹ (a. 1535),
halbgültig
1,
halbgut
›die Hälfte des Wertes einer Vergleichsgröße‹ (a. 1350f.),
halbhaus
(hd. a. 1610),
halbhausgeld
(a. 1491),
halbheit
›Hälfte‹ (16. Jh.),
halbhimmel
›Hemisphäre‹,
halbhof
,
halbig
(a. 1555),
halbigteil
(a. 1563),
halbjar
,
halbjärling
›halbjäriges Tier‹ (a. 1578),
halblönig
(dazu ggs.: , ) ›nur mit halbem Lohn zu bezahlen‹ (a. 1620),
halbmalterig
(a. 1535),
halbnotig
(dazu bdv.: ),
halbort
›Hälfte eines Orts (einer Münze)‹ (a. 1554),
halbpfündig
,
halbriedig
(dazu ggs.: , von
grosche
gesagt; Zuordnung des Gw?),
halbring
›sichtbare Hälfte der Hemisphäre‹ (dazu bdv.: ),
halbsäumig
›eine halbe Saumtierlast fassend‹ (a. 1510),
halbschöppig
›einen halben Schoppen fassend‹ (a. 1587),
halbschoter
›die Hälfte eines Skots bildende, seit 1370 geprägte silberne Groschenmünze des Deutschen Ordens‹ (so
Kahnt u. a., Alte Maße [...]
1987, 118
),
halbschühig
›einen halben Schuh lang‹ (a. 1594),
halbsinwelkeit
(wie
halbhimmel
),
halbstrinkenkänlein
›halbes Trinken fassendes Kännchen‹,
halbstundglas
›in einer halben Stunde ablaufende Sanduhr‹ (a. 1593),
halbtonig
(dazu bdv.: ),
halbtuch
Maßangabe ›halbe Webstuhbreite‹ sowie ein gemischtes Gewebe,
halbtuchleinen
(a. 1558),
halburnpunze
›eine halbe Yhre haltendes Faß‹ (Gw zu mhd.
punze
›Faß‹, dies aus ital.
punzone
; ),
halbvieh
›von 2 Eigentümern je zur Hälfte genutztes Vieh‹,
halbwelt
(dazu bdv.: ),
halbwinne(r)
›Pächter um halben Ertrag‹,
halbwinnerrecht
,
halbwinnersche
,
halbwurf
wie
halbbau
(a. 1505),
halbzirkel
›Halbkreis‹.

Belegblock:

Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. (
um 1470
):
Emisperium halb rinck als weit als einer den hymmel siet.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
111, 11
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
geg(even) Pet(er), dem halffwijn(n)e zu Rodincge(n), vur myns gegedige(n) h(er)n deil, as gewoenlich den snede(r)n in dem arne 3 Malter.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 60, 17
(
preuß.
,
1391
):
eyne grobe muncze als Halbeschoter, Schillinger und Virechen ez bisher im lande gewest und noch ist.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
141, 21
(
preuß.
,
1398
):
vor dez wergmeisters fuer 8 stucke halbysen, item 20 czangen und 3 syteczangen.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1401
):
42 halbenobeln ungerisch reynisch gulden under enander und 47½ stocge silbers.
Mendthal, Geom. Culm. (Hs. ˹
preuß.
,
A. 15. Jh.
˺):
Eyn stucke von dem cirkilvelde heyst, das cleynir yst wen eyn halbcirkel, vnde grossir yst wen eyn halbcirkel.
Luther, WA (
1540
):
Die Bawren teilen sie [nacht] von fruͤe morgen bis an den halben mittag i. e. ad 9., a 9. ad 12., postea a 12. ad 3. Das heisst halb abend, a 3. ad 6. gantzen abend.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
der [hauptman] hilte einenn halbfischer, sein teil lisse er saltzen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
so der son den vater me den halp sin guͦt vortan hat mit vnvore.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1651
):
der halbwin soll beyfuhr thun und zu der zeit, das sie das haus aufrichten, die kost geben.
Wyss, Limb. Chron. U (
mfrk.
,
1393
):
daz sal allez halber unser sẏn unde halber unser egenanter stede.
Struck, Joh. Pfannstiel
55, 29
(
mosfrk.
,
1526
):
noch ein maßkann und eyn halb maß.
Ders., Klöster
443, 52
(
mosfrk.
,
1528
/
43
):
Der cleyne stulle 32 ele halbtduch breytt und 34 halbtduch breytt.
Grimm, Weisth. (
mosfrk.
,
1546
):
den scheffen vor ihren lohen ein halbfuder.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
die halb ridigen und gantz ridigen groschen und ander groschen solten gehen nach iren werden als vor.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
Sich halp mîn gût, herre, gebe ich den armen.
Gärtner, Widm. Rechenb.
504, 19
(
Leipzig
1489
):
das der sexangelseyten eyne albeg so langk ist als der halbdiameter deß circkelß der vmb den sexangel geet.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
49
(
omd.
,
1563
):
Wann solches vom berckambt geschehen, so mag man den zinstein und gekrez vornemblich den vorsteher des gemeinen kastens umb halb zin oder sonsten gleichen kauf nachgelaßen werden.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
stund. und min. von Mittage biß zu der Sonnen untergang: nemblich die halbe tage⸗laͤnge.
Keil, Peter v. Ulm
2
(
nobd.
,
1453
/
4
):
netz die hend mit frawen-milch vnd halbs roßen-öl.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
19, 5
(
nobd.
,
1470
):
das sie einem herrn ye ein jar [...] geben sullen zusamen 24 sumer korns [...], und das heist voller same, und das ander jar 12 sumer korns [...], und das heist halber same.
Ebd.
98, 27
(
15. Jh.
):
es seint ettliche gutter, die dynen den herren zu halben tagen.
Ebd.
104, 12
(
1503
/
36
):
Sy theiln aüch mein her den nachzugt, dy mener halb firczen tag.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 178, 17
(
nobd.
,
1464
):
Derselbig pawer des Herberczhoff nympt das gromet halb mit de halbpawern.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
do ist ein schiedung oder teilung des wassers unter der erden, also das das wasser halbs geet vor des Paumgartz haus auf und [...] das ander halbteil des wassers geet unter die erden in ein rörn.
den stege [...] sol der stat paumeister halben und die mullnerin dapei halben machen.
Voc. Teut.-Lat.
n vv
(
Nürnb.
1482
):
Halberuerß. emisticus. hemisticium. [...] Halbnotig. semitoniu͂. vt sic. oder halbdonig. [...] Halberringk. od’ halberhymel. od’ halbsynwelkeit. emisperiu͂.
Fischer, Folz. Reimp.
29, 29
(
Nürnb.
um 1488
):
So er [spiler] um halpgelt es hingeyt.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Der halben silben cleng | Pringstu zu lang ir aneheng.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Mehr 20 halb bogen aller gattung gleich durch einander pro 1 gulden.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
72, 34
(
Nürnb.
1548
):
wenn er ein Vatter vnser / in einer stundt / oder halb außbeten kan.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
Wenne die halben schutzen schüßent, do soltent die wile die andern halben ire bogene inzihen.
Krebs, Prot. Konst. Domkap.
7262
(
nalem.
,
1522
):
Der Stöuber hat anbracht, wie derselb abgestorbner aigen vnnd halbfich verlassen vnnd aber das halbfich besser sye, dann das aigen, deßhalb hab er den fal von dem halben oder zu der gemain gestelten fich begert.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
603, 22
(
halem.
,
1631
):
so ein knab verdinget wirt, soll angentz den halben lehrlohn geben; so dan die halbe zeit verfloßen ist, soll der ander halb theil ouch verfallen syn.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
217
(
Genf
1636
):
Halbpfuͤndig / o. De demi liure.
Dreckmann, H. Mair. Troja
26, 1
(
oschwäb.
,
1393
):
do warend si [...] die naht mer dann halb, [...], vil lieplich bi anander.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
28, 26
(
noobd.
,
1347
/
50
):
der augenender ist ain kraiz, der unserm gesiht gleich tailt den obern halphimel von dem undern halphimel. Und davon haizzt er der augenender und haizzet auch der kraiz dez halphimels oder der halpwerld.
Ebd.
30, 16
:
wanne die sunne begint sich danne widerkeren zu der undern halpwerld und begint fliehen von uns.
Ebd.
50, 20
:
Daruͤmb ist den leuten ain halpjar tak und daz ander halpjar naht.
Ebd.
55, 4
:
deu himelspitzze wirt erhoͤht uber den augenender fuͤnfzig grad und ainen halben grad.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
si [läut] habent halbfüezig zend, wan si sêrent dem næchsten seinen leip.
den stain [Corallus] vindet man halpfüezigen an der grœz.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1365
):
daz man dez newn waelschen weins den halbenpfunder von hinnen biz auf den Oebristen nicht tewrer sol geben [...] dann umb 2 dn.
Bastian, Runtingerb.
2, 234, 23
(
oobd.
,
1405
):
vir halbewͤ tuch von Mastricht, der praiden.
Schmitt, Ordo rerum
8, 12
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Emisperium [...] dy vberhelfft dez hymel [...] dimidia spera halbring halbhimel et proprie est illa pars celi que nobis apparet.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
ist ganz Armenien [...] bei drithalb hundert meil lang, halben weg so vil prait.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1630
):
ainer von ainem hoff soll drei tag zu acker fahren, und zwenn halbhoff auch sovil.
Ebd. (
A. 16. Jh.
):
so soll man anschlagen auf ain ieden hoff 4 ₰ und auf ainen halbm hoff oder erb 2 ₰.
Ebd. (
1512
):
das die gmain zu der zeit des weinlesens ainen halben wagen, ain ros, ain knecht [...] schiken sollen.
Ebd. (
1528
):
halbmwegk als vil als der weingarten werd ist.
Ebd. (Hs.
E. 16. Jh.
):
und soll dann die hämbnägel schlagen und darnach auß dem emer nemben viertel-, achtel- und halbsemer.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
ein ganzer hof der bemelten schäffel zwai, ain halber hof oder hueb halbs alsovil.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1568
):
Lang halbpämb flöss, so 40 stämb halten sollen 23 werchschuech lanng [...] sein. [...] Gmain halbpämb zu 40 pämen, sollen 19½ werchschuech lang.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1485
):
Vier halbvrnponntzen.
Ebd. (
1481
):
ain halbstrinckenkändli.
Piirainen, Stadtr. Sillein
54r, 37
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
so muͤst si geͤben eynen schilling den nam der herre daz halb tail.
Rechn. Hermannst.
306, 13
(
siebenb.
,
1500
):
halbatlicz pecias 37, de his recepimus pecias 2.
Rechn. Kronstadt
2, 396, 3
(
siebenb.
,
1534
):
Stephano conservatori sigilli regii dedimus unam peciam de albae telae, halb bawm woͤllen, flor. 5.
Joachim, a. a. O. ;
Toeppen, a. a. O.
272, 7
;
274, 32
;
Große, a. a. O. ; ; ;
Alberus, Barf. ;
Wyss, a. a. O. ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
108, 21
;
110, 8
;
Ralegh. America ;
Keil, a. a. O.
152
;
Rupprich, a. a. O. ;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
214v, 19
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern ;
Bächtold, H. Salat ;
Barack, Zim. Chron. ;
Brévart, a. a. O.
48, 25
;
Dirr, a. a. O. ;
Bastian, a. a. O.
2, 242, 18
;
Klein, Oswald
16, 30
;
23, 64
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ; ;
Starzer, a. a. O. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
18, 24
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
41r, 27
;
ders., Stadtr. Kremnitz
13
;
ders., Igl. Bergr.
39, 26
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 120
f.;
Rwb ff.; f.;
Bad. Wb.
2, 536
f.;
Öst. Wb.
2, 645
f.
Vgl. ferner s. v. ,  1, ,  2,  1,  4, .
2.
›mittler, in der Mitte‹.
Phraseme:
in dem halben schwert
kennzeichnet eine Fechthaltung, in der die Rechte den Schwertgriff hält, die Linke in der Mitte des Schwertes liegt; die Haltung dient der Verstärkung des Stoßes.
Wortbildungen:
halbfurche
›Rain zwischen 2 Gewannen‹ (a. 1490; dazu bdv.: vgl.  1),
halbteil
2 ›Mitte‹.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Mainz
1605
):
Mitten in kaltem winter, | Wol zu der halben nacht.
Voc. Teut.-Lat.
n vv
(
Nürnb.
1482
):
Halbteyl. medium. oder mittel. oder mitteltayl.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
/
5
):
dÿ awg prawen erheben sich jn der mit v̈ber dy linj l piß ins halbteill zwischen o l der zweÿer zwerchlinj.
Karnein, Salm. u. Morolf
493, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
sie mussent es halber under wegen lan.
Wierschin, Liechtenauer. Fechtk.
152, 12
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Die erst huͦt jn dem halben schwert. Item, halt din schwert mitt der rechten hand by der händhäbe; vnd mitt der lincken gryff mitten in die clingen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1526
):
daselbs über weg und steg bis gen Sand Osbald in Traawald auf halbe ire pruggen.
Rupprich, a. a. O. ;
3.
von Bezugsgrößen, die im Unterschied zu 1 weniger als meßbar gedacht werden, so daß die Teilung mehr oder weniger auf die Hälfte bezogen werden kann; ›teils, etwa zur Hälfte, halb, halbwegs, irgendwie‹.
Phraseme:
sauferei zu halben und zu vollen, zu ganzen und halben saufen, halbs oder vols bescheid
(vgl. auch  1)
tun
o. ä. bezogen auf das teilweise (im Unterschied zum völligen) Austrinken eines Glases.
Wortbildungen:
halbbettig
›zu einem einschläfrigen Bett gehörig‹ (a.1380),
halbfeiertag
(a.1541f.),
halbmensch
,
halbmonachtig
›halbmondförmig‹ (a. 1606),
halbros
,
halbschif
(a. 1553),
halbsinnig
1. ›halbwegs verständig‹ (a. 1529),
halbschuh
,
halbteil
3,
halbwachsen
(dazu ggs.: ).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 322, 33
(
preuß.
,
1418
):
das trunkenheit, soferie czu halben unde czu fullen, gestoret werde.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
Oelschlegers Sohn, ein halbwachsner bube.
Wunderlich, Fierrabr.
105, 29
(
Simmern
1533
):
ich laß dich vmb das halbtheyl der welt nit hinziehen.
Alberus
s jr
(
Frankf.
1540
):
Semiplotta, uenatorium calcei, halb schuͦch.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
28, 27
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
er [man] sei nu halb gütig oder scharpf, dannoch ist da kein mittel.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
33, 35
(
omd.
,
1487
):
du vindst sÿe alle tage toll vnd foll seÿnn wÿe dÿ Schweÿne. Zcu gantzen vnd halbenn (wÿ dÿ ochßen) sauͥffen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ist iz [swin] aber halpwachsen oder also, so muz man di achzen pfenninge schichten.
Stackmann u. a., Frauenlob
3, 11, 3
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
Die forme, halp gecrönet | nach küniges recht | und halp ein meitlich borte.
Voc. Teut.-Lat.
n vjr
(
Nürnb.
1482
):
Halbmensch. od’ halbroß. ypoce͂taur‘.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
12r, 9
(
Zürich
1521
):
Petrum / der noch ein halber Jud was / [...] / strafft der / der da beschirmt ward.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die andern sprechent, daz ez [Onocentaurus] halbez ain mensch sei von dem nabel über sich und halbez ain esel niden hin ab.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
52
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Solchs laster in seine(m) haus od(er) wonung nit gestatte, halbs od(er) Vols beschaidt zuthun.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
483, 26
;
Stambaugh, Friederich. Saufft.
29, 10
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Piirainen, a. a. O.
58, 16
;
4.
›relativ zum Üblichen, Erwarteten, Geforderten nur unvollständig, halb, defizient‹; je nach Bezugsgröße z. B.: ›unklar (von Worten)‹; ›schwach (vom Wind)‹; ›lasch, halbherzig (von der religiösen Übung)‹ usw.
Phraseme:
der halbe hake
›kleine Hakenbüchse‹ (vgl. );
der halbe schlag
›einseitige Lähmung infolge eines Schlaganfalls‹,
die halbe insel
›Halbinsel‹.
Syntagmen
(generell mit Tendenz zur Phrasematisierung, man vgl. deshalb die Belege):
h. erstehen
;
halber ansichtig sein, etw
. (z. B.
die worte
)
kaum halbe sein, der halbe bruder / christen / esch
(dazu ggs.:
gewachsener esch
)
/ flügel / man / wind, die halbe beweisung / ehe / läme
(dazu ggs.:
ware läme
)
/ schwester, das halbe auge / bier / futter / geburt / gesicht / har
(dazu bdv.:
lindes har
)
/ märe, halbe worte, mit halben mund, mit halben farben
;
halb geflochtenes har
.
Wortbildungen:
halbander
›halber Christ‹ (a. 1654),
halbbet
›Lotterbett‹ (a. 1540),
halbbord
›kleiner Händlerstand‹ (a. 1628),
halbbürtig
(von Geschwistern mit 1 gemeinsamen Elternteil; a. 1618),
halbdomherre
,
halbfeste
›Festungsreste‹,
halbgebacken
von Deutschsprachigen gesagt, die sich allzu eifrig des Französischen befleißigen,
halbgeschwisterde
,
halbgeselle
›noch nicht freigesprochener Handwerker‹ (a. 1621),
halbgezeugnis
›unvollständiger Beweis‹ (16. Jh.),
halbgraf
›Stellvertreter des Grafen‹ (a. 1454),
halbgültig
2 ›noch nicht schlachtreif (vom Schwein)‹ (im Gegensatz zum Schlachtschwein; 14. Jh.),
halbgürtel
,
halbhake
(a. 1558) ›kleine Hakenbüchse‹ (s. Phras.; dazu bdv.:  4),
halbhose
›kurze Hose der Landsknechte‹,
halbinsel
(wie das Phrasem),
halbkrümper
wohl eine Art Messer,
halbku
›Pachtkuh‹ (a. 1379),
halblat|nagel
›kurzer Nagel für Latten‹ (a. 1541),
halbleist|nagel
›kurzer Nagel für Leisten‹ (a. 1541),
halbman
2,
halbmeister
›Person mit einem in Bezug auf den Meister untergeordneten Rang‹, z. B. ›Baccalaureus‹, oder allgemein: ›Gehilfe‹,
halbnagel
›kurzer Nagel‹,
halbpferd
›Maultier‹ (a. 1322),
halbplette
›kleines Flachschiff‹ (a. 1494),
halbpriester
eine Person mit gewissen priesterlichen Funktionen und Aufgaben des Küsters,
halbritter
,
halbsacramenter
›das Abendmahl unter 1 Gestalt reichende Person‹ (a. 1521),
halbschuster
,
halbsinnig
2 (dazu bdv.: ),
halbspies
›Spieß leichter Art‹ (16. Jh.),
halbstiefel
(a. 1441f.),
halbtreide
›geringwertiges Getreide (nicht Weizen)‹,
halbwagen
›Karren, zweirädriger Wagen mit Gabeldeichsel für 1 Zugtier‹,
halbzeug
›Faserstoff bei der Papierherstellung‹ (a. 1649).

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
Wir aber sollen wissen, das Christus nicht ein solcher geukler jst, der mit halben worten redet.
Ebd. (
1538
/
40
):
Wen itzt der Herr Christus keme mit einem halben flugel eines Engels, so wurde Bapst und Turcke und jederman ihme zun fussen fallen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
etlîche liute, die varnt über sê mit halbem winde und koment ouch über.
Etlîche liute die erstânt halbe, sie üebent sich an einer tugent und niht an der andern.
Koeniger, Sendgerichte (
rib.
,
17. Jh.
):
Der halb priester ist der offermann. Derselb sall so geschickt [...] seyn mit lehssen und singen, wie solches einem offerman zu Wyher zosteht; sall seinen pastor fragen, wanehe und was zeit er missam thun willt, darnach alsdan leuten, auch mit ime vorgehen der gemaine, zo reichen die h. sacramenten in pestilenzzeiten [...]. Sall auch sein in der wachten tag und nacht widder das wedder zo leuten mit einer klocken.
Alberus
Hh ijv
(
Frankf.
1540
):
halbman, Androgynus, hermaphroditus [...] zwidder.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
69, 8
(
Frankf./M.
1568
):
darzu | Fastnegl / Schuchzweck / ich [Nagelschmid] machen thu / | Halbnegel / pfeningnegel starck.
Strauch, Par. anime int.
59, 34
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan halpsinnige lute antwortin allir snellist, und dunkit si daz si allir meist wizzen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
112, 38
(
thür.
,
1474
):
Ist darnach daz kint, von deme andern wybe geczuget, auch vorstorbin, unde hat eß nach sich gelaßin sin halbgeswisterde.
Voc. Teut.-Lat.
n vr
(
Nürnb.
1482
):
Halbercristen. cathecuminus.
Ebd.
vv
:
Halbgurtel. oder smales gurtelein. semicinctium.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do sprang sü balde uf ir ros und rante also mit irme halber geflohten hore [...] gein Babilonie.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
ob es vm͂ ein gantz gelid oder ein teil eines glides sy. oder ein ware leme / oder ein halbe leme.
Schorer, Sprachposaun
7, 11
(o. O.
1648
):
Solte ein selcher halbgebackener Teutscher Frantzoß sich der Frantzoͤsischen Woͤrter enthalten?
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Sy machent uf den stifften assisien, das heissent sie halbtuͦmherren, die muͤssent den fronalter besingen und versehen und den kor regieren, dorumb das sie on sorg syent.
Goldammer, Paracelsus
1, 2, 256, 11
(
um 1534
):
nit ehegemäßig, daß ein junger ein alte nembt oder mit unzimblichen jaren. das ist nun ein halbe ehe. die alt gefält dem jungen nit, aber er ir wohl. das ist ein halbe ehe bei ir, aber bei ihm gar nichts.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
566, 30
(
halem.
,
1487
):
halbhosen 1ß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Halberschlag (der) Ein kranckheit. Hemiplexia.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
217
(
Genf
1636
):
Ein (halber) Mann [...] Verschnittener.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
882
(
schwäb.
,
1455
):
Ich sich mit halbem oug, | Das mir nit wil gevallen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 222, 7
([
Augsb.
]
1548
):
Von Halb Rittern / unnd geflicktem Adel.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
26, 29
(
noobd.
,
1347
/
50
):
also ist uns der himelkraiz alle zeit neur halber ansihtig.
Vogel, Salb. Heiliggeistsp.
69, 27
(
moobd.
,
n. 1390
):
Jaͤkel halbschuͦster hat geloͤst V ₰ gelcz.
Klein, Oswald
41, 29
(
oobd.
,
1428
):
Ser ich engalt, das mein gestalt fürt halbs gesicht.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1486
):
Johannesn Prugkner, des jungern, halbnmaister geistlicher recht.
Lampel, Qu. Wien
1, 8, 16486, 35
(
moobd.
,
1608
/
14
):
2 vass halbdrait, drinen 40 mezzen landmass.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1610
, Hs.
1. V. 17. Jh.
):
Weilen die von Harres laut der alten urbarien waiz zu dienen schuldig, bißhero aber nur halbtrait gericht.
Ebd. (
1512
):
wann ainer ain viech mit dem vordern halbwagen erfurt, der sol [...] gewandlt werden.
Rechn. Kronstadt
2, 418, 5
(
siebenb.
,
1534
):
Rursum habuerunt secum 16 legaturas bonorum cultellorum et 4 ligaturas halb krÿmper.
Ebd.
3, 140, 8
(
1543
):
Mer hot sein weÿsheit gegeben an der beczalŭng der halber Haken Pixen fl. 100.
Quint, a. a. O. ;
Opitz. Poeterey
50, 33
;
Rupprich, Dürer
152, 8
;
Päpke, Marienl. Wernher ; ;
Sappler, H. Kaufringer
32, 103
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Winter, a. a. O. ; ; ;
West, Dasypodius.
1989, 313
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
3, 385
.
Vgl. ferner s. v. , , .
5.
im Unterschied zu 1-4 mit starker Reduktion der Vorstellung von ›halb‹ in Richtung auf ›beinahe, fast, nahezu, ziemlich‹, stilistisch vielfach untertreibend.
Syntagmen:
etw. h. verbrennen, etw. nicht h. bedichten mögen
;
halbes grau werden
(vom
har)
;
der halbe begard, das halbe kind, halb verzweifelt, halber blind / lam / stum / unwissend / welsch, halbes tot
.
Wortbildungen:
halbnar
,
halbtot
,
halbtotig
.

Belegblock:

Hoffmeister, Kuffstein. Gef. A
v v, 23
(
Leipzig
1625
):
Stunde also mein Vngluͤck vnd mich selbsten zum offtermalen verfluchend halb verzweiffelt allda.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
16
(
Nürnb.
1517
):
so hastu [...] nit, sunder allein ein halbtotigen, schwachen, verwunten menschen.
Voc. Teut.-Lat.
n vv
(
Nürnb.
1482
):
Halbtodter. semiuiu’. semimortuus.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Ich wil auch mit dir helffen dosen, | Was nur der halbnarr an werd fangen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
also das Strosburg und Eilsas bi halber welsch was.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das alt weib, das zuvor halber lam und schier hinkend in bronnen war gesessen.
Klein, Oswald
1, 48
(
oobd.
,
1421
):
si geit mir büss und senlich pein, | das ich mein not nicht halb betichten mag.
Ebd.
18, 50
:
[ich] ward ain halber beghart wol zwai ganze jar.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
da haben sy Sannd Pauls den marckt halben verprannt.
Karnein, Salm. u. Morolf
348, 1
;
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
114
; Tempel
1150
;
Sappler, H. Kaufringer
29, 79
;
31, 50
;
Klein, a. a. O.
1, 85
.