hässig,
selten
hassig,
Adj.
1.
›haßerfüllt, gehässig, feindselig‹; fließender Übergang zu 2; einzelne Belege lassen sich beiden Bedeutungspositionen zuordnen;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 6, ,  1,
1
 1, , , (Adj.) 2, ; vgl. ,  4, ,  4, (Adj.), (Adj.),  1, ,  4.
Syntagmen:
jm. / etw. h. sein
›jn. / etw. hassen‹,
einander h. werden
;
der hässige fürst / man / mensch / vogel / zorn, die hässige disputierung, das hässige wort
.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
das diese
[protestantische]
lere nicht so boͤse sey, als sie durch jre gifftigen prediger und ohren bleser und hessige Fuͤrsten ist furgebildet.
Ebd. (
1945
):
Bawer, Buͤrger, Adel, Fuͤrsten [...] Bleiben Gottlos, Stoltz, Neidisch, Hessig, Boßhafftig, Sind ersoffen im Geitz und Wucher, Ligen in Vollerey und Wollust, Treiben Schand und Laster.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 192, 47
(
hess.
,
1554
):
er [Oldendorpius] wiesse euch nicht zu schuldigen, dann das ir ein hessiger mann sein sollet.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
welhes menschen augäpfel in irs endes umbganch habent ainen geleichen umbkraiz, die bedäutent ainen häzzigen menschen, ainen claffer, ainen vorchtigen und durchpœsen menschen.
der sparwer [...] ist ain häzziger hôchvertiger vogel.
Karnein, de amore dt.
109, 87
(
moobd.
,
v. 1440
):
Mich dunkt, wie ir der lieb vnd mynn lere nit genaigt seit, sunder hassig seit.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
Nun was die egenant Maultasch den fursten von Beirn hässig.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Auch der adel, der Mario als einem paurn und neuem edlman neidig und hässig war.
Bauer, Imitatio Haller
100, 18
(
tir.
,
1466
):
die neidigen vnd hëssigen menschen die werden da selben gerainiget durch das prinnent feür.
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Gille u. a., M. Beheim
96, 279
;
Bartsch, Reinfrid ;
Barack, Zim. Chron. ;
Klein, Oswald
22, 139
.
Vgl. ferner s. v.  1,  3.
2.
›verhaßt, widerwärtig, hassenswert, abstoßend‹;
zu  1.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl. ,  3, (Adj.) 4,  1,  5.
Gegensätze:
 2.
Syntagmen:
j. / etw.
(Subj.)
jm. h. sein / werden, etw. / jn. (jm.) h. machen
;
der hässige feind / fürst / teufel
.

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
das macht auch diesen stand hessig, feindselig, und das man yhm gram wird.
Bobertag, Schwänke (
Frankf.
1563
):
Der hessig teuffel manichmal, | [...] | Muß mit seim schreck sein ein anloß | Zur reuw.
Gerhardt, Meister v. Prag
213, 23
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
so wert ir allen leuten hessig durch meines namen willen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
47
(
Nürnb.
1517
):
Es werden entzündet die herzen zu den werken Ade durch die verfluchten begirlikeit, durch die uns die warlich guten dingk hessig und die gedichten lustig werden.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
daß er in auch durch sein güt | Vor dem hessigen feind behüt.
Jörg, Salat. Reformationschr.
74, 29
(
halem.
,
1534
/
5
):
er
[Luther]
understuͦnd sich erstlich den namen unsers aller h[elgsten] vatters / haͤssig zuͦ machen by allen wellten.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
69, 112
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz ain mensch toͤrleich vnd vnuernunftichleich sein leben volfuͤrt, daz ist got haͤssig vnd widerzaͤm.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Österley, Steinhöwels Äsop ;
v. Maren, Marquard. Ausgabe
64, 16
.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›unrechtmäßig, gegen das Recht verstoßend‹.
Rechtstexte.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
181, 14
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Hessige sachen, alß do ist ebrecherey, verseczung oder verschmirung der gänge oder erczverhaltunge und verhelunge derselben.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1592
):
Dann dieweil solche heürath im gemeinen rechten hessig, aller rechtlichen vernunft zuwider und nimmermehr oder doch selten ohne ufsatz und schaden beschehen.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
173, 5
;
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
23, 25
;
4.
›unheilvoll, verderblich, unwürdig‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4.

Belegblock:

Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Was mocht dem ritter hessigers beschehen wann das sein mit bauer von stundan nach im in seiner gegenwertikait seine gab seinem buͦlen sante.
5.
›unschön, unansehnlich‹.

Belegblock:

Schib, H. Stockar
101, 15
(
halem.
,
1520
/
9
):
als ich [in] Zürich was, hort ich Zwinglin bredigen, und gieng in 5 kil[chen] und lugett, war die bylder hin warend kun. Es was nütt drin me und sach hessyg.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .