häslich,
Adj.
1.
vor allem vom Äußeren von Personen, weniger von Tieren: ›vom herrschenden ästhetischen Ideal abweichend, das ästhetische Empfinden verletzend; nicht schön, unansehnlich‹; daneben in gesteigerter Form: ›unförmig; entstellt, mißgestaltet‹; selten von Sachen.Syntagmen:
h. sein
; der häsliche fus / rabe, die häsliche frau / kreatur / kuh / materie / vettel, das häsliche bild / haus / mannsbild / tier / weib
.Belegblock:
wan sein aber jemahls woͤlfe von schafen / oder di haͤslichen raben von den schoͤnen schwaͤnen gezeuget worden?
Du stinckender getwerg sprach der konnig / du vngestalt hesselich creature.
Esopus war ein armer gekauffter knecht [...] darzu vberauß heßlich / vnd gantz schwartz / das er auch deshalben Esopus / das ist / schwartz / oder ein scheußlicher Mor / genent wirdt.
Kein Mannsbild ist so heßlich / es hat die schoͤnste Jungfer verdienet.
do wuͦhs ir geswinde ein ungeschafenr hover uf dem ruggen, daz si hesslich ward.
ein moler muͦs zuͦ dem ersten manig heslich ungestalt bilde und matherie molen [...], ebe er zuͦ einem meister wurt.
Eyn heßlich weib sihet eynen spigel heßlich an.
wa ein heschlich Frau in einem Huß ist, da sol ein huͤbscher Offen in sein. Und wan frembde Luͤt in das Huß kumen und sehen das ungeschaffen Weib, und so kert man sich gleich umb zuͦ dem Offen und spricht: ,Das ist bei meinem Eid ein huͤbscher Offen‘.
Tiemann, a. a. O.
119, 37
; Harms u. a., a. a. O.
33, 28
; Rupprich, Dürer ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Klein, Oswald
44, 47
; Schottenloher, Flugschrr.
56, 25
; 2.
von Handlungen: ›gemein, böse, abstoßend‹; von Ereignissen: ›schrecklich, abscheulich, abschreckend‹; daneben abgeschwächt auch: ›unangenehm‹.Gehäuft nrddt.
Syntagmen:
h. drohen / schelten / tun, sich h. stellen
; das h. ding
.Belegblock:
Juda hat iz [das gelubde] ubirtretin, und heslich ding iz gescheen zu Jherusalem und zu Israhel.
Wiewohln es bißweiln kuͤnstlich geachtet wird / wenn ein Redner entweder in heßlichen / verdrießlichen / vnlustigen / trawrigen / vnd furchtsamen Sachen / sich der Dunckelheit annimmet.
Do kam der túfel des nahtes vnd mohte nút zuͦ ir komen in die kamer; do von begunde er ir gar heslich trowen.
‒
Vgl. ferner s. v. .Belegblock:
di sele inaldit auch nicht; mer da si ein uzlugin hait zu deme libe und ein insehin, daz sal man hazzin, wan da ist si heizlich.
lieber her nit zürnt dan auß zorn entstett nichs gutz / jr moͤcht heßlich werden.
Heidegger. Mythoscopia
4, 19
; Belegblock:
ir zorn hezlîchir wart intbrant denn dâ vor ûf di cristinheit.
Ebd.
174
: ûz den andrin er sich hûb sprenginde hezlîche an brûdir Heinrîche, den man nante Zuckeswert.
5.
›grob, ungeschliffen‹.Belegblock:
Wir finden in den Historien / wie heßlich vnd baͤurisch die Lateinisch Sprach im Anfang gewesen.
wie auch die wüste garstige Kinder ihre Mutter belustigen, Also Fuchsschwäntzen und Liebkosen den Poeten ihre heßliche Verse.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
31, 7
.6.
in adverbialer Funktion zum Ausdruck einer Steigerung: ›heftig, schlimm; sehr‹.Belegblock:
do gingent die iuncfrowen in den tempel vnd noment ire gúrtel vnd wurfent die den gottern an ire helse vnd zúgent sú zuͦ der erden also heslich daz sú gar zerbrochent.