häl,
2
hal,
Adj.;
eher zu
ahd.
hâli
›glatt, fallen machend‹
(s. Splett, Ahd. Wb. 1993, 1, 1, 344
; Schwäb. Wb. 3, 1049
) als zu mhd.
hæle
›verhehlend‹
(Lexer 1, 1148
), Vermischung mit diesem sowie mit 1
hel
›hell‹
nicht ausgeschlossen.1.
›glatt (im konkreten Sinne)‹; offen zu ›rutschig, schlüpfrig; brüchig (vom Eis); feucht‹; ütr. von der Minne, dann etwa: ›unsicher, heikel‹.Syntagmen:
es ist häl, etw
. (z. B. der weg
) / j
. (z. B. das neugeborene kind
) h. sein, h. wie ein spiegelglas sein
; der häle fisch, das häle eis
(mehrfach), die häle haut / stange
(der Vogelsteller).Belegblock:
Bihlmeyer, Seuse
9, 16
(alem.
, 14. Jh.
): swer den helen visch, der da heisset ein al, bi dem sweif wil haben [...], der wirt [...] betrogen.
Rieder, St. Georg. Pred.
332, 12
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): gedenk wie gar kurtz daz leben ist und wie haͤl der weg ist und wie ungewiss dú stunde dez todes si.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 325, 20
(halem.
, 1508
/16
): Die zugend alle ir schuch ab, damit si gestan kondint; dann es regenweter und vast heͣll was.
Voc. Ex quo L
5
(oobd.
, 15. Jh.
): Labere gliten [...] glitsen oder fallen [...] haͤliczn [...] schlüpfen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
321, 15
(oobd.
, 1349
/50
): des paums [ebanus] holz ist gar hert und glat oder hæl.
Winter, Nöst. Weist.
3, 411, 6
(moobd.
, Hs. E. 16. Jh.
): So ein armer man arbeit an dem pürg und ein regen an ihn kombt das er häl würdt.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
11, 53
; Luginbühl, a. a. O.
1, 326, 2
; Schmitt, Ordo rerum
450, 54
; Voc. inc. teut. g
vjr
; Maaler
205r
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
162
; Schwäb. Wb.
3, 1049
; Vorarlb. Wb.
1, 1298
.2.
›schmeichlerisch, aalglatt, geschmeidig, heuchlerisch‹; Ütr. zu 1.Phraseme:
mit hälen worten
; es ist eine häle habe
(›eine heikle Sache‹) um etw
.; j. steht auf häler wage
›auf der Kippe‹; etw
. (z. B. das leben
) steht häl
; es steht häl um jn
.Syntagmen:
etw
. (z. B. die rede
) h. sein
; h. schleifen / streichen
›geschmeidig tun‹; der häle gleisner / pfaffe, die häle katze, das häle mänlein
.Wortbildungen:
hälen
hälkatze
hälkunz
hälschleichen
hälschleicher
hälschliefer
hälschlipfrig
hälstreichen
hälstreicher
Belegblock:
Schwartzenbach
G iijr
(Frankf.
1564
): Sch bestendigklich verhuͤten / daß jne kein haͤles maul vberlisten moͤge.
V. Anshelm. Berner Chron.
2, 374, 31
(halem.
, n. 1529
): wan d’Eidgnoschaft zwischen den vereinten und verlezten kuͤngen uf vast haͤler wag stuͦnd.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
786
(Zürich
1560
): Wer nit kan strychen haͤl und glatt | der selb sin teil da unden hatt.
Ebd.
205v
: Haͤlstreichen / Glatte wort gaͤben. [...]. Haͤlstreychler (d’) Adulator, Blandiloquus, Charitonius.
Ukena, Luz. Sp.
581
(halem.
, 1575
): du frissest mich nitt so gschwind | Du tellerschlecker vnd Orenträger / | Falltthans / hälschlyffer / märisäger.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
74, 12
(schwäb.
, v. 1542
): das sy [personen auß dem haufen] [...] das heylug ewangelium helfen beschirmen und das gotzwort, mit ful heler wort.
Chron. Augsb.
4, 111, 10
(schwäb.
, v. 1536
): dann (er) ain heler, sauber pfaff was, [...], hat ain pfrendt zuͦ sant Anna im closter kaufft.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 76, 37
(schwäb.
, 1471
): Dein red ist guͦt vnd darzuͦ häl | Doch sag ich dir, du würffest fäl.
Chron. Magdeb.
2, 175, 28
; Luther, WA
52, 422, 39
; Sachs
5, 88, 1
; Menge, Laufenb. Reg.
2045
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
102
;