günstig,
Adj.
1.
›e. P. gegenüber wohlwollend, geneigt, jm. freundschaftlich verbunden, gewogen‹; meist einem Individuum oder einer Handlung zugeschrieben, u. a. als theologisch begründestes Desiderat; im Unterschied zu 2-4 ist hier kein soziales, institutionelles oder transzendentales Gefälle impliziert; ütr.: ›jm. erotisch zugetan, zugewandt‹;
vgl.
1
(
der/die
2.
Bedeutungsverwandte:
, , , , (Adj.) 5, , , .
Wortbildungen:
günstigkeit
›Güte, Wohlwollen‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Charus. | Lieb | holdt | werdt | freundtlich | guͤnstig | geneigt | zuthänig | holdselig.
captare benevolentiam | Gutwillig | gunstig | geneigt machen.
Luther, WA (
1536
):
Est ein gut, gunstiges hertz zu haben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
335, 2340
(
Magdeb.
1608
):
Ein jeder Bawr mir
[der Lerche]
guͤnstig war / Daruͤmb / das ich bleib sein Gesell.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 11
([
Eilenb.
]
1524
):
noch seint viel leutte ym gu͂stig / ein frechs leben zu treyben.
Gajek, Seidelius. Tych.
16, 2
(
Breslau
1613
):
Endlich kombt Mercurius her / Meldet / das Er den guͤnstig wer [...] / Die sich in ein gwissen stand geben.
Rupprich, Dürer
44, 48
(
nobd.
,
1506
):
Vnd sagen mir dẏ lewt alle, wy es so ein frumer man seÿ, daz jch jm gleich günstig pin.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul. I,
573
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
es
[
das oley der guͦtlicheit
]
búrnet vnd lúhtet clar den ienen, die in túgenden sint in brande der minnen, vnd, im enmag nút gelichen noch mogenheit noch gunstekeit.
Sappler, H. Kaufringer
5, 357
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der jung ritter auserwelt | was seines leibes gar ain helt | und darzuo gar tugentleich. | der alt ritter [...] | im darumb gar günstig was.
Schorer, Sprach-Verd.
8, 11
(
1643
):
Der Redliche Kerl / dem das grosse sprechen etwas vnteutsch vorkam [...] sprach / daß er seinen Seckel Raths⸗fragen / vnd solche goͤnstige Willfaͤhrigkeit nicht wolte außgeschlagen haben.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
68, 10
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
3597
;
Wickram
4, 5, 10
;
Lauater. Gespaͤnste
30r, 15
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Dietz, Wb. Luther ;
Vorarlb. Wb.
1, 1265
;
2.
›jm. untertänig, ehrerbietig‹; von Untertanen in bezug auf den Herrscher gesagt;
vgl.
1
(
die/der
4.

Belegblock:

Thür. Chron.
10r, 25
(
Mühlh.
1599
):
Dieser
[
Rahtsherr in Rom
]
stund dem gemeinen nutz fuͤr / das ihm das Volck geneigt unnd günstig war.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
nach dem er
[
Diego Horcado
]
umb das Gestad Guianæ war angelanget in einem Auffschlag mit allen die im guͤnstig waren / vnd anhiengen.
Sachs (
Nürnb.
1530
):
Venus naigt dem kayser und spricht | [...] Mir ein genedig urtail sprich! | Deß wart ich von dir günstigklich.
3.
als Prädikat für eine transzendente Größe, meist Gott, aber auch die Götter, und personalisiert die Natur,
das sternenreich
: ›gütig, gewogen, gnädig‹;
vgl.
1
(
die/der
3.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1633
):
euch ist gönstig nach dem Besten das gemeine Sternen-Reich.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Got waz im so gunstic | Daz her wol wuste waz her sprach.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
,
1582
):
Wem wirstu
[
herr
]
guͤnstig sein, | Auff heilgem berge dein, | Ein ruͦhestat zuͦgeben?
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
11, 15
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
got was ir günstiger hanthaber.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Dem unser götter günstig sein, des wir in unsern pethäwsern von in antwurt gehabt haben.
A. à S. Clara. Glori (
Wien
1680
):
Siehe Georgi! deine schoͤne Gestalt / weil dir die Natur so guͤnstig gewest.
4.
›milde, gütig, gnädig, gewogen‹, oft adverbial gebraucht zur Charakterisierung der Handlungen eines Herrschers, eines sozial Höherstehenden, einer Respektsperson, z. B. des Kaisers, Königs, aber auch des Vaters; teils formelhaft in Demuts-, Respektsbezeugungen gebraucht;
vgl.
1
(
die/der
49.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Als bald etliche des raths im
[Luther]
entgegenn gegangen[...] und dyse wort geredt: Erber hochgelerter günstiger herr doctor, seyt uns allen gotwilkommen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
231, 5753
(
Magdeb.
1608
):
Jn des trat der procrator her
[zum Richter]
/ Bath / das er guͤnstig wuͤrd gehoͤrt.
Dat nuwe Boych (
rib.
,
1396
):
her Costijn [...] sachte yn da zo [...] dat yn der Rait vorbas gunstich sijn weulde [...] yn zo helpen zo yren guden alden vrijheiden.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2994
(
Köln
1476
):
Seer gunstych nam der keyser vrij | Dat geschenck.
Knape, Messerschmidt. Bris.
3, 75
(
Frankf./M.
1559
):
so bin ich
[Vater]
bey mir bedacht / ihm
[Sohn]
solche ehrliche vnd Adeliche uͤbung / [...] nicht ab zu stricken / sonder guͤnstig erlauben.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1577
):
ich auch die herrn um günstige befürderungen dienstlich ersucht und angelangt.
Chron. Augsb. Anm. 6 (
schwäb.
, zu
1534
):
so hat doch ain ersamer rat [...] ime die stat[...] wider gonstiglich eröffnet.
Knape, a. a. O.
2, 23
;
Küther, UB Frauensee
395, 41
;
Sachs ;
80, 33
;
5.
formelhaft in (kollegialer) Anrede; mit Bezug auf den Leser als captatio benevolentiae:
der günstige leser
.

Belegblock:

Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
GNedige vnd Günstige Herren.
Luther, WA (
1520
):
Dem Achtbarn und wirdigen herren [...], meynem besundern gunstigen freundt.
dem gestrengen und vhesten Eberhard von der Tannen [...], meinem gonstigen herrn.
Müller, Faustb.
975, 16
(
Frankf.
1587
):
darvmb habe ich euch freundtliche guͤnstige liebe Herren / vor meinem Ende zu mir beruffen.
Ralegh. America ijr, (
Frankf.
1599
):
[Überschrift:]
Vorrede an den guͤnstigen Leser.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Geehrte Herren / Günstige Freunde.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
Euch Günstiger Herre [...] Zu wünschen [...] Ein Glückseliges Neues Jahr.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1551
):
Gönstiger, lieber freunt!
Peil, Rollenhagen. Froschm.
18, 2
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb. IX,
22
; X,
27
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Rupprich, Dürer I,
43, 2
;
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 1, 14
;
Rauwolf. Raiß ;
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
142, 2
;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov., Vorr. IV,
4
.