2
gucken,
guksen
(Intensivum nur in 1 Beleg),
V.;
zu
2
gucken
›schauen‹ ().
1.
›sich etw. anschauen, etw. intensiv (mit Neugier, Erstaunen, Verwunderung, Gier o. ä.) betrachten, nach etw. Ausschau halten; intensiv zu etw. hinschauen; sich wo umschauen‹; die Art des Betrachtens steht dabei im Vordergrund, besonders das Schauen des Erkennens und Verstehens halber.
Phraseme:
von gucken
›so schnell man gucken kann (z. B. von einem Heilungsprozeß)‹;
über den zaun / hag gucken
.
Bedeutungsverwandte:
, ,  12, , .
Wortbildungen:
gukaus
›Neugier‹,
gucke
›Augenhöhle‹,
guckenhäuslein
›Dachvorbau‹ (a. 1554),
guckenhürlein
(dasselbe, Gw zu ›Häuschen‹; ; ),
2
gucker
1. ›Späher‹ (a. 1540),
gukhaus
›Tüte‹ (a. 1543f.; Motiv undurchsichtig),
gukinhafe
spöttisch für einen ränkesüchtigen Menschen,
gukuns
[...] s. u. Beleg
Fischer.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Prospicere. Gaffen gucken kucken spehen.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Guck vbern Zaun / Nachbawr guck wieder heruͦber. Man guckt nicht vbern Zaun / wenn man nicht wieder heruͤber gucken will.
Pyritz, Minneburg
270
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Daz bilde wann ez sich bucket, | In dez mannes bilde ez gucket.
Fischer, Folz. Reimp.
46, 54
(
Nürnb.
1479
/
80
):
am schneperg in der hangent kluft, do der wasserfricz sein gukuns in den hintern hat.
Goedeke, Fischart Schiff / Kehrab
257
(
Straßb.
1576
):
Die stets unruig sind im mist, | Und gern haben, das der kat stink | [...] | Ei lieber schöner guckinhafen, | Was mainstu dann mit deinem strafen?
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so gant húte dis tages maniguͥ menschen guggen úber den dornigen hag [...], und getúrrent sich nút wagen durch die dorne.
Menge, Laufenb. Reg.
2939
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
der sangwineus | [...] | [...] gugget hin vnd gugget har | Als ein tore sunderbar.
Lemmer, Brant. Narrensch.
102, 56
(
Basel
1494
):
Den grossen bschisß der alchemy | Die macht das sylber [...] | [...] | Sie goucklen / vnd verschlagen grob | Sie sont eyn sehen vor eyn prob | So würt dann bald eyn vncken druß | Der guckuß manchen tribt von huß | Der vor gar sanfft / vnd trucken saß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Hin vnd haͤr Gucken / Allenthalben vm͂ sich luͦgen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gucken / sehen / luegen.
Schorer, Sprach-Verd.
2, 12
(
1643
):
daß / wann ein Teutscher etwa ein Viertel Jahr in Franckreich gegucket / [...] / so ist jhm seine Muttersprache schon erleydet.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17. Jh.
):
sticht er ihm aber ein aug aus, so soll er ihm die hölle oder guggen mit habern füllen.
Schorer, Sprachposaun
7, 3
;
Klein, Oswald
44, 13
;
Voc. inc. teut.
k iiijv
;
Dietz, Wb. Luther f.;
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›kurz in etw. hineinschauen, kurz wo hineingehen‹.

Belegblock:

Lemmer, Brant. Narrensch.
91, 28
(
Basel
1494
):
Aber von den dar ich nit drucken | Die jnn den chor alleyn duͦnt gucken | [...] | Treffen doch bald wyder die tuͤren.
Dietz, Wb. Luther f.
3.
›durch etw., das einem die Sicht einschränkt oder teilweise verdeckt, hindurchschauen‹.
Phraseme:
durch die finger gucken
›wegsehen‹.
Wortbildungen:
2
gucker
2 (a. 1564),
gukfenster
›etw., durch das man hindurchsehen kann, zumeist ein Fenster‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
13, 248
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
die gucken durch die finger | unnd müssen doch die burden helffen dragenn, | so man zu jungst das bad wurt uber schuttenn.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Guckerlin / Gugfensterlin / fenestella. War das dein guckfensterlin / da du hinaus woltest [...] Sihe / er gucket durchs gitter. [...] Kreuch iñ ein Faß / vnnd gucke zum zapffenloch herauß / vnnd sihe denn ob jemand etwas von dir halten werd / das ist / heltest dich selbest vnerlich / so wirst du veracht.
Dietz, Wb. Luther f.;
Vgl. ferner s. v.  7.
4.
›etw. sichtbar machen; erkennbar, sichtbar sein, sich bemerkbar machen, hervorschauen (auch von Menschen)‹.
Phraseme:
der tod gukt jm. aus den augen
.
Wortbildungen
guklein
›Punkt‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Mancher kan seinem Esel wol den Schwantz verbergen / aber die Ohren laͤst er gucken.
Luther, WA (
1540
):
Sic Turca sperat, [...], Sic Anabaptistae gedachten. Et adhuc quidam Rottae kucken erfur.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
5
(o. O.
1558
):
das in der todt gleych auß den augen gugket und luͦget, das die Deutschen sehen heyssen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
9, 2
(
Basel
1494
):
Wer hat boͤß sitten vnd geberd | Vnd guckt wo er zuͦm narren werd | Der schleyfft die kappen an der erd.
Adrian, Saelden Hort
11190
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
[der herr] sach daz kind sich smuken | und us der deki gugen, | in under wilunt lachen an.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Stroh inn schuhen / spindel im sack / vnd ein huͦr im hauß / gucken allweg herauß. Es kan keiner den Geck also bergen / das er nicht zuweilen herfuͤr gucke. [...] Gucklein / tipflin / punctum.
Klein, Oswald
83, 9
(
oobd.
,
v. 1409
?):
gugg auss der stauden, smeug dich, luxs!