gros,
grosche,
der
;
–/groschen
;
zu
mhd.
gros, grosse
›Groschen‹
; zur europäischen Wortgeschichte von
gros, grosche
s.
Kluge/S.
1995, 339
.
›Groschen, Scheidemünze, dicke Silbermünze, denarius grossus‹, mit weitem europäischem Verbreitungsgrad und von regional unterschiedlichem Wert (ca. 1266 erstmals in Tours geprägt, dann um 1300 von Böhmen aus weitere Verbreitung); ütr.: ›Lohn für etw.‹; als pars pro toto: ›Geld‹; häufig im Sinne von etwas Geringwertigem. Zum Zahlungswert des Groschens vgl. die Belege und die unten angegebenen Lexika und Wörterbücher (bis zum 15. Jh. in regional unterschiedlichem Verhältnis zum Gulden, seit dem 15. Jh. vereinheitlicht: 1 Gulden gleich 21 Groschen, 1 Groschen gleich 12 Pfennige).
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
4, 1726
;
v. Schrötter, Wb. der Münzkunde.
1970
2
, 240f.;
Kahnt u. a., Alte Maße [...]
1987, 110
 ff.
Phraseme:
seinen groschen bekommen
›seinen Lohn erhalten‹;
jn. / etw. um einen groschen verkaufen
.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , , , .
Syntagmen:
groschen abziehen / (aus)geben / austeilen / bekommen / bewilligen / bezalen / entrichten / opfern / stelen / wegwerfen, jm. einen g. geben / schenken, den g. verheissen, etw.
(z. B.
der haber / eine quarte weins
)
einen g. gelten; mit dem g. etw. verlieren, etw. um einen g. verkaufen, sich auf den g. verlassen; der alte / bare / bärtichte / böse / breite / deutsche / dicke / gute / neue / silberne / verheissene / verlorene / weisse g., bömischer / henneberger / meisnischer / pragscher / stolberger / ungarischer g.; pfund / mark / schilling / schok g.; bildnis / gepräge / überschrift des g
.
Wortbildungen:
groschenbier
›leichtes Bier‹ (a. 1569; 1652),
groschenbild
›Prägung auf der Münze‹,
groschenbrot
›Brot, das nur einen Groschen wert ist‹ (a. 1543; 1662),
groschenschlag
(a. 1581).

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer darumb viel guts thut / daß es jhme GOtt belohnen soll / der hat vor dem kein Vortheil / der nichts thut / vnnd bekoͤmpt dieser eben so wol seinen Groschen / als jener.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
203, 4903
(
Magdeb.
1608
):
der Schelmenstuͤcken mancherley / | Gericht auff eitl betriegerey. | Das jhm ein Groschen trag der Scherff / | Die Bratwurst ein Speckseit abwerff.
Luther, WA (
1525
):
Die kleynen dieb aber, so kaum zehen grosschen stelen, die muͤssen flattern.
Ebd. (
1525
):
Was ists fur eyn opffer, das du einen pfennig odder grosschen opfferst, gegen dem opffer des gantzen leibs?
so gib es deinem nehesten, der es bedarff, da ist ain groschen besser angelegt dann dort ain gulden.
Ebd. (
1529
):
Die Groschen Bilder betet man auch nicht an, man setzet kein vertrawen drauff, sondern es sind Merckbilde.
Ebd. ff. (
1530
):
sie geben jhre gute werck umb einen grosschen, da mit wollen sie unser affen sein [...]. Uber solchs thut hie der teuffel seinen zu satz und veracht die guten werck so gar, das er sie alle umb einen grosschen verkeuffen wil.
Ebd. (
1531
):
Das kanstu aber wohl ausrechnen [...], das die khue grösser sei den das kalb, [...] undt das ein gulde mehr ist den ein grösche.
Ebd. ff. (
1537
):
den vorheissenen groschen geben, das ist: seinen Sohn Jhesum Christum [...] unnd entlich das Ewige leben. Den Groschen hatt ehr aus gnaden vorheisschen allen.
Ebd. (
1537
):
Der Morder kompt auch langsam ihn den Weinberg und bekompt seinen Groschen. Das verdreust denn Monch, der viel gearbeittet hatte, verleuret die Arbeidt mit dem groschen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
2, 17
(
preuß.
,
1374
):
wart dem meister geantwert czum ersten 1056 schog grosschen, summa 2058 m. minus 8 sc., den grosschen vor 22 d. gerechent.
Ebd.
81, 14
(
1402
):
14 schogk bemyscher groschen, 157 engelische nobeln.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 266, 31
(
preuß.
,
1415
):
Nu muste man irdenken, das der grossche wedir qweme off 18 denar.
Ebd.
5, 665, 17
f. (
1521
):
die grossen runden vor 1 horngulden solten in irer wirde bleyben, item aber ander ronde groschen, die er auff den tag gen Risenburck het schlaen lassen vor 8 gr., solten vor 4 gr. angenommen werden, item dy clippen, dy einer vor 1 groschen ausgegangen weren, solten vor 1 schill. auffgewechselt werden.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
2, 3
(
preuß.
,
1414
/
22
):
so sind die 1800 pfund grosen, die man in Flandern sal beczalen, mete ingerechent, das pfund vor 4 ½m. gerechent.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Ich gleub, mein g. herr bekompt nicht den dritten groschen.
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 103, 5
(
md.
,
1377
):
wer da gerbt [...] in unsirme gebite und gerichte, der sal uns [...] büszen zechen groschen.
Ebd.
2, 159, 3
(
1489
):
ein wag mit getreide gibt j groschen, ij neu pfennig fur j Groschen.
Ebd.
5, 40, 3
(
1545
):
ab den knabenn der gewonliche lohn als sechstehalb weisser groschen zu erhöhenn sey.
Loesch, Kölner Zunfturk.
577, 19
(
rib.
,
1487
):
wer sulchen werk bereit hette, ind mir geloeft haint, mine sijde wederzogeven odir 4 punt groitz darvur zo bezailen.
Chron. Köln (
rib.
,
14. Jh.
):
in deme selven jaire galt [...] eine quarte wins einen alden groissen.
Wyss, UB Deutschord. Hessen (
hess.
,
1379
):
[wir han virkaufft] unser stucke landes [...] umme vier unde zwenzeg guͤlden, yͤ zwelff grosser Gyͤßer werunge vor eynen gulden.
Goerlitz, Magd. Schöff./Posen
113, 10
(
omd.
,
1400-1436
):
das deser gast volkowffte eynen kowff heringe umb 15 margen behemischer groschin, acht und virczig groschin czelinde yn eyner iczlichin mark.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
56, 21
(
omd.
,
1446
):
Dornoch gibt man von yͤ dem czentener funf bertichte groschin zu czehenden.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
272, 18
(
thür.
,
1474
):
eyns jerlichin zcinßes vierundezcwentczig schog alder Missener groschen.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
um 1350-79
):
Wer daz hantwerk wil tryben, der muz syne innunge gewynnen mit czwelf grosen phfennyngen und mit czweyn phfunden wachsez.
Ders. Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
15. Jh.
):
zo sollen dy gewerkyn [...] den burgern gebyn umme yre erbeyt zcwu marg, das synt acht schillynge grossyn.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
die sole galt vil, der zuber Deutsch galt einen grossen groschen oder 2 schwert- oder silberne groschen und nach 2 oder 1 ½hellischen pfennigk uber den groschen. Guttjar galt der zuber einen grossen groschen minus 1.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
die mag man mit bemischer ader meissnischer groschen ader mit ander pagament nach der wirde bezalen.
Das ist Hansen noch nie worden grosch noch grosch wert, heller noch heller wert.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
Wie theuer ist ein Brief / der nicht wahr ist? Nic. [...] Eine Luͤgen vor einen Groschen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1511
):
was man auf Reichenstain vormols umb funffzcigk groschen zcalt hat, das ein Hungarisch gulden auff Reichenstain genant und geweszen ist, unnd ytz, sovil derselben groschen fur ein Reynischen gulden geben mus, das man hinfurt aldingk, wy vorgemelt, nicht hoher dan zcu Reyhnischen gulden zcalen sal als yetz mit dreissigk Polnischen groschen ader funffzcigk alt Breslischen groschen.
Ebd. (
1639
):
Weil es nun die ietzige beschwerliche zeit nicht leiden wollen, dass ein ziemlicher baarer groschen in der kasse zu unserm verlag vorhanden sein könnte.
Fastnachtsp. (
15. Jh.
):
Ein junges weip [...] | Die nem ich fur zwen grosch ein nacht, | Und wer ich darumb in pabstes acht.
Ebd. (
nobd.
,
1450
/
95
):
Ich gib euch ein pfunt [feigen] neur umb ein grossen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Wem nit vil gulden wonen pey, | Der geb ein groschen oder drey.
Fischer, Folz. Reimp.
18, 48
(
Nürnb.
um 1520
):
Sprach do der knecht, „dann paß merck mich: | Es get ein groß noch uber dich“
(›ein Groschen ist mehr wert als Du‹).
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
daz nieman me geben sol, so er kinde hept ze toffe, denne einen alten grossen oder II ℔ stebler.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Ordnung den wuͤrten [...]. 1 nachtfůter um 1 gross und kein stalmiet.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1484
):
[soll der verkäufer] die gült, [...], anzeigen und ein großen geben zu weglösin.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
der gab man 28 groß für ain guldin.
Ebd. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
da der guldin golten hett 18 gross oder 19 gross oder 20.
Müller, Welthandelsbr.
270, 40
(
schwäb.
,
1524
/
5
):
alda kauft und verkauft man nach mererlai mintz als nach francken, groschen, plancken, ℔ und ₰.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Grosch / ein dicker pfenning / schilling / ein Silberin müntz / so mañicherley ist [...]. Bohemischer grosch / ein Boͤhem / dreikreitzerer [...]. Franzoͤsisch / grosch / schilling / gilt drey blancken / macht sechs kreůtzer / grossus Gallicus [...]. Hungerisch grosch / gilt fůuff pfenning [...]. Meischnisch grosch / gilt 12. pfenning [...]. Ein halber grosch / schwerdt grosch [...]. Niderlendisch grosch ist ein halber stiber / fast drey pfenning [...]. Den groschen / den man hat erspart / Nutzt mehr dann der gewonnen ward. [...] Wer einen gulden kan ersparen / Der soll gern einen groschen lassen fahren.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
,Sestertius‘, ein baierisch grosch, macht achthalben pfening.
Zingerle, Inventare (
vorarlb.
/
tir.
15. Jh.
):
darnach ain roten rogk, ye ain ell vmb xl gr.
ders. Hl. Schrifft. Offb.
6, 6,
Marg.;
Hertel, UB Magdeb. ;
Toeppen, a. a. O.
1, 194, 15
;
Helbig, a. a. O.
1, 115, 13
;
2, 32, 24
;
108, 16
;
3, 108, 32
;
4, 13, 3
;
5, 19, 3
;
Wackernell, H. v. Montfort ;
Schmidt, UB Halberst. ;
Löscher, a. a. O.
70, 11
;
Küther, UB Frauensee
174, 12
;
337, 19
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
242, 39
;
318, 35
f.;
Ries, Rechenb.
A 3v, 18
;
C 6v, 9
;
C 7v, 6
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
1, 12
;
87, 8
;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ; ;
Skála, Egerer Urgichtenb.
148, 6
;
223, 7
;
Lexer, Tucher. Baumeisterb. ; ;
Wickram
4, 44, 4
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 240, 11
;
Klein, Oswald
26, 150
;
45, 19
;
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
47, 29
;
Niewöhner, Teichner
234, 83
;
116
;
Winter, Nöst. Weist. ; ;
Öst. Wb.
3, 153
;
1094
.
Vgl. ferner s. v.  6,  6, , ,  1, (
die
2.