grimmen,
V.;
zur Einheit des Wortes s. (
der
); zumeist substantiviert, dann:
grimmen, das
.
1.
trans. und intrans.: ›wüten, zürnen, vor Wut toben; jn. / etw. in Rage bringen, erzürnen‹; am ehesten hier anschließbar: ›zum Ausdruck der Emotion Grimassen schneiden; mit den Zähnen blecken‹.
Phraseme:
mit den zänen grimmen
(als Ausdruck des Zorns).
Bedeutungsverwandte:
, (V.) 1, , .

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
da sie aber also wuͤteten und grymmeten.
Ders. Hl. Schrifft
2. Makk. 10, 35
(
1545
):
am fünfften tage / ergrimmeten zwenzig junge Man / vmb der lesterung willen / [...] / vnd erwürgeten im grimmen was jnen entgegen kam.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Vor im muz nider vallen | Sterbende vil manic man, | [...] | Allez vor sime grimmen.
Eggers, Psalter
2, 4
(
thür.
,
1378
):
Quare fremue. Warvmme gremeden di lute vñ di lute gedachten ytelkeit?
Ebd.
76, 19
:
sie spotten min, si grimmen ober mich mit erin zcenen.
Voc. Teut.-Lat.
m viijr
(
Nürnb.
1482
):
Grymen od’ grewlich thun od’ vngehewrlich thun. sevire.
Gille u. a., M. Beheim
449, 202
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
sich hebet gar ain grass gefraist | mit doben, grimmen, wuten.
Ebd.
449, 307
:
Da die teüfel sahen die mer, | das er sie waz verschmahen, | da grimpten sie tablichen ser.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
all sind wir tüfel worden! | das grimpt und zürnt also min hertz!
Henisch (
Augsb.
1616
):
Grim͂en / daß maul auffsperren / die zaͤn blecken / zusammen beissen / frendere dentibus, ringere, ringi, os diducere.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
98, 43
(
tir.
,
1464
):
[die äbttesinn] cham in das capittel mit grossem grimmen vnd zorn.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2807
(
tir.
,
v. 1496
):
Da von wirt in kurtzer fryst | Dein leib und auch dein leben | Mit grimen in den todt geben.
Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 13, 17
;
2. Makk. 14, 45
;
Voc. Teut.-Lat.
m vijv
;
Hulsius
G iiijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Stackmann u. a., Wb. zur Gött. Frauenlob-Ausg.
1990, 133
.
2.
›seinen Zorn ausdrücken, aus Wut brüllen, schreien (zumeist von Tieren); lärmen‹; speziell: ›meckern, murren, schimpfen, keifen (von Menschen)‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Sie habens warlich ym synn, lieber Herr, und grymmen wie die lewen widder mich.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
10196
(
rib.
,
1444
):
Do mich Giricheit also dwanck | An zo beden [...] | Yren valschen affgot, hort ich grymmen | Hynder mir mit luder stymmen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
da was eine große geselschaft uf dem Rine [...], unde di nanten sich die grimmende lewen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Der Loͤw zorniglich grimmen thet, | Vnd sprach: „du theilest wie ein schalck“.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Geswigen ist des lewen limmen | Und der lewinne grimmen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wann dise salb mocht sein verkaufft mer denn ccc pfennig: vnd wer gegeben den armen. Vnd sy grumtent wider sy
[Var.:
grimten
;
Beheim
1343:
brimmeten
;
Emser
1527:
waren schellig
;
Eck
1537:
waren grimmig
;
Luther
1545:
murreten
].
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ich wird erschriket und ermant, | Wenn ich [...] | Hoͤr grimmen unde gelfen | Unchunst mit stimme fraidik | Gen mir.
Vgl. ferner s. v.
1
 1.
3.
›jn. zwicken, beißen‹.

Belegblock:

Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
so vechten si denne vor sich hin. Si stechen oder slahen sich, | si bizen oder crimmen sich oder waz si tun, da sal nimant zu kumen.
Wiessner, Wittenw. Ring
6166
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Do hiet der alt her Gumpost | Getrunchen wasser, milch und most, | Daz sich der pauch ward plägend ser, | [...] | Die vische wurdend swimmend | Und in so harte grimmend, | Daz er von dem tisch muost sten
(hier deutlicher semantischer Anschluß an 4).
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Wir süllen ainander reyssen, | Schelten, grym͂en vnd peissen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu taub reizt niht noch grimmt mit irm snabel und ist ân gallen.
4.
›jn. schmerzen, jm. weh tun, Schmerzen, Krämpfe besonders in der Bauchgegend haben (z. B. Blähungen, Koliken, Darmgrimmen usw.); jm. Schmerzen verursachen‹; ütr.: ›jn. wurmen‹.
Zur Verbreitung von
grimmen
(subst.) in den rezenten Mundarten s.
Dwa
4
, K. ,Bauchweh‘.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 8; zur Substantivierung:  2, , , , II; vgl. , , .
Wortbildungen:
grimsiechtag
,
grimmung
(a. 1439; 1472).

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Sir. 31, 24
(
Wittenb.
1545
):
Aber ein vnsettiger Fras / schlefft vnrügig / vnd hat das grimmen
[
Eck
1537:
gallen sucht
]
vnd Bauchwehe.
Ebd. Joh.
Apok. 10, 9
:
Nimm hin und verschling es [das Büchlein]! und es wird dich im Bauch grimmen
[
Froschauer
1530:
verbittern
]
; aber in deinem Munde wird’s süß sein wie Honig.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
95, 1651
(
Magdeb.
1608
):
Weil euch die speis im bauch nicht krimmet / | Sondern wol schmeckt vnd wol bekuͤmmet.
Ebd.
526, 609
:
Der kalte schweis vmb jhn herlage / | Das grimmen blehet auff den Bauch / | Der kalte harn plaget jhn auch.
Voc. Teut.-Lat.
m viijr
(
Nürnb.
1482
):
Grymsichtag [...] dolor intestior.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Stechen oder grimmen der oberen eingewyd.
Golius (
Straßb.
1597
):
Cholera, das grimmen des magens von der gallen.
Sudhoff, Paracelsus (
1525
/
6
):
so er [terpentin] genossen wird, so gibt er bauchflüß, grimen, harnwinden, treibt den afterdarm aus.
Fastnachtsp. (o. O. o. J.):
Grimpt es in nit ie [...] | Dar durch er oft zu stuele get?
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
mich grimmet unde zwirget | daz jâmer in dem sinne.
Bächtold, N. Manuel. Elsli,
262, 116
(
Basel
1530
):
Flö, lüs und figwerzen syen din frucht, | Löcher, zan- und ougenwe, | Grimmen im buch und noch mee!
Maaler (
Zürich
1561
):
Dermgichtig / Der das grimmen im bauch hat. Iliosus.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
1520
):
wan ein mensch das grimmen im buch hat, wann man wolfsdreck derret und win warm trinkt, so vertribt es das grimmen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die leut wurden krank und ward in den köpfen wee, auch gewunnen etlich mentschen grimen in dem leib und wurden etlich leut unbesint.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
die / wegen deß vermischten Vitriols / Verstopffung der Leber vnd Miltzes auffzuloͤsen / das Grim͂en vnd Reissen deß Leibes / von Kaͤlte verursacht /zu stillen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Grim͂en / (das) darmgicht / bauchwee [...] Ein vnsaͤttiger fraß kriegt daß grimmen
(s. o. den
Luther
-Beleg).
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
si habent halbfüezig zend, wan si sêrent dem næchsten seinen leip, aber der sêl mügent si niht geschaden. die mügent wol grimmen die weil si lebent, aber nâch dem tod niht.
Follan, Ortolf. Arzneib.
36, 15
;
Bell, G. Hager
317, 2, 12
;
Haage, Hesel. Arzneib.
2v, 11
;
Schmitt, Ordo rerum
360, 9
;
Bremer, Voc. opt.
278
;
Hulsius
G iiijv
;
Q iiijv
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;