gries,
der / das
;
-es
, ekthliptisch auch
-Ø/–
.
1.
›Sandkorn, Kieskorn, zermalmtes Gestein‹; metonymisch dazu als Kollektivum: ›Sand, Kies; Geröll, sandige Erde‹; hier als Ütr. anschließbar: ›Mißstimmung, lähmende Stimmung‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, ,  1; vgl.  1.
Wortbildungen:
grieshärig
›filzig, hart, von schlechter Qualität (von Wollstoff gesagt; hierher?)‹,
griesechtig
,
grieselmöre
›Gelberübe; Möhre‹ (dazu bdv.: , ; vgl. , ; Motivation des Bestimmungswortes und damit der Lemmaansatz unsicher),
griesweise
›durch angespülten Sand‹,
grieswerk
.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
10, 22
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
daz din volk wirt sin als der gryis
[
Dietenberger
1534:
meersant
;
Luther
1545:
sand
]
des meris.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Des lacht die Bone auff dem griß | So sehr, das jr der Bauch zerriß.
Strauch, Par. anime int.
123, 7
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz me engle ist danne grîzis oder laubis oder grasis.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 15, 11
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
Set stiez daz ris uf sines grabes griez.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1528
):
mit allirley bergwerke goltwerke kopperwerke [...] eysenwerke stolwerke mit allirley gris und seyffenwerke.
Die roster sollen [...] die erzt zum brennen rein lautern und uffsezen, die rostwercke wol ausgebrandt klein klopfen, den gries ausrodten.
Gille u. a., M. Beheim
175, 28
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die selbig piterkait ein gnist, | ein griss und auch ein essich ist, | da das wild feuer von erlist. [...] | Wann pey dem griess wirt auch gerait | hie des neides unfruchtperkeit.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Wann ich hab gesúndet úber dye czal des gryeß des moͤres.
Adrian, Saelden Hort
6750
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
der brunn uf dringet sunder mies | us dem velsen dur daz gries.
Schmoller, Straßb. Tucher- u. Weberzunft (
nalem.
,
ca. 1525-28
):
[der tůchscherer] kan erkennen, obe ein tůch uͤbel gewalkt schraͤnzig grisshaͤrig oder růmpfeht sy.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
und waͤri es muglich daz ain mentsch als lang leben solte und moͤhte daz ain tube des meres griess us gefůrti und ie ze tusent jaren nuwent ain griesselin
(›Sandkörnchen‹)
, dú jar solte der mentsch wellen in arbaiten leben.
Brack (
Basel
1483
):
Sabulum. kyß oder grieß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Grießaͤchtig / Voll grieß. Glareosus, Sabulosus [...]. Ein Grießaͤchtig ort. Arenacea terra.
Steinacker / Voll grieß vnnd stein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
da warf man ain hohen graben auf, [...] was gemacht mit reisachportzen, gelegt neben ainander und dann grieß darauf geschütt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Grizelmoͤren / gierlin / zam rapunzel [...]. geelruben / Gallis pastinade.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Ez sint fliezendeu wazzer [...], diu ziehent guldeinen griez und etleiche edel gestain.
Gereke, Seifrits Alex.
6236
(
oobd.
, Hs.
1466
):
das wasser an ettleicher stat | gulldein gryess hat. | gemyscht mit edelm gestain.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
sovil du des gries an deinen geern tragen machst, also vil soltu antlas haben.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Man fand ie vil tier, die das mer im sand und grieß ließ.
Kummer, Erlauer Sp.  (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
Ich han arme gesundet mer | danne gris hat das mer.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
aber was das wasser iemand in grießweiß gibt und anschütt, das soll dem bleiben und zuesteen, dem es angeschütt [...] ist.
Stackmann u. a., a. a. O.
7, 41
G, 6;
Fischer, Brun v. Schoneb. ;
Hübner, Buch Daniel ; ;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Jahr, H. v. Mügeln
106, 331
;
113, 817
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
18, 9
;
Gille u. a., a. a. O.
70, 157
;
435, 54
;
Völker, Antichrist
825
;
909
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Niewöhner, Teichner
2, 77
;
281, 6
;
447, 129
;
Bremer, Voc. opt.
278
;
Schmitt, Ordo rerum
30, 5
;
Voc. Teut.-Lat.
m vijv
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 60
.
Vgl. ferner s. v.  6,  2.
2.
›unbewachsene, sandige oder mit Kies aufgefüllte Stelle, Sandfläche‹; speziell: ›Sandbank; Sandfläche am Fluß oder Meer, Gestade, Strand, flaches, sandiges Ufer‹; ütr.: ›Turnierplatz, Kampfplatz beim gerichtlichen Zweikampf; Richtstätte‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Wortbildungen
griesstange
›Richterstange des Grieswartes beim gerichtlichen Zweikampf, als Amtszeichen und zur Trennung der Kämpfer, nachdem sich einer von ihnen für überwunden erklärt hat‹ (dazu phras.:
der griesstange begeren
›sich für überwunden erklären‹).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
von urloigis mû | begertin der grizstangin | Samin und Nattangin. | Ermin unde Bartin | unde sich bekartin | zu dem geloubin widir.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 19, 13
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
daz criuce ich heize ein vrouwe. | sie gebar daz lebende leben, | [...] | ein liecht der sacramente wert. | ir griezstange und ir sigeswert, | himelzeichen, gotes marc.
Maaler (
Zürich
1561
):
Grieß (das) Steinaͤchtig sand am gstad d’ wasseren.
Chron. Augsb. Anm. 4 (
schwäb.
, zu
1388
):
gelegen hie zu Auspurg in dem grieße bi bruder Arnolden.
Gereke, Seifrits Alex.
6618
(
oobd.
, Hs.
1466
):
Do zogtens aber furbas | und chamen da ain waser was, | das lautter was und nicht ze gros | und uber ainen gries flos.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
Man hat der plaich ainen besundern frid und scherm und plan gelaet und genomen danieden an dem griezz.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1450
/
1512
):
Der vischer soll auch kainem frembden verkaufen, er ruef dan auf dem gries dreimall ,kauf visch‘.
wen ein gast von Payren kümbt [...] und aufrint zwischen den gemerkten [...], es sei auf stökch oder auf gries, und das im not zu schiften ist.
Ebd. (Hs.
um 1400
):
man sol niemand uberfüern über das wasser was frombder leut sind [...]. wůrd ainer darüber begriffen [...] so sol man di leut auf ainen mittern gries füern und sol si auslassen.
Chron. baier. Städte. Mühld. (
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Der gast sol nicht hingeben noch verchauffen obzs, [...], wan auf dem scheff und auf dem griezz.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
darnach hat er zu richten und zu greifen von den grieß neben der saag ob Freileiten.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
356, 27
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Schmeller/F.
2, 121, 124
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 60
.
Vgl. ferner s. v. .
3.
›Blasenstein, Harngries‹.
Bedeutungsverwandte:
,  7; vgl.  3.
Wortbildungen:
griesstein
1 ›Nephrit, Nierenstein als Mittel gegen Nierenschmerzen‹ (a. 1611),
griessucht
,
grieswasser
›Mittel gegen Nierenschmerzen‹ (a. 1611).

Belegblock:

Voc. inc. teut.
k ijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Griessucht pertusis pertisis e͂ quidã morbus vesice.
Gille u. a., M. Beheim
111, 408
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
[Christus]
hot nit gnumen an sich | pesunder prechen oder swich | der menschen, als da seine | Vieber, aussmerklichkaite, | augen geswer, griess und vergicht.
Fischer, Folz. Reimp.
41, 251
(
Bamb.
1485
):
Die pfirsing- oder weischelkern | Find ich vast einer krafft bewern, | Das griß und auch den harm zu treiben.
Ebd.
43, 496
(
Nürnb.
um 1491
):
[Das pad] pricht auch mit seinem durchlauff | Der lenden und der plosen stein | Und treibt das griß hinweck gemein.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
208v, 7
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Fv́r das griess in der blater leret Ypocras: / Nim rosen mist [...] vnd legg das krut denne v́ber die gemaͤht, so / gat das griess von dir.
Golius (
Straßb.
1597
):
Nephritis, nierenwehe / das grieß / der stein.
Haage, Hesel. Arzneib.
14v, 14
(Hs. ˹
noobd.
/
md.
,
E. 15. Jh.
˺):
Wer do hat den rotten griesz, der sol nemen wilden pfeffer und venchel somen.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
Dieser gütig keiser was mit swerer kranckheit, dem gries und stein, beladen.
4.
›geschrotenes, nur grob gemahlenes Getreide, Kleie; Gries, Grütze‹; speziell: ›Samen‹.
Bedeutungsverwandte:
(
der
2, ,  2.
Wortbildungen:
griesbehälter
,
griesmus
›Griesbrei‹ (a. 1619),
griesscheiden
›Gewinnung von Gries, indem man ihn von den Getreidehülsen trennt‹,
griessieb
,
griesstein
2 ›Mühlstein‹.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1495
/
98
):
mit dem roggelgin sall man overlagen und rechenen, wat der roggen gilt; dazu sall man zellen und rechenen die unkost und den gress und machen davan eine somma.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1352
):
hat er [knecht] eine husfrauwe, die zu markete sitzet und veil hat mele und gryz, den knecht sol kein meister halden.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
32, 22
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Wirf von neu weizenem mehl gries hienein, thut es auch.
Ebd.
152, 39
:
wann die scheidere den weizen aufschütten, polle und gries geschieden haben, sollen sie den after mehr nicht dann zum meisten sex mal aufschütten und mahlen.
Skála, Egerer Urgichtenb.
108, 12
(
nwböhm.
,
1573
):
der Pillich Eerl 10f. gestolen Aus einem Gries behelter.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1616
):
sollen sie samentlich gemeine statt mit gries und weißmehl jeder zeit also versehen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1513
):
das klain griessen und das der kern nit gnugsam genetzt noch gekrawtsibet werde, dem brot die schwertzin gebe.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 81, 19
(
schwäb.
,
1587
):
die muhlenen, darinnen gewonlich weißböcken mahlen. sollen mit guottem grießstein, [...] versehen, auch dreyerley guetter süeb zum grüeßscheiden und reüttern zu jeder mahlmühlen geordnet sein.
Chron. baier. Städte. Mühld. (
moobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
und so dich di erd verslinden muͤzz, als si tet Dathan und Abiron, und so dein griez nimmer mer choͤm zuͤ anderm griezz in den parn hern Abrahames.
Zingerle, Inventare (
tir.
1472
):
zway griessib, zway alte seübersib.
Loesch, a. a. O. ;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Gehring, a. a. O.
3, 577, 39
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Zingerle, a. a. O. ;
Schmitt, Ordo rerum
175, 10
;
5.
›Entengrieß, kleine Wasserlinse, Lemna minor L.‹.
Zur Sache:
Marzell
2, 1224
 ff.; 4, 909.

Belegblock:

Brack (
Basel
1483
):
Vlua. gries et crescit in profundo paludis. Alga que et eadem species est. crescit in profiindo maris.