greis,
Adj.
›grau (als Farbe)‹; speziell: ›greis, grauhaarig (meist vom Haar des Menschen, vereinzelt von Tierhaar)‹; in der Mehrzahl der Belege ütr., dann: ›alt; ehrwürdig, weise‹; auch: ›senil‹; mehrfach subst., dann: ›Greis, alter Mann‹. Die aufgeführten Varianten sind in einer Vielzahl der Belege nicht sicher trennbar.
Phraseme:
vor sorgen greis werden
.
Bedeutungsverwandte:
1
 5,  1, , (Adj.) 1, .
Gegensätze:
 1, .
Wortbildungen:
greisig
,
greisgrau
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Du grize, du junge, | Der rede biz andechtic.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
100, 11
(
Hamburg
1646
):
o armer Graͤus / und Kindes beraubter Vater!
Peil, Rollenhagen. Froschm.
525, 566
(
Magdeb.
1608
):
[sind] die Haselmeuß | Mit jhren breiten schwentzlein greiß | Gemustert wie die Eichhoͤrnlein.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
nymand is so gries | Der do muge keine wies | Des andern hercze wizzen.
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 165, 20
(
preuß.
,
1450
):
santen sie czwene, eynen alden greyszgroen von den steten und eynen cleynen erber man, ouch grohe, von den landen zcu dem hern homeister.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 23, 7
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
Ez blüt ouch dicke ein junger sin durch grisez har.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
354, 15
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
si ist ein lebendez paradis | unt junger jâre in tugende grîs.
Karnein, Salm. u. Morolf
28, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Da sprach ein alt grißig man: [...].
Ebd.
159, 4
:
der [alte jude] was von alter wiß als der sne, | sinen grisen bart | sach man ime uber den gurtel gen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
208
(
mrhein.
,
um 1335
):
Nů bistu gris vnd alt. | Der lip ist dir von alter kalt.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
hůt dich vorm Wolff, | so greiß.
Der lebt viel Jar vnd war gar alt, | Das jm sein har ward graw vnd greiß.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Alt. Betagt / greise / mit alter beladen / Er gehet auff der Gruben.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Der lute zit und ir gesetze | Hy uf diser werlde vletze, | Als uns sayt eyn meister crys, | Mac man vernemen zweier wys.
Durch waz disse groze pin | Were bereit den grisen, | Von Babylon den wisen.
secht, in der stunt | Saz daz gerichte grise
(›das ehrwürdige Gericht‹)
, | Ieclicher buche wise.
Henschel u. a., Heidin
518
(
nobd.
,
um 1300
):
Vor zorne moht er w’den greis.
Fastnachtsp. (
nobd.
v. 1494
):
Vor alter ist der wolf auch greis.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Wer abr sein vatter alt und greiß | Verlest, der wird zu schanden werden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Ein Todsuͤnd macht dir greisse Haar.
Thiele, Minner. II,
14, 211
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
wann dir dann nachet achtzig jär, | din bart und och din falwes här | die beyde werdent dir griß und grä.
Ebd.
32, 861
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
da sach ich hermelyn bont und grys.
Adrian, Saelden Hort
386
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
ich wil mit weher spise | in wolnúst werden grise.
Ebd.
3213
:
ain herre da von alter gris, | der jach: [...].
Lemmer, Brant. Narrensch.
5, 1
(
Basel
1494
):
Myn narrheyt loßt mich nit sin grys | Ich byn fast alt / doch gantz vnwys.
Sappler, H. Kaufringer
11, 390
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
er mocht vor sorgen werden greis.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Do der gris diss sach also, | Wie lut er schrai: „Mordio“.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Man wirdt der saat wol greiß / aber nimmer weiß das ist / man wird wol alt vber dem saͤen vnnd ackerbaw / aber nimmer lernet mans gar auß.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 25
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
reif machet all frücht greis und alt.
Klein, Oswald
121, 26
(
oobd.
,
v. 1408
?):
tag, wer hat nach dir gesant? | dein gewant | unser scham nicht teken wil. | zwar dein greis
(›das Grauen des Tages, die Morgendämmerung‹)
ich preis doch klain.
Gereke, Seifrits Alex.
4010
(
oobd.
, Hs.
1466
):
in den zeitten was allda | [...] | ain alter greyse, | der was tugenthaft und weyse.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
120, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
an esan den vil gresen - | den wolt allter kains schimpfes zemen lassen.
Ukena, Augsb. Hl. Kreuzsp.
541
(
stir.
,
v. 1494
/
n. 1520
):
Wärleich ir juden wärt ir weyse | Ir seyt doch alle greysse.
Kochendörffer, a. a. O. ; ; ;
Thiele, Minner. II,
31, 249
;
Froning, Alsf. Passionssp. ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 7
;
Göz. Leichabd. ;
Gille u. a., M. Beheim
290, 112
;
331, 152
;
Barack, Teufels Netz ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
1204
;
Sappler, a. a. O.
1, 24
;
1, 256
;
5, 500
;
7, 40
;
Klein, Oswald
17, 6
;
66, 30
;
Fichtner, a. a. O.
302, 7
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  1,  1.