greiflich,
Adj.
1.
›mit den Händen anfaßbar; sinnlich wahrnehmbar; körperlich, real existierend‹;
offen zu 2; vgl.  12.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Set, Got, der uns geschaffen hat | Von eime nichtesnichte | Zu griflicher gesichte.
Wir sullen irsten alle | [...] | Vor unses herren ougen | Griflich und entsebelich.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
54, 22
(
um 1571
, Hs.
1615
):
also ist der Mensch geordenet [...] in den leib, Geist vnd Seele, den sichtbaren greifflichen leib, hat er von den Ellementen.
Ebd.
66, 7
:
der Eisserliche greiffliche leib ist eigendlich nicht der Mensch, ßundern nur ein Hauß oder werkhzeug, deß vnsichbaren Menschen.
Luther, WA (
1544
):
Den andern sol es eitel greiffliche finsternis sein.
das er [Christus] [...] nicht mehr wil gebunden sein on leiblich, sichtbar, greifflich, weltlich wesen, zeit, stete, raum.
Ebd. (
1535
):
es feilet daran, das wir die grosse [...] herrligkeit, [...], mit leiblichen augen nicht sehen, Und greifflich nicht tappen.
Ebd. (
1538
):
wie ich [...] aus diesem sterblichen leben jnn ein ander wesen trete, da jr mich nicht mehr anruͤrlich noch greifflich; Sondern mit dem Glauben erkennen und haben sollet.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Nu sich, ich bin ein menscheit, | Griflich vleisch und bein.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wann wir weder leben noch wesen noch gestalt [...] haben, nicht geist sein, nicht sichtig sein, nicht greiflich sein.
Gille u. a., M. Beheim
13, 36
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Cristi person wart auf ein punt also | unsichtig sichtig, unpegreiffenleichen | greiflich, entphintleich unenpfintlich da.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
So hat sich Got entnummen | War fleisch unnd plut volkummen | [...] | Ein gancz greifflich persane.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
1542
):
Er wirt ubr das noch kriegn fünf sinn | Daß er ja greiflich fülen kan, | Die pein.
Ruh, Bonaventura
330, 16
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
der mensch [...] wiß, das der, den er lieb hatt, ist nit sichtig, nicht safftlich, nit hoͤrlich, nit griffenlich, nit schmeklich.
2.
›kognitiv wahrnehmbar, erkennbar; für jedermann handgreiflich, offensichtlich, einsehbar, deutlich‹;
vgl.  14.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Notum. Kundt offenbar offentlich offenbärlich scheinbar scheinbarlich lautbrecht clerlich greifflich augenscheinlich vor augen am tag kuͤndig kuͤndtlich wissentlich schein vnlaugbarlich vnhäling vnuerborgen ansehenlich augensichtlich.
Luther, WA (
1530
):
Dar umb ist dis aber mal ein gewis, greifflich zeichen, das der leidige teuffel sey.
Ebd. (
1535
):
Jst das nicht greiffliche luͤgen und lesterung?
Ebd. (
1538
):
Es ist gahr ein greifflicher irthumb, das ich gehn Rohm lauffen solte und vergebung der sunden holen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
220, 5397
(
Magdeb.
1608
):
Weil das Pferd so greifflich vnd grob | Nur erzalte sein eigen lob / | [...] | Vnd verschwieg alle missethat.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
In guten sitten hab ich mich von jongs uff zimlich geubt und ohn ruhm geredt, nit boisen, unloblichen brauch van sitten an mir; mit gain, [...] essen, drinken reinlich, nit so griflich mit gruissen, winken.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
13, 21
(
Frankf./M.
1563
):
als ein verstorbener jungling seiner Mutter alle nacht sichtbar unnd greifflich / wie er geleibt und gelebt hat / sey vorkommen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1516
):
und gemainer stat durch iro hantierung vor andern greiftlichen nutz pringen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Machomet in seim alcoran | Zeigt zwo grewffliche lügen an.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
obschon seine unerbare sachen offenbar und mercklich, ja greifflich.
Aus welichem ferner greiflich erscheint, daß die gůt reichsmüntz neben der auslendischen geringen, pösen müntz nit erhalten werden kan.