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graus,1.
›Angst, Furcht; Schrecken, Entsetzen als plötzlich eintretende Gemütsverfassung‹.Phraseme:
jm. komt ein graus; jn. komt ein graus an
u. ä.; einen graus für sich nemen
›in Angst und Schrecken geraten‹.Belegblock:
Zum Grab sie giengen schnell hinaus, | Es kam sie an ein furcht und graus.
da kam sein hercz in grauss.
Mir gadt durch all min lyb ein gruß.
Nun als ich kommen war hinaus, | Da kam mich erst an der recht graus.
[der elter sun] im kam ain michel grus.
der grûse wart unmâzen breit | von dem kamphe den er dort | erfohten hatte.
da kam im für ain vorchtlich grauß, | das er nachet verzaget was.
Ebd.
5, 325
: herr, ich suoch ritterschaft | und aubentür oun allen graus.
Ebd.
16, 90
: die in der statt komen heraus | gar küenlich oun allen graus | und stritten mit den veinden sider.
Ebd.
16, 681
: und machten im den grauß so gros, | das er die tugent rain verlos.
werten sich die von Prug so lang, uncz das herczog Ott [...] und der von Salczburg ain graws für sich namen und vliehund über den Tawren entrunnen.
ist ein mensch in eim schachen | [...] | da enphecht er dikch einn graws | daz im schawtzund wirt so vest | sam ob er tewfel und morder west.
2.
›Ereignis oder Verhalten, das einen Menschen in Angst und Schrecken versetzt‹; speziell: ›furchteinflößender Lärm, wildes Gehabe‹; offen zu 3.Belegblock:
Vor sulcher pen, | Die dort so swer gemessen | Den selen wirt, ob er dem grauß | Hie möcht entgen mit wiczen.
[Lucifer] und mit im drei vinster schar | seiner diener komen dar | gar vorchtlich mit wildem graus.
3.
›Grausamkeit, Unausweichlichkeit, Schrecklichkeit, Not, Pein (von Sachverhalten, Zuständen); Schlechtigkeit (als Charaktereigenschaft eines Menschen, die anderen schadet)‹.Belegblock:
Si verterben Gotes hus | Wo si varn in sulcher grus.
Sein reigement furt er mit grauss.
Ebd.
216, 44
: Das ist diser geczwanknüs graus, | dar inn ir seit und nicht chumt aus.
Merck, mit steter betrachtung dein, | Auff das dir fort an hang der graus.
das der tempel vnd stat mit graus | wurten brend aus.
Mit wúrsten fleisch vnd braten | Soltu fúllen din huse | Das du vor des winters gruse | Mögest sicher nů gesin.
[Si komen] in ains frummen mannes haus. | da lebten si oun allen graus.
Ebd.
3, 380
: [ein gottloser Bauer]
hat gesprochen offenbar, | wie er hab in seinem haus | den himel und der helle graus. ich pin ein graus.
Niewöhner, a. a. O.
622, 10
.4.
›Ekel, Widerwille, Abscheu; Unmut; Skrupel‹.Belegblock:
da mit bestrychen | Das gesweͣre vnd Salben | Von vssen [...] | Vnd mit einem fliedem lossen uß | One sorge vnd one gruß.
Sin gesinde one grusse | In do lïpplichen enpfye.
Grauß abschew.
mir geit die fraw aus iedlem haus | oun verziechen und one grauß | all wochen hie ain halbes pfunt.
Ebd.
11, 263
: er legt sich zwischen ire pain | und minnet si on allen grauß.
Der viert hat ein solchen grawsen ab diesem fricasse
[Frösche zu essen]
gehabt. hat er ain solchen grausen und unwillen darab gehapt, das in bedeucht, so baldt er getrunken, seie im ain weetag durch allen leib gangen.
doch ain sölich überflüzzichait möcht under dem ainvoltigen volkch machen ain grause.
Bas wir sagen [...] von der münich lieb, dauon doch got vasst erzürnet wirt vnd auch in der welt grosz grauss machtt.
Gerhard, Hist. alde e
291
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