grasen,
V.
›eine Wiese abernten, Gras schneiden, mähen; im Gras nach verwertbarer Nahrung suchen; Gras fressen; (das Vieh) Gras fressen lassen, weiden‹; die einzelnen Varianten sind in den Belegen nicht sicher unterscheidbar; ütr.: ›sammeln‹; speziell: ›Unkraut jäten‹.
Phraseme:
jm. über den rein grasen
›jm. Schaden zufügen, jn. töten‹;
in dem bart grasen
›jm. Honig ums Maul schmieren, jm. schmeicheln‹.
Wortbildungen:
grasesense
.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
Der Philli laute Lieder, | die in dem Pusche grast, die wecken Echo auf.
Kollnig, Weist. Schriesh.
106, 3
(
rhfrk.
,
1569
):
ein jeglicher hat recht oder macht zue graßen auf dem gemeinen bruch.
Ebd.
121, 3
:
das graßen auf der allmend ist verbotten von St. Georgentag.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
2, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
und wir
[Tod]
vormals doch manigen künstereichen, edeln, [...] heftigen leuten sere über den rein haben gegraset, davon witwen und weisen, landen und leuten leides genugsamlich ist geschehen.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
46, 29
(
omd.
,
1487
):
menner hawen mitt der ßenßen vnd dÿe weiber graßen mit der sichel.
Küther, UB Frauensee
232, 1
(
thür.
,
1460
):
He sal uns auch nicht von der wisen graßen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
41, 16
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Ein pflug uff einen tag wird angeschlagen um ½fl. Eine grasesense umb drei groschen.
Ebd.
82, 16
:
Wan vorhin abgesetzte kalber vorhanden, habe ich die volgenden strax von der kue zue den eltern, so albereit die waide angenommen und grasen lernen, ins gras auf eine gutte kleeweide gestoßen.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
In der wisen, do du scholst grasen, | Da lag er [Hainrich] pei dir auf eim grünn wasen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 45, 18
(
nobd.
,
1464
):
das die herrschaft beyde amptlewt beschiede zwͤ grasen im hoffgarten, wann oft neyde darausz komet [...], und beyde ein grosz gnung zwͤ grasen hetten 20 kwͤen.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
34, 38
(
nobd.
,
1469
):
das ein freybot das recht hat, zu urhultzen im Nappenbacher walde und zu grasen.
Ebd.
114, 14
:
ob er [der buttel] indert grasset, es were wicken oder hewe.
Fischer, Folz. Reimp.
33, 70
(
Nürnb.
1479
):
Die stuck sol man zusamen grasen | Mit fünffzehen agalasterschryten.
Sachs (
Nürnb.
1539
):
Auff dem dorff hab ich herters leben | [...] | Mit grasen, schneyden, prayten, hewen.
Thiele, Minner. II,
18, 29
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
sú [dirne] grast irm kalb und tet das best.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 489, 40
(
schwäb.
,
1570
):
daß kreütern und grasen in den gebannten gehewen ist meniglichem verbotten mit sichlen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1584
):
es soll auch kainer dem andern [...] uff seinen ackern, wißen und gerthen weder graßen noch jethen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Jn dem bart grasen lassen [...]. Wer jhm in dem bart last umbgrasen / dem hoffieret man entlich gar auffs maul.
Klein, Oswald
123, 6
(
oobd.
,
1415
):
die kunnen grasen in dem part, | ob sich kain har darinn verschart.
Kollnig, a. a. O.
247, 39
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
952
;
Geier, Stadtr. Überl. ; ;
Gehring, a. a. O.
3, 251, 22
;
322, 19
;
748, 40
;
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
280, 23
;
Winter, Nöst. Weist. ;
Vgl. ferner s. v.  8, .