1
gral,
der
;
-s/–
;
zur Etymologie und Wortgeschichte s. , 1737f.
1.
›geheimnisvoller, heiliger Gegenstand, der seinem Besitzer irdisches und himmlisches Glück verleiht (z. B. Speise und Trank gewährt, vor Alter schützt, mit besonderen Fähigkeiten begabt und jede Notdurft stillt), aber nur von auserwählten Personen gefunden werden kann; je nach Überlieferung entweder ein Stein (im Parzival
Wolframs von Eschenbach
:
lapis exillis
) oder ein Gefäß (im
Perceval des Chrétien de Troyes eine Goldschale; in christlicher Legendenbildung 1
. der Kelch, mit dem Josef von Arimathia das Blut Christi auffing, 2. der Abendmahlskelch)‹; tropisch: ›Heiligtum‹; ›höchstes, erstrebenswertestes Gut bzw. Ziel; (in der Minne) innerstes Geheimnis wechselseitiger Liebe‹; verallgemeinert: ›Gefäß‹.
Zur Sache:
Dinzelbacher, Sachwb. der Mediävistik.
1992, 312
; , 1616f.
Phraseme:
bei dem gral
Beteuerungsformel.
Syntagmen:
mehrfach mit genitivus explicativus, z. B.
des herren gral, des himmels gral
.
Wortbildungen:
gralen
›strahlen, glänzen‹.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Bi dem swebnden gral vornym | Got in vleische sunder schym.
Mit totlicher sunden stral, | Di si durch mins herczen gral | So bitterlichen schizen.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 9, 19
(Hs. ˹
md.
,
M. 14. Jh.
˺):
din verch in tugenden gralet.
Thiele, Minner. II,
31, 213
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
den ich met eren nennen mach | ein ritter vandem graele.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Ich weis kein zeit die mich erfreuwt, | und leben in sorgen als Partzefal, | die er mit strenger wee erleid | da im von erst verschwandt der groll.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Der milde minnencliche gral | Disem verliet den gesunt | Und jenem tut er suzen munt, | Disem gibt er wisheit kunst, | Andern gibt er ander gunst.
Wunder vil und ane zal | Beslozzen hat sins herzen gral.
Gotes ritter uz irlesen, | Dy stetlich swebn vur sinem gral.
Jahr, H. v. Mügeln
284
(
omd.
, Hs.
1463
):
wie man eigentlichen sal | die farben in des tichtes gral | strichen mit sines pinsels ort.
Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
Min hercze ist harte vil gereyt | huͤte zcu diner werdicheit, | brenge mich von deser werlde quale | czu dem hym͂ellischen grale.
tochter myn, dez salt du reygen | und tanczen in dez hym͂els grale | mit mynen engeln.
Niewöhner, Teichner
543, 22
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
er want, er het den gral erstriten.
Pyritz, Minneburg
204
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
die burk zu Montsalvas, | Do der groel inne waz.
Ebd.
4140
:
fraw Mynne, by dem grol | Gewan ich getruwern diner nie.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
er sol Got dancken zum andern mal | aus seines herczen ynderst gral.
Thiele, Minner. II,
12, 20
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
nun will fraw Mynn, du solst den tron erheben | hin zuder selden graele.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 11, 30
(Hs. ˹
alem.
,
14. Jh.
˺):
ich binz der gral, | da mit der eren künig den leiden übervacht.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Basel
1497
):
An dem tisch des leste͂ nachtmals, | da er [Jesus] [...] | [...] begieng des grals.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Damit deins zarten leibes sal | Nicht verlur der eren gral.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Man findt im buch vom hailigen gral vast ain gleichförmige historiam, die dem loblichen könig Artusen von Brittania begegnet sein soll.
Klein, Oswald
36, 17
(
oobd.
,
1426
):
Das er den val von Adams qual mit seinem gral | löblichen widerbrächte.
Ebd.
115, 34
:
Man vindt noch vil der toren zal, | si gäben nicht ir leben schon | Umb allen schatz, der eren gral.
Kochendörffer, a. a. O. ;
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
281, 15
;
Jahr, H. v. Mügeln
839
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Matthaei, Minner. I, ;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ;
Primisser, Suchenwirt ;
Niewöhner, Teichner
629, 75
;
Munz, Füetrer. Persibein
14, 5
;
Voc. Teut.-Lat.
m vijr
;
Stackmann u. a., Wb. zur Gött. Frauenlob-Ausg.
1990, 132
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 254
.
Vgl. ferner s. v. , (V.) 6.
2.
wohl: ›Ansammlung von Zelten, Zeltplatz; Heerlager‹ (semantisch nur mit Schwierigkeiten an
1
gral
anschließbar; vgl. die Assoziationslinien s. v.
Gral
im , 1737ff.).

Belegblock:

Mone, Adt. Schausp. (Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
dye wullen mit dir czyeen czue male | uff dye Juden czue grußem grale, | da wollen wir sye mit grußen sturme | werfen von den huͤchen turmen.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
merck, gesell, und schöwe | daß wunecklich geziert feld. | daß dort her schint, daß sind zelt. | nun sind ir in der zal, | da man von seit, und haißt der gral.