grafschaft,
grafeschaft,
(in 1 Beleg:)
grafenschaft,
die
;
-Ø/–
.
›Herrschaftsgebiet, Amts-, Rechts- und Gerichtsbezirk eines Grafen‹; als Metonymien: ›Amt und Würde eines Grafen‹; ›damit verbundene wirtschaftliche und richterliche Amtsgewalt, Rechtsgewalt‹; ›im Gerichtsbezirk eines Grafen von diesem geleitetes Gericht‹; ›Bewohner einer Grafschaft‹. Eine Trennung von Gebiet und Gewalt erscheint nicht sinnvoll, da mit der Verleihung einer Grafschaft in gleicher Weise sowohl der Besitz an einem bestimmten Gebiet als auch die damit verbundene Rechtsgewalt gemeint ist.
Bedeutungsverwandte:
, ,
2
 2, II, 4,  3.
Syntagmen:
die g. abenteuern / erben / teilen / übergeben / verkaufen, von jm. haben, von etw.
(z. B.
vom berge
)
zwingen; die g. an jn. kommen; der g. etw. zubehören; etw. an js. g. bringen, in der g. sitzen, an der g. liegen, etw. in einer g. geschehen, etw. von der g. einnemen, j. / etw. zu der g. gehören; amptman / herre / recht der g.; statliche g
.
Wortbildungen:
grafschafter
,
grafschaftman
›Angehöriger einer Grafschaft‹,
grafschaft(s)recht
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 368, 38
(
preuß.
,
1441
):
ab ymands von iren undersassen [...] beduchte, das em von seyme herren ader junckherren gewalt adir unrecht geschege, der moge sich seyner sachen zcu dirkentnisse an uns beruffen, als an seyne obirste graffenschaft.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
vnde geschicht iz in ener graůeschap oder in eyner marke, / so sůlen boten sin des greuen lantzezen.
de mach man (nicht gezihn an den margreůen, iz si) denne (daz der greůe) sine grafscap von ime habe.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
die stat van Coelne arm ind riche | halp sy uch (eman) maichen ayn emans danck, | die alle die grafchaff van dem Berge twanck.
Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
59, 34
(
rib.
/
westf.
1363
):
dat tollhuis to Nymegen mit allen seinen rechten also dat van alders aldair der graffschafft van Cleue toebehoirt.
Voc. Teut.-Lat.
m vijr
(
Nürnb.
1482
):
Graffeschafft em gravelandt.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Rudolphi Mutter Bruder / der von ihme die drey stattlichen Gravschafften [...] erbte.
Schib, Urk. Laufenb.
60, 6
(
halem.
,
1386
):
Graf Hans von Habspurg [...] verkauft [...] die grafschaft, da Louffenberg inngelegen ist mit wildpennen, gerichten, [...], mit zöllen, nutzen, geleiten, zinsen, [...] dörffren, wilern.
Ebd.
213, 7
(
1524
):
soll der in der grafschaft und oberkeit Lauffenberg gelegene Hof zu Rinsulz dem schloß Lauffenberg dienen.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1543
):
das wir söllend und wellend sömlich urtheilen setzen, fellen und gäben uff das stattrecht, landtrecht, graffschafftrecht, herrschafftrecht oder hofrecht.
Merz, Urk. Lenzb.
121, 16
(
halem.
,
1586
):
da die Herren von Lenzburg ein fryen vffrechten redlichen kouff gethan und das Grafschaftsrecht nicht gestatte, daß die Lehenschaft [...].
Maaler (
Zürich
1561
):
Graffschafft (die) Comitatus, Prouincia. Graffschafftmann / der in einer vogtey sitzt oder wonet / der vnder einem vogt / oder beuogtet ist. Prouincialis.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
so teylten sy stet und graveschafften in wyten landen, die gap inen der keyser in lehenschaft.
Ebd. (Hs.
um 1474
):
Was aber das patromonium sant Peters sey, das hörent: item [...] von Ferrer, von Bolonie und von andernn herrschafften und graffschafften.
Dertsch, Urk. Kaufb.
226
(
schwäb.
,
1363
):
alz dez lands reht ist und der graschaft, da daz vorgenant gůt inn gelegen.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
393, 37
(
schwäb.
,
1420
):
[Ayslingen ist]
ain grafschafft und ain markt, daz stok und galgen hette und da gerichteshant und bänne.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 46, 43
(
schwäb.
,
1472
):
Wir vnd vnnser erben soͤllen [...] sie auch mitsambt der besitzunge der guͤter [...] schuͤtzen vnd beschirmenn als andre kloster, die wir in vnnser graueschafft oder beschuͤtzunng haben.
Ebd.
1, 169, 24
:
Dadurch wir nuͤn bewegt sein voran goͤtlichen dinst [...] zuͤ meren vnd denselbigen ordenn in vnnsrer graueschafft an das obgemelt ende, das nuͤn Marie May genannt ist, zu pringen, in vnzweyfenlichem ganntzem vertrawen, das vnnser graueschafft vnd dise gegend durch das verdienen der vermelten swester.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das er sein grafschaft [...] wider ain sollichen klainfüegen man [...] hat aventuirt und bewegt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[Maximilian] nam nach seines vattern, kayser Friderichs todt sein erblich und furstliche gnante lannd ein mit allen graffschafften und herschafften.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
132, 15
(
noobd.
,
1317
):
desselben gůtes sol ich und alle mein erben in gewer sein, als der grafscheft reht ist.
Winter, Nöst. Weist. Anm. 2 (
moobd.
, Hs.
E. 15. Jh.
):
was den zoll antrifft, ist ôn nodt zu verlesen. sequitur graffschafter.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
76, 13
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
Hye sind vermerkt alle die weingärten meiner herrn von Liechtenstain, die gehornt zw der grafschaft zw Nicolspurg.
Piirainen, Stadtr. Sillein
142v, 20
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Dor vmb leychet er den vuͤrsten graffschaft vnd de greuen schulteztvm.
Große, a. a. O. ;
Eschenloher. Medicus ;
Steinberger u. a., a. a. O.
147, 21
;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 132, 13
;
137, 6
;
158, 10
;
514, 25
;
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
172, 40
;
226, 14
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
63v, 36
;
Schmitt, Ordo rerum
37, 21
;
Schwäb. Wb.
24, 3, 785
;
Vorarlb. Wb.
1, 1226
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  2, ,  15,
3
 2,  12.