graf
(nrddt. / md., vor allem rib., auch umgelautet aufgrund eines vorahd.
j
-Suffixes, dann:)
grefe,
der
;
-en/-en
(für
graf
),
-n/-n
(für
grefe
).
›der Reichsaristokratie angehöriger Träger eines erblichen, auf Amt und Stellung der Reichsministerialen zurückgehenden, übergeordneten Verwaltungs- und Richteramtes eines Herrschaftsgebietes‹; infolge der Vererbbarkeit des Amtes übergehend zu: ›im Adelssystem hierarchisch niedrig anzusetzender weltlicher Adliger (zwischen Freiherr und Fürst), der in seiner Grafschaft weitgehende richterliche, administrative und grundherrliche Gewalt hat‹; metonymisch als erblicher Adelstitel, Standesbezeichnung; Ausdruck für ›besondere Vornehmheit‹.
Zur Sache: , 1634f.; , 1051ff.
Phraseme:
grosser graf
›Pfalzgraf, Palatin‹;
einen grafen fressen
›die Einkünfte eines Grafen verbrauchen‹.
Wortbildungen:
˹
grafeding
,
grafengedinge
,
grafengericht
(a. 1565)˺ ›Gerechtsame eines Herrschaftsgebietes‹˺,
grafeland
(Beleg s. v. ),
grafenholz
›Holzabgabe an den Grafen‹,
grafenlehen
(a. 1558),
grafenstand
,
grafentag
›Standesversammlung der Reichsgrafen‹,
grafentitel
,
grefenbede
,
grefengut
,
grefenhafer
›Haferabgabe‹,
grefenhun
›Abgabe, Bede an den Grafen‹,
grefenpfennig
›Abgabe an den Grafen‹.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
mit dem Burggrafthum / und Grafengedinge zu Magdb. und Halle.
Luther, WA (
1525
):
Acht ich, eyn bawr were gnug geschmuckt, wenn er zur hochzeyt noch eyns so gutte kleyder truͤge, als er teglich ynn seyner erbeyt tregt. Eyn burger auch so, Und [...] Eyn graff noch eyns so wol als eyn eddel man.
Ebd. (
1527
):
Ist einer ein Burgermeister, so wil er ein graff werden, Ist einer ein graff, so wil er ein fuͤrst werden.
Des gleichen haben sich grosse Herrn und Graven gerhuͤmet, der auch etliche bald druͤber der tropff erschlagen hat.
das die oberste herrschafft als Roͤmischer Keisar unter jm hat andere herrn und gelider odder stende, durch welche er sein Regiment ausbreitet und furet, das es alles ordentlich gefasset ist [...], Keisar uber fursten, fursten uber Graven, Ritter, Eddelleut und diese uber bawr und burger.
Ebd. (
1540
):
Hat er zehen Tausent, so nimpt er jerlich vier tausent, das heisst einen reichen Graven jnn einem jar gefressen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
geschicht iz in ener graůeschap [...] so sůlen boten sin des greuen lantzezen.
de vorworften ortele, de ůor eyneme greůen geschicht, de mach man (nicht gezihn an den margreůen).
der keyser mach in allen landen nicht syn [...]; dar vmme liet her werlich gerichte vorsten vnde greben vnde anderen heren.
DEs riches dienstman [...] ne mogen nicht ober greben noch ober vrien ortele vinden.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ein her ist geordent, der kneht ist geordent under den riter und der riter under den grâven und der grâve under den herzogen.
Jostes, Eckhart
74, 16
(
14. Jh.
):
ein grefe, do mit begreif ich di herschaft eins grefen.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1404
):
in Cleynenbroike in tribus superioribus iudiciis, vulgariter hogedinge, singulis annis et secum portare predictis ambobus dominis peticionem dictam grevenbede pro quolibet termino competentem.
dat hofguit is unsen hern von sent Severine vurg., zu horftbeiden und die grevenhonre also, as dat recht is.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1429
):
[Besiegelt durch]
joncher Godhart vamme Hirtze genant van der Landskroynen zerzijt greve ind scheffener zo Collne.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4821
(
rib.
,
1444
):
Sij hadde mich gewapent as eynen greve | Off eynen hertzogen off konyncks neve.
Ebd.
8414
:
Hertzogen, greven ind andere heren | En willent der salven ouch neit untberen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
1559 den 28. februa. hab ich einen antast bekant bei dem greven, [...].
Er nam darnach ein gar schone riche frau von Lubeck, domineirten wie graben und verdorben.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
118, 16
(
rhfrk.
,
um 1435
):
viel junffrouwen / die alle von grossem geslecht warhen beyde von hertzogen vnd graffen.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 1 (
mosfrk.
, o. J.):
et ut familiam eiusdem curie ab omni gravedinc et molestia immunem redderemus a tribus principalibus mallis.
Grimm, Weisth. (
hess.
,
1481
):
wirt den fursten zu Hessen zugewiesen: sechzehen pfunt geschosses; vierzig viertel hafern gen. grevenhafern.
Ebd. (
1338
):
dasz ein ieclicher mentsche, die do gesessen sint in dem egenanten dorf Osthoven [...] alle jar jerlichen schuldig sin zu geben dem zitlichen faute ein malter habern, ein huone und 2 heller, die do heiszent grevenphening.
Froning, Alsf. Passionssp.
1257
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich byn Herodes gnant, | eyn geweldigk konig uber alle lant: | fursten, graffen und dinstman | musßen mer alle zu gebode stayn!
Ebd.
2171
:
fursten, greffen und fryen, | der enkan mer
[dem Tod]
keyner entpflyen!
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Wie jn der Hencker het gebunden, | [...] | Und gwartet nur, wenn ern abstieß, | Der Graue ritt zu, verziehen hieß.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
6, 1
(
Frankf./M.
1626
):
Als nun [...] eine grosse Anzahl Ertzbischoffen / Bischoffe / Fuͤrsten / Herrn / Graffen / Ritter Adelstandes Personen erschienen.
Küther, UB Frauensee
411, 7
(
thür.
,
1540
):
Vonn Gots gnadenn wir Johans Fridrich, des hailigenn rhomischen reichs ertzmarschalh und churfurst, burggrave zu Magdeburgk unnd Johans Ernst, gebrudere, hertzogen zu Sachssenn, landgraven in Dhoringenn und marggraven zu Meissen uff eyner und wir vonn desselbenn gnadenn Philips landtgrave zu Hessen, grave zu Catzenelnpogenn, Zu Dietz [...] uff der andern seitenn, bekennen [...].
Thür. Chron.
11r, 31
(
Mühlh.
1599
):
die rechten von Borneburgk / die Schwartz vnnd Weiß im Schilde fuͤhren / sind võ Alters her Graffen Geschlechte.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
daz her und der grêve des cinses
[
Luther
1545:
oberheubtman
]
und der Juden dienêre begriffen Jhêsum und bunden en.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
23, 8
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dez wizen festis gar vru kumen alle kunige, vurstin, herczogin, markgrevin, grevin, bayorn und alle amachtlute der provincien.
Henschel u. a., Heidin
430
(
nobd.
,
um 1300
):
nv ritet hin zvhant | Vñ vraget wer der h’re sei | Ob er si grave oder vrei.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
der wolt sich nit gefangen geben, man ließ in denn vor zu dem grossen grafen, des tochter im versprochen ist.
Grimm, Weisth. (
nobd.
,
1515
):
Auch weysen sie m. g. h. acht gütter, [...], die heissen die greffen gütter vnd sie han ein schültess zü seczen vnd zü entseczen mit wiessen der scheffen. [...] Vnd weysen, dass dass gericht gehalten solte werden vff dem vndersten greffen gütte zü Bessenbach.
Ebd. (
1534
):
man gibt von einer ieden zahle zollholz 5 zollscheider, und das heist gravenholz.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
das der Grauff [...] predigen wölt uff dem obern hoff.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1410
):
Ich grauf Herman von Sultz lantgrauf im Kleggoͤw, miner gnedigen herschaft von Oesterrich lantvogt, tůn kund, das [...].
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
man sprichet und ist och war: ,des kaisers dienste man ist groͤsser denne ein grâf‘.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Fürsten, graven, ritter, knecht | Warend willenklich beraitt | Ze kampfflicher arbaitt.
Morrall, Mandev. Reiseb.
174, 2
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Hie seit er von ainem richen man, der ist weder hertzog noch gräff.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1386
):
do chom der wasserwaider von Ungern an den grozzen grauffen von Ungern uff dem feld und schlůg den grozzen grauffen zů tod.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 122, 23
([
Augsb.
]
1548
):
Under dem krummen Stabe / unnd under den Graven ist gůt wohnen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Do gab grave Friderrich die antwurt und erpot sich, uf den nechsten graven- und herrentag, so zu Pfullendorf [...] solt gehalten werden, was er gerechtigkait [...] zu seiner erbschaft [...].
dann der grafenstand selbiger zeiten nit erblich, sonder sein der römischen kaiser amptleut und pfleger gewesen [...], daher dann vor jaren vil der freiherrengeschlechter den grafentitel angenommen.
Rot
314
(
Augsb.
1571
):
Graf. Kompt ohn zweyfel von dem Lateinischen wort Grauis, welches da heist Tapffer / bscheyd vnnd weyß mit einem sondern ansehen.
Klein, Oswald
10, 73
(
oobd.
,
um 1423
):
wenn wir dort ligen, zannen als die affen tier, | küng, kaiser, herzog, grafen, all geleichen mir.
Rintelen, B. Walther
103, 29
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Die rittermaßigen Lehen werden zum Thail von dem Landsfürsten on Mittel verlihen, zum Thail aber von etlichen Graven und Herren, die solliche Lehen als Affterlehen andern verleihen thuen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
57v, 28
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Dy lant sezzen dy nich eigen han in dem lande dy suͤllen suͤchen irs greuen dinch.
Mendthal, Geom. Culm. ;
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. ;
Karnein, Salm. u. Morolf
23, 3
;
Jahr, H. v. Mügeln
132, 2275
;
Hübner, Buch Daniel ;
Küther, a. a. O.
187, 14
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Thür. Chron.
19r, 11
;
Göz. Leichabd. ;
Skála, Egerer Urgichtenb.
120, 12
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Barack, a. a. O. ; ; ; ;
Wunderlich, Fierrabr.
13, 16
;
Klein, a. a. O.
113, 41
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Mollay, H. Kottanerin
21, 31
;
25, 19
;
Lampel, Qu. Wien
1, 8, 15722, 7
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
155v, 3
;
Rechn. Kronstadt
1, 181, 4
;
2, 102, 38
;
3, 250, 2
;
Schwartzenbach
H IIIv
;
Piirainen, Recht Schemnitz.
1986, 297
.