gnädlich,
in der Mehrzahl der Belege
Adv.
1.
›in wohlgesonnener, gütiger und barmherziger Weise; mit Nachsicht und Milde in bezug auf die menschliche Sündhaftigkeit (von Gott gesagt)‹;
vgl.  1245.
Wortbildungen:
gnädelichkeit
›Nachsicht, Güte‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
63, 7
f. (
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
ich wil gedenken an dy irbarmunge des herren, [...] und umme dy michil czal der gutir des husis Israhel, daz er in gegeben hat nach syner genedelichkeit
[
Froschauer
1530:
gnad
;
Wormser Proph.
1527:
erbarmung
]
und nach der menige sinir barmherzikeit. [...] in sinir liebe und in sinir genedelichkeit hat er sie irlost.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4840
(
rib.
,
1444
):
Ich hoffen sij
[Gottes Gnade]
soele mir noch zo staden | Staen ind geneetlich mich beraden.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
639
(
Köln
1476
):
Wylt, lyeff heer, yrer sunden genetlych nu vergessen!
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4014
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Dirr verschmaͤcht, herr, man ich dich. | Erbarm dich gnaͤdlich úber mich!
Schmitt, Ordo rerum
66, 11
.
2.
›mit Gottes Gnade und Barmherzigkeit erfüllt; durch Gottes Barmherzigkeit erlangt; von Gott aus Barmherzigkeit erteilt‹;
vgl.  13.

Belegblock:

Schmidt, Rud. v. Biberach
95, 12
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Disvͥ gnedlichvͥ minne ist vngelich dien vor gescribenen an vil dingen.
Ebd.
96, 13
:
Einhein minne, weder naturlich old gewunnen, mag volbringen den menschen an genedlich minne.
Ebd.
110, 6
:
Der erst staffel der genedelichen minne ist gemein allen gottes frvͥnden.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
51, 13
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Aber verstat man die gnade, alse si der wille gottis selber ist, etwaz gnedelich machende oder begabende.
3.
›mit gnädiger, wohlwollender Gesinnung (in weltlichem Kontext)‹;
vgl.  9.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1500
):
bidden wir, u. g. sulchs, und dat ouch linwirken und parger zo slain gein ampt belangt, betrachten willen und also gnaitlich vergunnen.
4.
›milde, gütlich, nicht streng (im Gegensatz zu  3)‹;
vgl.  11.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Gegensätze:
 3.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Gnaͦdlich verhoͤren. Cum bona uenia audire.
5.
›maßvoll, angemessen, behutsam‹.

Belegblock:

Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1462
, Hs. 
1644
):
es soll auch die zwen
[Bürgervertreter]
in dem markt nach alten herkomn und nach notturft [...] verantlich den wein in den schenckheusern umb gelichn gelt schenken [...], auch bei iren hantgebn treuen und genadlich.