gnadenstul,
der
.
– Vorwiegend in Texten Luthers.
1.
Luthers Übersetzung für: ›propitiatorium, goldener Deckel über der Bundeslade (im Anschluß an 2. Mose 25, 17ff.)‹;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , , .

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
waren doch auch zween Cherubin mit fluͤgeln uber den Gnadenstuel im Tempel gemacht eben an dem ort, da Gott allein wolt gesucht und angebetet werden.
Ebd. (
1524
):
So doch Gott in seinem Wort gesaget hatte: Zu Jherusalem wil ich geehret und angeruffen sein, da der Gnaden stuel ist.
Ebd. (
1527
):
Dort ist eine gulden lade, Hie ist ein scheffel, Dort ist ein gnaden stuel drauff, Hie ist ein klump bley drauff, Dort sitzt Gott auff der laden und gnaden stuel.
Ebd. (
1544
):
es gehet yetzt, wie es im alten Testament mit den Juden auch gienge, Die hetten den Gnaden stul in dem Tabernackel, da sie betten unnd gewisse erhoͤrung gewarten solten.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 25, 20
(
Wittenb.
1545
):
die Cherubim sollen jre Flügel ausbreiten oben vber her / das sie mit jren flügeln den Gnadenstuel
[
Eck
1537:
baͤtstat
]
bedecken / vnd eins jglichen Andlitz gegen dem andern stehe / Vnd jre Andlitz sollen auff den Gnadenstuel
[
Eck
1537:
decke
]
sehen. Vnd solt den Gnadenstuel
[
Dietenberger
1534:
Archen deckel
]
oben auff die Lade thun.
Ebd.
33, 186, 133
;
34, 2, 431, 4
;
52, 547, 15
;
803, 26
;
2.
›Ort, an dem der Mensch Gott nahe ist, Sitz der göttlichen Gnade und Erbarmung‹; speziell: ›Ort, an dem der Mensch von Gott wieder in seine Huld aufgenommen wird‹; tropisch für Jesus als den Träger, Vermittler und Spender der göttlichen Barmherzigkeit und Erlösung; häufig symbolisiert durch einen tatsächlichen ›Stuhl bzw. Thron (im Unterschied zu
richtstul, rechtstul
)‹; auch ütr. auf Maria.

Belegblock:

Luther, WA (
1526
):
so das sie von keinem andern wissen sollen denn von dem Christo, der allayne ist uns zů eym gnadenstůl von Gott fürgestelt.
Bisher haben wir Christum nur gehabt als einen Richter, nicht aber als einen Gnadenstuhl.
Ebd. (
1523
):
Also stehet dieser gnaden stuel odder vergebung der sunde ymmer dar, ob ich schon falle.
Nyemant wirt Gott gefallen on den Christum, den hatt er uns geschenckt, der ist der gnadestůl, darauff und darynne er uns hoͤren wil.
Ebd. (
1544
):
Und niemand zu Gott komen sol denn durch diesen, der da ist unser Suͤndentreger und Gnadenstuel.
Ebd. (
1527
):
das er nichts thut denn das er droben ym hymel sitzt als unser gnadenstuel und da on unterlas uns vertrit fur dem vater.
Ebd. ff. (
1532
):
Darumb kan ich mit dir nicht handeln, wenn es sol rechtens gelten, Sondern wil stracks appelliren und mich beruffen von deinen Richt stul zu deinem Gnadenstul, Fur der welt Richtstul las ich wol geschehen, das man mit mir von recht handle, da wil ich antworten und thun, was ich sol, Aber fur dir wil ich kein Recht wissen, sondern zum Creutz kriechen und Gnade bitten und nemen, wo ich kan. Denn so leret mich die schrifft, das Gott den menschen zween Stule gestellet habe, Einen Rechtstul fur die, so noch sicher und stoltz sind und jre sunde nicht erkennen [...], Und Einen Gnaden stul fur die armen, bloden gewissen, die jre sunde fulen [...], fur seinem gericht verzagen und gerne gnade hetten, Dieser Gnaden stul ist nu Christus selbs.
Hielten Christum fur unsern zornigen Richter und Maria fur unsern gnaden stuel, dahin all unser trost und zuflucht stund.
Ebd. (
1538
):
Christus fellet meiner ubertrettung halber nicht vom gnadenstuel. Er ist immer gnedig.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
Christus ist allain der genaden stuol, gewaltiger, selbs regierender herr im himel, hell und auf erden, der ewig, recht, natürlich babst und kaiser, unser arzt, versünung und gerechtigkait.
Ders. Hl. Schrifft.
Röm. 3, 25
.