gnädiglich,
Adj.
(vereinzelt),
Adv.
(in der Regel).
1.
›in wohlgesonnener, gütiger und barmherziger Weise, helfend und rettend; mit Nachsicht und Milde in Bezug auf die menschliche Sündhaftigkeit (von Gottes Verhältnis zu den Menschen gesagt)‹;
vgl.  1245.
Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
, .

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz her sin recht gerichte | Der menscheit machte genediclich.
Luther, WA (
1519-21
):
dw bist Christus, dw hast gesagt her, dw wellest uns in solchen fellen genediglich dye handt reychen, auff dye czwsage komme ich ieczundt und bitte gnade.
das Gott so gnedigklich under uns seinen sun maͤnget, auff das er seine gnade auß giesse über alle, die sie annemen woͤllen.
Denn es zu besorgen ist, [...] es werde ein grosser jamer und ungluͤck deudschland ubergehen, wo es Gott nicht gnediglich hindert und abwendet.
das wir aus so grewlichem gefengnis der seelen und aus des Bapsts stricken so gnediglich erloset sind.
Darumb heisst dis wort ,gnedig sein‘ so viel als begnaden odder gnediglich geben [...]. Wo er uns nicht gnedig ist, das ist, wo er uns nicht gnediglich mit seinen gaben begnadet, sterckt und treibet.
Ebd. (
1534
):
nym van vns gnedichlich de straffinge der Pestilentien.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
8, 43
(
Frankf./M.
1568
):
Daß aber nur allein ein Gott sey / der warhafftig / gerecht / allmechtig / vnd der sich der Menschen auff Erden gnaͤdiglich annemme.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
85, 34
(
omd.
,
1487
):
dye frewde der ewigenn seligkeitt [...]. Dÿe vnns gott allen gnediglich vorleÿ.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
11, 19
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Lone und genediglichen solt gib ir, milter loner aller getreuen soldener, allerreichster herre. Tue ir genediglicher dann ich ir kan wünschen!
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Sprach GOTT gar gnedigliche, | Vorwar du wirst heut bey mir sein | In meines Vaters Reiche.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
257
(
Nürnb.
1517
):
dodurch die vernünftig creatur, die aus nichte mechtiglich entstanden, von der sünd gnediglich erlöset.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
74, 31
(
Nürnb.
1548
):
das Gott sein wort vns genedigklich offenbaren [...] woͤlle.
Ruh, Bonaventura
361, 19
(
orhein.
,
1480
):
dann der höchste hymelsch inwoner [...] dir so lang vnd gnodeclichen in disem ellenden jomertal wel by wonen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Der frowen laid och Got an sach | Und sant ir genædeklichen trost.
Adrian, Saelden Hort
370
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
sit daz nu Got gefúget hat | daz ez genadeclichen stat.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
daß dise hoͤchste Wollthat [...] von Himmel gnaͤdiglich verlihen worden.
Klein, Oswald
29, 36
(
oobd.
,
1409
;
1426
?):
O got, das end uns gnediklich verschreibe.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
so sol doch nyemannt zweifln an seiner rew und pues, die er darumb gehabt hat, die Got von ainem yeden sunder genediglich aufnymbt.
Niewöhner, Teichner
610, 36
(
moobd.
,
1360
/
70
):
es wer gar zu genadigkleich, | liess uns got an die widertat.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
das du [Christus] mit deinem götlichen gewalt die Franken vor den feinten errett, aus dem rachen des tods gnädigklichen gerissen hast.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
56
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
ein fewr, das gott genadigklich verhuette.
Dubizmay, kurß zu Teutze
92, 10
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob f.;
Thiele, Chron. Stolle ;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 37
;
Kehrein, a. a. O. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
790, 10
;
Päpke, a. a. O. ; ;
Adrian, a. a. O.
11150
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
861
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
45
;
McClean, Havich
2611
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
36v, 30
;
56l, 38
.
Vgl. ferner s. v.  4,  1.
2.
›barmherzig und heilsvermittelnd (von Maria gesagt)‹;
vgl.  5.

Belegblock:

Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Bit umb úns dinen zarten sun, | [...] | Úns schiere nem genædeklich | Zů im insin ewig rich!
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
453
(
schwäb.
,
1455
):
Maria, in diner huot | Halt uns gnediglich!
3.
›durch Gottes Gnade ermöglicht; begabt, befähigt durch und zu Gottes Barmherzigkeit‹;
vgl.  6.

Belegblock:

Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
574
(
pfälz.
,
1436
):
das die dry crefft der selen nach dem gewiecht ordenlicher liebe offgehebet würde gnediglichen zu got jn jren wercken.
Ebd.
587
:
also das von den drien krefften der selen das wercke der vereynünge gegen got gnediglichen zugaet vngeteiltlich.
Ebd.
593
:
Die werg aber der dryer creffte jn gnediglicher vereynunge, jn welichen weg sie zu uollenbringen sint, leret vns das gesetze der alten e.
Strauch, Par. anime int.
125, 29
(
thür.
,
14. Jh.
):
ich inspreche nicht fon genedelichime forstane, wan ein mensche mochte alse verre gezogin werdin fon gnadin daz her forstunde.
4.
›mit gnädiger, wohlwollender Gesinnung (in weltlichem Kontext); großzügig‹;
vgl.  9.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
etw. g. bedenken / befelen / betätigen / betrachten / bewilligen / erkennen / fürdern / gebieten / helfen / vergönnen / verneuen, jn. g. ausrichten / bedenken / beherschen / empfangen / schützen / vernemen, sich gegen jn. g. erzeigen, jm. etw. g. anstellen / verleihen, jm. g. seinen grus beweisen; g. begnadet sein
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs. 
1524
):
E. Churf. g. unser anligende noth [...] mögen gnediglichen bedencken.
Luther, WA (
1530
):
Und E. K. F. G. wolte mir solch schreiben gnediglich zu gůt halten.
Froning, Alsf. Passionssp.
4025
(
ohess.
,
1501ff.
):
Herodes, konigk, herre rich! | vornem uns gnediglich!
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
La dyr, vrowe, bevolen sin | Den homeister genedeclich | Von Aldenburg her Dyterich.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
71, 6
(
omd.
,
1544
):
desgleichen genediklichen betrachten die abbrechunge des lohns der armen knaben.
Küther, UB Frauensee
361, 33
(
thür.
,
1525
):
Daruff mir amtman, wie e. f. g. allenthalben aus seynem und meynem inligenden schriefften gnedigklichen zu vernhemen geantworttet.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Aller obgemelten stucke [...] haben wir [...] kegen den von erffort [...] gnedicklichen bewilliget.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
ich must mit dem könig essen, [er] erzeuget sich gnädiglich gegen mir.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
hat K. Rudolphus [...] der Stadt Augsburg [...] etliche neue Freyheiten gnaͤdiglich verliehen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Das werden die [...] keiserlich majestaͤt [...] gnaͤdiklich erkennen.
Klein, Oswald
41, 54
(
oobd.
,
1428
):
Mein herr von Cöln und der von Perg, zwen fürsten süss, | beweissten mir genediklichen iren grüss
(hier konnotativ ›herablassend huldvoll‹).
Küther, a. a. O.
218, 39
;
v. Birken. Erzh. Österreich ;
Roloff, Brant. Tsp.
2450
;
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz E;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
38, 23
.
Vgl. ferner s. v.  4, ,  7,  2, (V.) 8.
5.
›mitleidig, liebevoll, zärtlich‹.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
do enpfie er [Seuse] si guͤtlich und troste ir rúwiges herz gnedeklich.
6.
›demütig, untertänigst, Gnade heischend‹;
vgl.  1112.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
3, 454, 13
(
preuß.
,
1452
):
umbe semliches gedranges wir zcuflucht zcu unseren heren gehat haben, [...], die uns denne alleczeit bey rechte gehalden haben, das wir en gnediclichen dancken.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1499
):
Küssenberg das schlosz gab sich uff, uff gnaͧd, gnedigelich.
7.
›sanft, mild, ohne unnötige Schmerzen zu verursachen‹.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Do er also gelag in den noͤten [...], do sprach neiswas in ime also: „gehab dich wol! Ich wil selb mit dir sin und wil dir helfen, dis wunder alles gnedeklich úberwinden.“
Peters, Schäden I,
249
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
ein wysse salb, das es den brant genediglichen uß züchet.