glut,
die
;glüte,
die
.1.
›Glut, mehr oder weniger durchgebrannte Oxidation brennbarer Stoffe ohne Flammenbildung‹; meist speziell: ›glühende Kohle, Ofenglut‹; als Metonymie: ›mit der Oxidation entstehende Wärme, Hitze‹; Phraseme:
jn. durch die glut ziehen
›jn. hart her nehmen‹.Syntagmen:
eine g. bei sich haben
, [wohin] nemen
; die g
. [wo] liegen
; etw. an / auf die g. heben / legen
(z. B. einen kessel
), eine schlange bei der g. schütten, die hand gegen die g. heben, etw
. (Subj.) in der g. brinnen / wallen, j. in der g. arbeiten, etw
. (Akk.obj.) mit einer g. brennen / sieden, ob einer g. temperieren, von der g. hitze kommen, zu der g. niedersitzen
; des ofens g
.; gute / heisse / sänfte / trockene g
.Wortbildungen:
˹glutbecke
gluthafen
1
1), glutig
glutkessel
glutkopf
glutscherbe
glutrot
glutschaufel
glutstürzel
Belegblock:
In der smeden: 1 werghamer, 1 ploczhamer, [...], 1 vorslag, eyn satslage, 1 essenspis, 1 glutschuffel, 1 possolt.
[er] sol einen Napff vol glut
[
kolenEck
1537: ]
vom Altar nemen. Ebd.
Hes. 24, 11
: Lege auch den Topff lehr auff die glut, auff das er heis werde.
ich nâch dir brinne | sam in der gluot ein sinder.
wie sei [katz] verdreven wart, bleiffen ir etliche gelodige kolger
[aus
heisser asche]
an den haren hangen. Gluthafe͂ Bacillu͂.
Uz giengen sie in der zit | Von des heizen ovens glut | Vrolich unde wol gemut.
dô si nider gestigen ûf die erden, si sâhin di glûte
[
kolfeurKrumpach
1522: ;
KolenLuther
1545: ]
ligende und ein fisch dar ûf gelegit. temperir daz durch einander ob einer glut vnd seichs denn durch ein sauber tuch.
Do er [man] sie [slange] schutte bi der glut | und sie erhitzen do began, | ir gift sie aber do gewan.
Erin fas gluthafen glutpfann od’ wermpfann.
den [kessel] man zu ainer glute | Mit zwain hanthaben hube.
Ebd.
197, 14
: als ein hafen in der glut | van uberiger hicz und prut | czu vast uber sich wallen tut.
daz er [Seuse] an kein warm stat gie [...] noch kein wermi von der gluͦt an die hende ob dem alter wolt nemen.
fúlle die rind mit honig / vnd salcz es wol, leg es [brot] an die gluͦt.
vnd warffs in das feúr das do was in dem gluͦtscherben
[
glutherdCranc
M. 14. Jh.: ;
haͤrdstatWormser Proph.
1527: ;
feurpfanneDietenberger
1534: ;
CaminherdeLuther
1545, Jer. 36, 23: ].
Fewrschaufel / oder gluͦtschaufel.
Bathus [...] gluͦthafen [...] est vas mensurativum; est autem (bathillum) vas testeum brunarum ardencium conseruativum.
Das raine wib, der sende man | Sassen nider zü der gelütt.
dez von den buͦben er geschieret | wart und dur die gluͦt gezogen
(ähnlich 4203).
Gluͦt (die) Pruna. Eyn trochne Gluͦt / Gluͤyend kolen die mit aͤschen [...] verdeckt sind. [...]. Heisse oder brünnende Gluͦt.
moͤgend sy etwan ein lylachen vmb sich geschlagen vnd ein gluͦt in einem gschirr darunder genommen haben.
Glutkopf [...] Feuwerpfann / glutpfann, damit man die Better waͤrmet / item die speiß vber Tisch warm behellt.
Zwen gleiche von weiß silber gluthkessel oder pfannen, darauf man die speisen wermet.
2.
steht mit attributivem hellisch
(bei Luther
mehrfach auch mit ewig
) sowie (häufig formelhaft) explikativem Gen. helle
, vereinzelt auch isoliert (in monosemierendem Kontext) für ›Glut der Feuerhölle‹; als Spezializierung anschließbar an 1; Älteres und mitleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, meist gebundener Form.
Belegblock:
jnn ewiger glut ligen und Ach und weh [...] schreien.
oben Fewr / vnten ein fluth / | Als sehe man in die Hellen gluth.
Al der werlde heilant vrut, | Der wirt richten mit der glut.
swer sîner schult ze bihte komt, der vliuht der helle glüete.
jn dem füre, das [...] brynnet vntz zu dem hindersten in der hellen glüte.
daz er uns dort pehüt | vor der hellischen pein und glüt.
ich losse ston enmitten in der gluͦt manig jor oder eweklichen.
lieb des flaisch ist ain tor, | das da gat zuo hellischer gluot.
sein urstend was uns gut | für helle glut, die er da prechen wold.
3.
›Feuer‹; in breitem Überlappungsbereich mit 1, meist mit explikativem Gen. oder als solcher und / oder bildlich.Gehäuft älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte.
Belegblock:
Dayr sach man dorch des fursten moyt | Zu Nuyssz manch hertz in troysten groyt; | Sy branten wye eyns vuyrs geloyt | Jrre vyant macht zo keren.
wer schuf, daz die brunst der glüte | vrute dich [Abdenago] nicht mute?
wann nuͦ der sunnen gluͦt | Yetz die erde vnberhaft tuͦt.
[Sy, magt] smekt mich als ain hund ain wachtlen tüt, | Und wirt enzúnt als ain glüt | Und wirt brinnen | Von ussnen und von innen | Von rechter götlicher minnen.
Alsam der salamander | Wüttett in des füres glütt, | Sam tet der zartte ritter gütt.
die prunnenmaister [...] machten überall große gluot in dem turn.
Jahr, H. v. Mügeln
1981
.4.
›dem Feuer, der Hitze, der Glut verglichener brennender, meist erhebender, auch bedrückender psychischer Zustand‹; als Ütr. an 1 anschließbar.Gehäuft Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
auffallend häufig mit vorangestelltem gen. explicativus, (seltener) mit Adjektivattribut als Sinnträger der Substantivgruppe oder in sonstigen poetischen Konstruktionen; vgl. die Belege mit Formulierungsvorschlägen für das Verständnis; die schöne / kalte g
.; der begierde / minne / sorge, des gieres / sinnes / zornes g., der sünder, der augen g
.Belegblock:
der Himmel, der euch paart, | geb‘ auch Art | aus der schönen Glut
[der Liebe]
noch heuer! Sunder er bleib noch in der glut
[›Verzweiflung‹]
| Und gewislich in dem willen | Daz er scheren und villen | Diz volk wolde. [Du Geist von GOtt gesandt] Gieb meiner Zungen doch mit deiner glut
[›Inspiration‹]
zue brennen. Entflammen und funkeln | Wart in mir da der mynnen gluͦt.
ich
[Maria]
binz die glut, | da der alte fenix inne sich erjungen wolte. wie leschet man des zornes glut?
Wer rainer frawen nicht begert, | Der ist an tugent vszgelärt, | [...] | Vnd wird beswärt | Vsz haisser sorg gelüte
[›Hoffnungslosigkeit‹].
Anplikch uns, unsers hailes kemph, | und widertreib der sunder glut
[›Bosheit‹].
Do hüb sich ain gestöber auss der glüt
[›Hitze des Kampfes? Wut?‹]
| all nider in die köfel, das es alles blüt.