glut,
die
;
vereinzelt:
glüte,
die
.
1.
›Glut, mehr oder weniger durchgebrannte Oxidation brennbarer Stoffe ohne Flammenbildung‹; meist speziell: ›glühende Kohle, Ofenglut‹; als Metonymie: ›mit der Oxidation entstehende Wärme, Hitze‹;
vgl.  12.
Phraseme:
jn. durch die glut ziehen
›jn. hart her nehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , ,
2
, ; vgl. .
Syntagmen:
eine g. bei sich haben
, [wohin]
nemen
;
die g
. [wo]
liegen
;
etw. an / auf die g. heben / legen
(z. B.
einen kessel
),
eine schlange bei der g. schütten, die hand gegen die g. heben, etw
. (Subj.)
in der g. brinnen / wallen, j. in der g. arbeiten, etw
. (Akk.obj.)
mit einer g. brennen / sieden, ob einer g. temperieren, von der g. hitze kommen, zu der g. niedersitzen
;
des ofens g
.;
gute / heisse / sänfte / trockene g
.
Wortbildungen:
˹
glutbecke
(a. 1599),
gluthafen
(Gw zu
1
 1),
glutig
,
glutkessel
,
glutkopf
,
glutscherbe
˺, jeweils ›Topf, Behälter mit glühender Kohle zum Wärmen‹ (dazu bdv.: , , , ),
glutrot
(a. 1520),
glutschaufel
(dazu bdv.: ),
glutstürzel
wohl eine Art Deckel zum Überstürzen des Herdfeuers (zur Minderung von Brandgefahr; 16. Jh.).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Ardor. Hitze brunst wärme ¶ glut flamm
[auch zu 3 stellbar].
Ziesemer, Gr. Ämterb.
447, 40
(
preuß.
,
1436
):
In der smeden: 1 werghamer, 1 ploczhamer, [...], 1 vorslag, eyn satslage, 1 essenspis, 1 glutschuffel, 1 possolt.
Luther. Hl. Schrifft.
3. Mose 16, 12
(
Wittenb.
1545
):
[er] sol einen Napff vol glut
[
Eck
1537:
kolen
]
vom Altar nemen.
Ebd.
Hes. 24, 11
:
Lege auch den Topff lehr auff die glut, auff das er heis werde.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
416, 7
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
ich nâch dir brinne | sam in der gluot ein sinder.
Buch Weinsb. (
rib.
,
2. H. 16. Jh.
):
wie sei [katz] verdreven wart, bleiffen ir etliche gelodige kolger
[aus
heisser asche
]
an den haren hangen.
Voc. inc. teut.
iv iijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Gluthafe͂ Bacillu͂.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Uz giengen sie in der zit | Von des heizen ovens glut | Vrolich unde wol gemut.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
dô si nider gestigen ûf die erden, si sâhin di glûte
[
Krumpach
1522:
kolfeur
;
Luther
1545:
Kolen
]
ligende und ein fisch dar ûf gelegit.
Keil, Peter v. Ulm
277
(
nobd.
,
1453
/
4
):
temperir daz durch einander ob einer glut vnd seichs denn durch ein sauber tuch.
Stackmann u. a., Frauenlob
13, 28, 5
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Do er [man] sie [slange] schutte bi der glut | und sie erhitzen do began, | ir gift sie aber do gewan.
Voc. Teut.-Lat.
g vv
(
Nürnb.
1482
):
Erin fas gluthafen glutpfann od’ wermpfann.
Gille u. a., M. Beheim
99, 246
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
den [kessel] man zu ainer glute | Mit zwain hanthaben hube.
Ebd.
197, 14
:
als ein hafen in der glut | van uberiger hicz und prut | czu vast uber sich wallen tut.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz er [Seuse] an kein warm stat gie [...] noch kein wermi von der gluͦt an die hende ob dem alter wolt nemen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
206r, 5
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
fúlle die rind mit honig / vnd salcz es wol, leg es [brot] an die gluͦt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
vnd warffs in das feúr das do was in dem gluͦtscherben
[
Cranc
M. 14. Jh.:
glutherd
;
Wormser Proph.
1527:
haͤrdstat
;
Dietenberger
1534:
feurpfanne
;
Luther
1545, Jer. 36, 23:
Caminherde
].
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Fewrschaufel / oder gluͦtschaufel.
Bremer, Voc. opt.
10017
(
wobd.
,
1328ff.
):
Bathus [...] gluͦthafen [...] est vas mensurativum; est autem (bathillum) vas testeum brunarum ardencium conseruativum.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Das raine wib, der sende man | Sassen nider zü der gelütt.
Adrian, Saelden Hort
4153
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
dez von den buͦben er geschieret | wart und dur die gluͦt gezogen
(ähnlich 4203).
Maaler (
Zürich
1561
):
Gluͦt (die) Pruna. Eyn trochne Gluͦt / Gluͤyend kolen die mit aͤschen [...] verdeckt sind. [...]. Heisse oder brünnende Gluͦt.
Lauater. Gespaͤnste
37r, 3
(
Zürich
1578
):
moͤgend sy etwan ein lylachen vmb sich geschlagen vnd ein gluͦt in einem gschirr darunder genommen haben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Barbierkopff / glutkopff / glutpfann / ignitabulum ignis receptaculum.
Glutkopf [...] Feuwerpfann / glutpfann, damit man die Better waͤrmet / item die speiß vber Tisch warm behellt.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1596
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Zwen gleiche von weiß silber gluthkessel oder pfannen, darauf man die speisen wermet.
Ziesemer, a. a. O.
169, 34
;
206, 6
;
611, 25
;
756, 41
;
Keil, a. a. O.
7
;
41
;
Rohland, Schäden
419
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
36, 2
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Bremer, a. a. O.
10044
;
Dietz, Wb. Luther ;
Bad. Wb.
2, 439
;
Vgl. ferner s. v.
1
 1, .
2.
steht mit attributivem
hellisch
(bei
Luther
mehrfach auch mit
ewig
) sowie (häufig formelhaft) explikativem Gen.
helle
, vereinzelt auch isoliert (in monosemierendem Kontext) für ›Glut der Feuerhölle‹; als Spezializierung anschließbar an 1;
vgl.  1.
Älteres und mitleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, meist gebundener Form.

Belegblock:

Luther, WA (
1532
):
jnn ewiger glut ligen und Ach und weh [...] schreien.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
207, 4984
(
Magdeb.
1608
):
oben Fewr / vnten ein fluth / | Als sehe man in die Hellen gluth.
Gerhard, Hist. alde e
1006
(
omd.
,
um 1340
):
Al der werlde heilant vrut, | Der wirt richten mit der glut.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
23, 19
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
swer sîner schult ze bihte komt, der vliuht der helle glüete.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
534
(
pfälz.
,
1436
):
jn dem füre, das [...] brynnet vntz zu dem hindersten in der hellen glüte.
Gille u. a., M. Beheim
129, 172
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz er uns dort pehüt | vor der hellischen pein und glüt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ich losse ston enmitten in der gluͦt manig jor oder eweklichen.
Sappler, H. Kaufringer
16, 347
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
lieb des flaisch ist ain tor, | das da gat zuo hellischer gluot.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 54
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
sein urstend was uns gut | für helle glut, die er da prechen wold.
Froning, Alsf. Passionssp.
1064
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Sappler, a. a. O.
3, 570
;
16, 486
;
Klein, Oswald
8, 47
.
3.
›Feuer‹; in breitem Überlappungsbereich mit 1, meist mit explikativem Gen. oder als solcher und / oder bildlich.
Gehäuft älteres und mittleres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
71
(
Köln
1476
):
Dayr sach man dorch des fursten moyt | Zu Nuyssz manch hertz in troysten groyt; | Sy branten wye eyns vuyrs geloyt | Jrre vyant macht zo keren.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 9, 9
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
wer schuf, daz die brunst der glüte | vrute dich [Abdenago] nicht mute?
Menge, Laufenb. Reg.
357
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
wann nuͦ der sunnen gluͦt | Yetz die erde vnberhaft tuͦt.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
214
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
[Sy, magt] smekt mich als ain hund ain wachtlen tüt, | Und wirt enzúnt als ain glüt | Und wirt brinnen | Von ussnen und von innen | Von rechter götlicher minnen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Alsam der salamander | Wüttett in des füres glütt, | Sam tet der zartte ritter gütt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die prunnenmaister [...] machten überall große gluot in dem turn.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
er [man] ist zornig und ungemuͦt, | er prinnt recht als ein gluͦt.
Jahr, H. v. Mügeln
1981
.
4.
›dem Feuer, der Hitze, der Glut verglichener brennender, meist erhebender, auch bedrückender psychischer Zustand‹; als Ütr. an 1 anschließbar.
Gehäuft Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
auffallend häufig mit vorangestelltem gen. explicativus, (seltener) mit Adjektivattribut als Sinnträger der Substantivgruppe oder in sonstigen poetischen Konstruktionen; vgl. die Belege mit Formulierungsvorschlägen für das Verständnis;
die schöne / kalte g
.;
der begierde / minne / sorge, des gieres / sinnes / zornes g., der sünder, der augen g
.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1638
):
der Himmel, der euch paart, | geb‘ auch Art | aus der schönen Glut
[der Liebe]
noch heuer!
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Sunder er bleib noch in der glut
[›Verzweiflung‹]
| Und gewislich in dem willen | Daz er scheren und villen | Diz volk wolde.
Opitz. Poeterey
18, 17
(
Breslau
1624
):
[Du Geist von GOtt gesandt] Gieb meiner Zungen doch mit deiner glut
[›Inspiration‹]
zue brennen.
Pyritz, Minneburg
4493
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Entflammen und funkeln | Wart in mir da der mynnen gluͦt.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 12
(Hs. ˹
alem.
,
1. H. 14. Jh.
˺):
ich
[Maria]
binz die glut, | da der alte fenix inne sich erjungen wolte.
Ebd.
7, 36, 5
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
wie leschet man des zornes glut?
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Wer rainer frawen nicht begert, | Der ist an tugent vszgelärt, | [...] | Vnd wird beswärt | Vsz haisser sorg gelüte
[›Hoffnungslosigkeit‹].
Spechtler, Mönch v. Salzb.
43, 18
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Anplikch uns, unsers hailes kemph, | und widertreib der sunder glut
[›Bosheit‹].
Klein, Oswald
85, 5
(
oobd.
,
1423
):
Do hüb sich ain gestöber auss der glüt
[›Hitze des Kampfes? Wut?‹]
| all nider in die köfel, das es alles blüt.
Lappenberg, a. a. O. ;
Opitz. a. a. O.
40, 9
;
Pyritz, a. a. O.
3854
;
5421
;
Stackmann u. a., a. a. O.
12, 2
.