glimpfen,
V.
1.
›passen, angemessen sein, sich schicken (von Sachen); sich angemessen, höflich verhalten, benehmen (von Personen)‹; subst.: ›passendes Verhalten‹;
vgl.
1
 1.

Belegblock:

Fuchs, Murner. Geuchmat
141
(
Basel
1519
):
Es ist nit guͦt mit wiben schimpffen, | So kan ich ouch nit allzyt glimpffen.
Klein, Oswald
104, 51
(
oobd.
,
1429
):
was sich nicht wol gelimpfen mag, | das richt man auff ain stüli.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
si rügen auch zu recht: durch pessers gelimphen und ainigung wegen, das di werd gehalten auf dem aigen.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. II,
1545
(
tir.
,
1551
):
Ich [verspotter] khan nit anderst glumphens treyben: | Phuy, ich mues dier [Jesu] unter die Augen speyben!
Voc. Teut.-Lat.
k vijr
;
Dietz, Wb. Luther .
2.
›Nachsicht gegenüber einer Person oder Personengruppe (z. B. einem
convent
) üben, sie nachsichtig behandeln‹;
vgl.
1
 5.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 186, 24
(
preuß.
,
1440
):
aber sie gelimpten alle den coventen vorberurt.
Ukena, Luz. Sp.
738
(
halem.
,
1575
):
Wil er [Cayphas] ouch den Christen glimpfen / | So hillfft man im zuͦ rechten schimpfen.
3.
›etw. rechtfertigen, billigen, als begründet erscheinen lassen; etw. nachsichtig, beschönigend zurechtlegen, zusammenreimen, verharmlosen‹;
vgl.
1
 56.
Bedeutungsverwandte:
 2,  3, ; vgl. (V.) 2, .
Wortbildungen:
glimpfung
›Beschönigung‹.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
wmd.
1521
):
nit mer dan eins bit ich, mir helfen zu gelimpfen und verstreiten, nemlich daß ich gelt auß aploß lösen mag.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Glimpffen. Reymen. [...]. Ein ding beschoͤnen vnd vermaͤnteln.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Fieng an vor dem gemeinen mann | Zu thun ein schön oration | Mit freundlich schmeichelhafften worten, | Sein sach zu glimpffen an den orten.
Jörg, Salat. Reformationschr.
303, 20
(
halem.
,
1534
/
5
):
alles mit haͤlen zwinglischen verantwurtungen uff jr glimpfung gerymt.
Brandstetter, Wigoleis
214, 29
(
Augsb.
1493
):
vmb dz von anderer frawen wegen jr mißtuon ein kleines gelimpft werde.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1490
):
die bischefischen vermugen in selbs den hanndel glimpffen, wie sy wöllen, dartzuͦ wirdt aber dannoch unschidlich gnuͦg geredt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Do viel er erst von dem krewtz, wann, wer im sein sach vor wider den kayser gelimpfft hett, der emphanndt da, das [...].
Bihlmeyer, Seuse ;
Jörg, a. a. O.
225, 22
;
584, 23
.
4.
›jm. etw. nachsehen, durchgehen lassen; jm. etw. gestatten, erlauben; jm. bei-, zustimmen‹;
vgl.
1
 56.
Wobd. / oobd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2
 1.

Belegblock:

Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
daz ir úch nieman lossent keine eigenschaft glimpfen oder intragen.
Adrian, Saelden Hort
6297
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
sin swester och, Marie, | dú wolt im stete gelimphen | sin
[
Lazarus
, als Ritter beschrieben]
ritterliches schimphen.
das wüssend noch min herren vast all: er glimpfet inen, gab inen recht.
Maaler (
Zürich
1561
):
Nit woͤllen eim Glimpffen. Authoritatem defugere.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Ich kan dirs nit gelimpfen, | Das du mir schreckest den werden gast.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
Hainrich Langenmantel, der mir umb manicherlai sachen unpillich veintschaft tregt umb sein aigen ungetat, die ich im nit gelimpfen wolt.
Ebd. (
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
das sy müesten über mör, | die im sollichs hand gelimpft.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Und mainet ye er soͤll im die sach glimpffen und nit widerreden.
Herzog, Landsh. UB
419, 48
(
moobd.
,
1371
):
Auch sein wir [...] dez vͤber ain worden, daz niemant [...] die vorgenanten Astaler in den sachen [...] icht mer beschuͤtz noch in die hin fuͤr icht mer gelimpfe an dehainer stat.
Klein, Oswald
87, 15
(
oobd.
,
1417
):
Ir wort, gepär ringt mir die swër, | wenn ich das aigenlich beschaw, | darzu ir jugent, freundtlich tugent, | mit schallen, schimpfen pringt gelimpfen.
5.
›spotten; jn. verunglimpfen; jm. zürnen‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  2,  5,  6,  3,  2.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Darzû sî [hunde, diet] sprâchin glimpfinde | unde hônlîch schimpfende: | [...].
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Swer der kindre got glymphet | Odir en me beschymphet, | Verterbet sal der werden.
Gebunden sie en [Cristus] vurten | Zu Annam unde rurten | En schentlich mit gelimpfen.
Gille u. a., M. Beheim
82, 556
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das sy mit im hab | takelt oder geschimpfet | Und in angriffen hab, als nun | ander muter irn kinden tun, | die in offt haben glimpfet.