gliedmas,
gliedmasse,
das
(für ersteres),
die
(für letzteres); Lemmaansatz und
Genusangabe so weit unsicher,
wie Apokope angenommen wird; vielfach Pl.:
-mas, -masse, -massen
.
1.
›Glied des Körpers generell‹; meist Bezug auf die Extremitäten, vereinzelt entsprechend
glied
1; 2 und 3 auch auf innere Organe sowie auf Augen, Ohren, Geschlechtsteile sowie auf Gelenke.
Bedeutungsverwandte:
(
das
1,
2
(
das
2.
Syntagmen:
js. g. beschreiben, j. alle g. mit sich bringen, die g. zum waffen begeben, jm. die gliedmassen zerbrechen
;
js. g. schön sein, im leibe bewegt werden, ein g. keine stärke haben
;
jn. an den gliedmassen quälen, jm. etw
. (Subj., z. B.
ein nagel
)
durch die g. waten, in den gliedmassen wol beschaffen sein
;
die gliedmasse der schenkel
;
innerliche / mänliche gliedmasse
;
das wolmügen aller g., die länge der g
.;
das leiden an den gliedmassen
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Artus. Gleich gelenck glidmaß.
finger, hand, fuß, oren odder auge oder sonst eyn gelidmas.
[hexen, die] die kind ynn der wigen marttern, die ehlich gliedmaß betzeubern.
Ebd. (
1539
):
Darnach Erzelet Ehr auch seyn Eusserlich Leiden an seynem Leibe vnd allen glidmassen.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
61, 3
(
um 1571
, Hs.
1615
):
wie Jsmael von seinen Eltern alle glidmassßen mit sich bracht, vnnd fehlete an keinem.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 170, 28
(
hess.
,
1538
):
ein christ [...] hat [...] sein glidmaiss zum waffen der gerechtigkeit begeben.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Wie waren doch den Augen mein | Sein Gliedmaß sauber / schoͤn vnd fein.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
75, 14
(
omd.
,
1487
):
Den sÿ alle gleich an alle ÿren glidemassen swerlich geqwelt worden.
Thür. Chron.
6v, 13
(
Mühlh.
1599
):
ein Bild von Ertz gegossen / daß [...] hatte doch maͤnliche Gliedmas.
Gärtner, Widm. Rechenb.
348, 20
(
Leipzig
1489
):
Du hast auch tzu hertzen genomen daß alle andere konste one die kunst der rechung [...] vnuolkummen vnd alß an yren glidmassen verschnitten werden.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
wird sein Hertz / vnd alle seine jnnerliche gliedmasse im Leibe beweget.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Do an dem creucz kron, nagel, sper | Ym so frefflich durch sein gelidmas wut.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1513
):
Dÿ leng der glidmas würt durch den weg mit ein ander fergleichlich erlengt oder ferkürtzt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Glidmaß [...]. Die lang Glidmassen der Schenckel / das ist / das gantz Schinbein.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Wunderlich, Fierrabr.
146, 13
;
Opitz. Poeterey
42, 35
;
Rupprich, a. a. O. ;
Franck, Decl.
344, 10
.
2.
›funktionales Glied, handelndes Organ eines
hauptes
entsprechend dem biblischen Haupt-Glied-Gedanken; Mitglied eines Verwaltungsorgans‹;
vgl.  456.
Syntagmen:
haupt und g. ein leichnam sein
;
das g. Christi, des fleisches, die gliedmasse des rates, der kirche
;
das christliche / lebendige / schwachgläubige g
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Der fuͤrst dißer welt ist der teuͤfel mit seinen glidmassen, welch seint alle ungleuͦbigen.
Ebd. (
1547
):
HJe aus sihestu, das auch schwachgleubige gliedmas Christi sind vnd seines ewigen Reichs erben.
Ders. Hl. Schrifft.
Hiob 41, 14
(
Wittenb.
1545
):
Die Gliedmas
[
Froschauer
1530:
gleich
]
seines [Leviathan] fleisches hangen an einander.
Strauch, Par. anime int.
22, 1
(
thür.
,
14. Jh.
):
diz houbit und dise gelidimese sint ein lichame.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
rathsmeister Hans Klugen, Claus von Jhene den kemmerer und Heine Brackstedt den weinmeister, itzundt gledemasse des raths.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
175r, 31
(
Leipzig
1588
):
eine Gemeinschafft der Heiligen / das sind die lieben Christen / die sich als lebendige Gliedmass der Kirchen / bey reiner Lere [...] zusammen halten.
Opel, a. a. O. ;
Eckhardt, Ohess. Klöster
2, 283, 35
;
Dietz, Wb. Luther .