gleichwol,
als Zusammenrückung von
1
gleich
(Adj.) und
wol
meist zusammengeschrieben; vor allem in 1 aber auch noch Getrenntschreibung; meist adv. Gebrauch, generell Schwanken im Grenzbereich von
Adv.
und
Konj.
1.
›außerdem, zusätzlich, auch; wie etw. anderes, eine andere Person, so, wie [...], ebenso, wie [...]‹;
vgl.
1
(Adj.) 13516.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
5231
(
rib.
,
1444
):
Ind gelijche wale
[zusätzlich zu dem, was bekannt ist]
soelt ir den breiff hoeren.
Froning, Alsf. Passionssp.
4116
(
ohess.
,
1501ff.
):
dem [konigk] bistu [Jhesus] gecleydet glich wol! | du bist aller dorheyt vol!
Neumann, Rothe. Keuschh.
2622
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
was man dar uf
[auf die
mule
]
treget, | gliche wol si sich beweget. | dreget man dar uf den sand.
Logau. Abdank.
163, 1
(
Liegnitz
1651
):
Es war spitzig und witzig geredet. Spitzig; Denn Er war der Roͤmer Feind / und bestach derogestalt Jhre Rhumredigkeit. Witzig; Denn Er verstund gleichwol zugleich die Eitelkeit aller Menschlichen Dinge.
Wyss, Luz. Ostersp.
325
(
Luzern
1583
):
Darüber solltt du ouch sin ein Herr | Vnd v̈ber alles, das im Meer | Oder glychwol vff dem erdtrich läbtt.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. II,
1715
(
tir.
,
1551
):
Dan gleich woll get es dich auch an | Von dem, den wier alda gefangen han.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
326, 24
.
2.
›wenn auch (zugestanden werden muß, daß [...]), zwar, freilich, immerhin, zugestandenermaßen (teils mit folgendem
aber
, teils mit einem sich aus der Geschehens-, Handlungslogik ergebenden Gegeninhalt)‹.
Syntagmen:
auf die Aussage eines Satzes, Satzgliedes oder Subgliedes (Attribut) bezogen; konzessiv, restringierend.

Belegblock:

Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Derhalp er dã die zwoͤlff gefragt / Woͤllet jr auch hin weg ghen: Vnder denen gleichwoll auch einer ein Teüffell gewesen ist.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1613
):
wollent wir, das niemandt wegen ußgelychnen gelts von ligenden stucken und guͤteren, ob glychwol dieselben umb zinß und houptguͦt ingesetzt [...], den jaͤrlichen nutz und roub einiches wegs nemmen [soͤlle].
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
diejenigen, so gleichwol von den burgerlichen, aber nit von den uralten oder neu gewelten erbern gschlechten von herrn herkomen.
Ebd. (zu
1547
):
daß Jr. kay. may. gleichwol etwas befrembdung genomen ab dem, daß gemaine stend des hail. röm. reichs [...] den landtgräfischen gesandten [...] audientz gegeben.
Ebd. (
1544
/
5
):
wölicher Hainricus gleichwol von alter und siechtagen krank lag, (hat) durch gute, warhafftige kuntschafft alle untreu [...] der Ungern erfaren.
dessen er sich, gleichwol wider sein willen, gehorsamiglich zu ton underwand.
Darauf herr Hainrich Herwart [...] geantwurt hat, wie daß es gleichwol spät auff den tag und sich die sachen lang vertzogen hab. dieweil aber [...].
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1506
):
nachdem das gaißviech [...] grossen schaden thuet, dardurch dan unwiderbringlich verödung geschicht, haben wir gleichwoll gaißviech zu halten genzlich abgeschafft, aber doch [...] auß genaden diese limitation gethan.
Rosenthal. Bedencken
26, 25
;
3.
›gegen die im Vordersatz (bzw. im vorangehenden Text) unterstellte Logik des Geschehens oder Handelns, dennoch, trotzdem, dessen ungeachtet‹; hier anschließbar vereinzelter konjunktionaler, adversativer Gebrauch: ›obwohl, obzwar‹ (s. u. ).

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
Dye schrifft lobe dye heyligen, [...], szo thut sye es altzeit in der meynunge, das sye gleichwol sunder sein.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Mose 5, 8
(
Wittenb.
1545
):
die zal der Ziegel / die sie bisher gemacht haben / solt jr inen gleichwol aufflegen.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Ich wolte auch gleichwol rathen, ehe jhr noch etwas anfenget, das jhr euch der gelegenheit erst noch ein wenig besser erkündiget.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
auch des Herrenn eigennn Jünger (die doch zuuor von jm so fill wunderzeichenn gesehen [...]) haben gleichwol sich ab diesen worten / [...] geergert.
Thür. Chron.
16r, 18
(
Mühlh.
1599
):
der [keyser Valente] Belehnet jhn mit der Marck Meissen / Er bleib aber gleichwol der Gothen Koͤnig.
Schein, NA
2/1, 11a, 1
(
Leipzig
1627
):
Dennoch aber so kan hierunter gleichwol nicht negiret vnd verneinet werden / daß [...].
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1555
):
gleichwol aber schämbt sich Österreicher kaines anzaigens, ime damit gunst, ruem und glimpfen zuͤ schöpfen, wie unglaublich das auch immer sein mag.
Ebd. (zu
1563
):
Es seind auch in diser wuchen zu Minichen vil hochzeiten gehalten worden, gleichwol es noch nit aufgehört hat zu sterben.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
da das Wasser Adua in den See rinnt / welliches gleichwol dem See kain Wasser gibt noch nimpt / sonder gleichsam auff dem See hindurch riñt.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
Jndem sie [...] ihr Gebett mit Andacht verricht / wurde sie gleichwol nicht von Stund an sehend.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
36, 22
(
mslow. inseldt.
,
1606
):
Jedoch in anśehung śo großer fürbitt hat śich ein Erwürdiger Rath dahin erweichen laßen, dz śie gleichwol dz Recht mit barmherzigkheit vermiścht.
Luther. a. a. O. 3. Mose
26, 24
;
Jer. 2, 30
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. .