gleichsnerei,
gleisnerei,
die
;-Ø/–
, auch en
;-(s)s-
.›Heuchelei, Falschheit als Charaktereigenschaft einzelner Personen sowie als Gewohnheitshaltung, die bestimmten Gruppen, allen voran der Geistlichkeit, aber auch den Gelehrten, Gauklern (u. ä.) zugeschrieben wird; damit verbunden Inszenierung von eigener Frömmigkeit, Ehrlichkeit, besserem Wissen und Können‹; fließender Übergang zu ›Praxis des betrügerischen Handelns‹; ›heuchlerische Tat‹; im Orientierungsfeld von: 3, 1, , , , 1; 3, , , 2, , , ;
Syntagmen:
gleichsnerei(en) erzälen / hören, ausspreiten, etw. g. heissen, einen mantel g. nennen
; g
. (Subj.) sich zutragen, sich mit simonei nären
; j. vol g. sein, mönche / nonnen der g. selten frei sein
; etw. aus g. tun, für g. nemen, in g. fürgeben, lügenredner in g. sein, got mit g. betriegen, jn. (die einfältigen) mit g. schaben, die zeit mit g. verzeren, nach g. schreiben
; g. der apostüzler / beginen / menschen, g. im eidschwur
; frau g
.; die erdichtete / falsche g
.; das bette / laster der g
.Wortbildungen:
gleisnereikunst
Belegblock:
Seyne sunde sind unglauben, unkeuschheyt, tzorn, gleyßnerei, abgotterey, erdichte geystlickeytt.
weil sie dan alle͂ fleiß dahin richte͂ / das sie sich speißen / vñ die einfeltigen mit irer gleißnerey schabe͂.
Diß ist in der Gleißnereykunst ein Meisterstuͤck / daß man vnter runden Deutschen worten einen heimlichen verstand kan fuͦttern.
das sie [predicanten] uff dem predigstoil von den gebrechen der weltlichen wissen zu reden und die zu straifen, aber von den geistlichen nit so deutlich als von gleissereien, bedroch, geitz, obermut, vilheit der prebenden, bolschaft, unzugt.
Alsô schînet ouch ir wêrlichen den lûten von bûzin gerecht, abir von binnen sît ir vol glîsenerîe
[
geleichsenheitMentel
1466-14751
: ; 1475
gleichßnerei2
–1518 / Froschauer
1530 / Eck
1537: ;
heucheleyLuther
1545: ]
und ungerechtikeit. Ohn trug, ohn falsch, ohn gleißnerey, | Drumb werden sie Gott sehen frey.
der havart in der gleissnerei | sein selten munch nach nunnen frei.
Ebd.
444, 61
: fraw gleichsnerei so haisset sie, | dy hat der teufel ach pesunnen.
Peteln und gleisnerey | nert sich mit simoney.
und tuͦnd es darumb, daz man sú für [...] andechtige hertzen habe, so sú doch in der warhait voll glichsnery und boshait sint.
Ebd.
11, 123
: sint sú beide ainandren frúntlich umbfachen, daz ain zaichen ist der liebe, wo ächt, nit ist simulacio, glisnery und falschait der menschen, won es halset menger mensch dem andren und ist im doch im hertzen fygint.
Schriben nach gunst | Und gleichsnerei | Ain bull mit blei.
so ist doch vermuͦtlich, das ettliche söllichs
[einen Schwur]
meer uß forcht der straff oder glychßnery, dann von hertzen [...] gethan habind. Das ain mensch auswendig würch, gibt anzaigen was Er jnwendig im hertzen tregt. gleichsnerey awsgeslossen.
Wo man’s bei dem liecht wil pesehen, so ist es [pet] ein geistliche mêr dan ein teufelische hochfart und gleichsnerei oder [...] vastnacht- und osterspil, gleich sam si allain got gefielen.
es wolte dañ einer vil verraͤttereyen / haimblich nachstellen / gleichßnereyen / vnd ainhaimische krieg hoͤren.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Tim. 4, 2
; Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8028
; Fuchs, Murner. 4 Ketzer
4328
; Goldammer, Paracelsus
3, 284, 5
; Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Karnein, de amore dt.
156, 108
; Wackernell, Adt. Passionssp. Vsp.
1657
; Schmitt, Ordo rerum
287, 2
;