gleichsner,
gleisner,
der
;-s/-Ø
;– Im späteren Frnhd. nur selten belegt; gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
1.
›Person, die zur Erreichung von Anerkennung oder von Vorteilen falsche Tatsachen, besondere Fähigkeiten und Qualitäten (u. a. Gelehrsamkeit, vor allem: Frömmigkeit) vortäuscht oder suggeriert‹; speziell in religiösen Zusammenhängen: ›Frömmler, Scheinheiliger, Pharisäer‹; in der Gestaltung sozialer Beziehungen: ›Schmeichler, Kriecher, Blender, Schwätzer‹; teilweise Öffnung in Richtung auf ›Gaukler, Scharlatan‹; Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , (der
), (der
), , , ; im Pl.: , ; , , , , , , , , , , (der
), , , , , , , , , , 1, , , , , ; , .Syntagmen:
den g. vom hofe verweisen
; (der / die) gleichsner vergiftig, wie hunde / milchmücken sein, (e. P.) das seine / ire nemen, gut scheinen, sich rümen / spreizen, sich heilig / rein achten, sich from / gerecht dünken, sich in den himmel heben, etw. hin und her biegen, etw. aus falscher meinung tun, conspiration machen, das antlüt verstellen, den keiser verfüren, vor der welt sauern, lob suchen, heiligkeit anzeigen
›vortäuschen‹, träume erzälen, posaunen blasen, gottes zorn erwecken, auswendig gute werke würken, jn. afterkosen / verlachen / verklagen / verspotten, vol unflats stecken, Christum stinken machen, in hoffart knien, in das garn faren, sich ausgeben
(+ Nebensatz im Konj.), (etw.) tun, als [...], sich stellen, ob [...], gleissender heiligkeit gemeit sein
; dem g. nicht getrauen
; der g. der heiligkeit
; der tückische / eitele / gotlose / verstokte g.
; die freude / zuversicht / art / gerechtigkeit, das geschrei des gleichsners
.Wortbildungen:
gleichsnerleid
gleichsnermacher
Belegblock:
¶ Adulator. Schmeichler liebkoser ohrenkuͤtzler zu duͤttler suppen fresser ohrenmelcker ohrenkräwer wortschleiffer zungenträscher athem verkeuffer federklauber. jaherr maulberer hollwanger zungentrager kautzenstreicher tellerschlecker bauchdiener fuchsschwäntzer augendiener. ¶ hypocrit heuchler gleißner.
Die aber on glauben [...] sein, sein todt fur got, gleissener und nur wie hultzene bilde der rechten Christenheit.
Es [die sieben getzeytten betten] sind eyttel gleyßner, die sich stellen, ab sie betten.
gleyßner, heuchler, die mit vigilien, messen, stifften, glocken, [...], fasten, wallen, [...] vormessen, Christen tzu seyn.
die gleyßner die da kamen und sich wollten ynn den hymel heben.
Falsch. [...]. Do sich einer anders stellt, den ers meinet, ein Gleisner heist Falsch.
Wie aller Gleisner art ist / das sie sich selbs rein achten / vnd doch vol Geitzes / hasses / hoffart / vnd alles vnflats stecken.
Gleißner seynd wie Hund / die gegen jhren Herren jederzeit den Wadel schwantzen.
Do dachte her sie vorleiten | Von iren gewonheiten | Mit tougen glizzeren, | Die sich den vil geweren | Gotes boten glichen.
Der glißener affe was, | Der sich ussen angetan hatte umb das | Das er schyene gut sin.
gar schentlich nider vellet | Ouch dis glysseres
[hier entsprechend
gleissen1
1]
vreude. Darumb söllen die gleißner aufhören, ir heilikeit anzuzeigen und ire treum zu erzelen.
ir ensúllent enkeinen busunen blasen [...], als die gelichsener tuͦnt.
welchs ist die zuͦuersichte des trúgner
[Var. 1475
gleichßners2
–1518: ;
heuchlersDietenberger
1534 / Luther
1545, Hiob 27, 8: ]
ob er zúcket geytiglich: vnd got nit erloͤst sein sele. Si sind all glichsner von der art, | Wie vil bücher si hand gelart | Und biegends hin und wider.
die sint glichsner, die sölichs [werch] uss falscher mainung tuͦnd.
du bist ein gleisnermacher. dan die kleidung ist teuflisch.
Ein Gleychßner leid / so einer leid tregt / vñ ist jm aber nit im hertzen / thuͦt dergleyche͂ als seye es jm vast leid / als wenn einem ein boͤß weyb stirbt / Ein erdicht leid.
daz der mentsch sol erkennen in dem gebet sinen gebresten und sin krankait, als man liset von dem offnen súnder und von dem glichsner. die zwên giengen betten in den tempel: der offen súnder waz ungereht und súndig, der glichsner schain aber guͦt vor den lúten.
Ain wyser man, wau er ain fart betrogen würt, der getruwet fürbas kainem gelychser noch zuotütler.
Wie sollen sy sich dañ vast spreytzen hin vnd her / wie die gleißner thuͦn.
da halten sy [Lutherischen] Faßnacht mit jm / vnd legen sich alle über jn / der muͦß jr Romanist / papist / gleyßner / vnnd werckhellig sein.
der geleichsner ward verdampt | der in hochfart fuͤr in chniet.
2.
›Heuchler, Betrüger‹; im Vergleich zu 1 mit stärkerer Betonung betrügerischer und krimineller Absichten und Handlungen im Umfeld von dieb
, räuber
, lästerer, schalk
; teils als Schimpfwort oder als Ausdruck der sozialen Ab- und Ausgrenzung gegen all diejenigen gebraucht, die außerhalb der eigenen Gruppe stehen; Syntagmen:
der / die gleichsner die welt betriegen, die gerechtigkeit fälschen, jn. austilgen / verdrücken, in den tod zücken
; der auswendige / verworchte g
.; die gerechtigkeit der gleichsner
.Belegblock:
Mercket yhr schier auch, was yhr, gleyßner und reuber, verdienet habt?
zum inwendigen Schalck der im Sack steckt / hat man keine Spiegel nur zum außwendigen Gleißner.
wibe, die des warten | Daz sie den mannen zarten | Und sie die man katzstreichen | [...] | Also tuent die glizenere.
Sie
(Akk.obj.,
christliche schar)
auß-zu-tilgen und vertrucken | Heyden, Jüden und Mamalucken, | Gleißner, schwermer oder die ketzer. Glichsner haist in latin ypocrisis: „ypo“, id est dolosus, „crisis“, id est judicium.
Pei dem tier verstên ich die gleichsnær, die ander läut zuo in lockent mit andæhtiger gepærde und zuckent si in den winkeln zuo pôshait und in den êwigen tôt.
Gleichsnär Die sind zuchkendt wolf genannt [...]. Auch betriegen sy mit eyteln worten.