1
gleich,
der / die / das
,
gleiche,
die
,
ersteres subst. Gebrauch des Adjektivs
1
(Adj.), letzteres Forsetzung des
mhd.
Adjektivabstraktums
gelîche
().
Die Unterscheidung beider Bildungen ist aufgrund von Apokope und/oder Nichterkennbarkeit des Genus nicht immer möglich.
1.
s.
1
(Adj.) 1.
2.
s.
1
(Adj.) 2a.
3.
s.
1
(Adj.) 12.
4.
s.
1
(Adj.) 15.
5.
›Gleichheit, Ähnlichkeit zweier oder mehrerer Bezugsgegebenheiten‹;
zu
1
(Adj.) 1.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Kor. 6, 16
(
Wittenb.
1545
):
Was hat der Tempel Gottes fur ein gleiche mit dem Götzen?
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so [...] verlúret die materie beide ungelich und gelich und ist fúr worden und ist nút me gelich
(hier Adj.),
sunder ist eins mit dem fúre worden.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
das er [Jacobus] si glich | Ihesu Cristo sunderwan | Als vil gelichi zwen mugent han | Die von ainer muͦter sint.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
5r, 20
(
Zürich
1521
):
Ouch ist in etlichen ein fürsthus zuͦ früntschafft / glichy der natur vñ art / der uͤbungen / der gstalt / die da ist die aller gewissest versuͤnerin der guͦtwillikeit.
Karnein, de amore dt.
79, 65
(
moobd.
,
v. 1440
):
wir wären albeg in ainer geleich belieben, hiet nit die wolkunst der güten sytten, [...] darjnn vntterschaid den menschen geben.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
all gastgeben [...] sollen Grëtzer maß die mit der größ der Salzburger maß geleicht
(hier unorganisches
-t
)
haben nutzen.
6.
›Gestalt einer Bezugssache oder -person, die einem angenommenen Urbild, einer realen oder als real geglaubten Orientierungsgröße gleich oder ähnlich ist; Ebenbild‹;
vgl.
1
(Adj.) 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
11805
(
rib.
,
1444
):
he [duvel] kompt bij dich | Morne her in dyns vaders gelijch.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Der hailig gaist kam offenbar | Uf Ihesus hoͮbet von hymel dar | Inainer wissen tuben glich.
Von disen gnade sachen | Hies ir die froͮwe machen | Ain bilde nach Ihesu gelich.
Ain wiss tuͦch nam Ihesus, | Dar an er sich do strahte, | Sin bild gelich da machte, | Das tuͦch sin gelichi vieng.
7.
›Gleichnis, sinnlich faßbares Bild, das für eine (in allen Belegen:) religiöse Wahrheit steht‹;
vgl.
1
(Adj.) 134.
Älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  34.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sie [liute] sint, als daz vihe ist, unglîch zu enpfâhenne, als man merken mac bî glîchem: gienge ich über ein wazzer und wære ez [...].
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
den gelich sult ir hie spehen: | also decket di sele die sunde | vor gotes ougen.
so wil ich ein gut geliche | uch sagen von dem hemelriche.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
da siht man Got in der sele und die sele in Gotte. und dez hant wir ain glichi von Got uff ertrich.
daz er únz ain glichi git bi dez honges suͤssekait.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Wie man sy [schrift] konde wol verstan, | Inwarhait und ingelichi han, | Als ie dú schrift inallen wegen | Ist zemerkende gelegen.
Durch ain gelich sprich ich das, | Wan ir so vil unzallich was.
Strauch, Par. anime int.
98, 11
;
Rieder, a. a. O. ;
Päpke, a. a. O. .
8.
›Täuschung, Setzung betrügerischer Ähnlichkeit‹;
vgl.
1
(Adj.) 4,
1
 6.
Wortbildungen
gleichman
›Zolleinnehmer (abwertend)‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1528
):
Juden waren die schinder die constituti a Romanis uber die zins (ut nobiscum schosser und gleichman).
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
wir sont úns rainnen von der glichi der bildung des túvels.
9.
›Gerechtigkeit, Recht, billiges Ermessen, auf jedermann in gleicher Weise angewendete und unbestrittene Gesamtheit sozialer Verhaltensregeln‹;
vgl.
1
(Adj.) 7.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘ sowie berichtende Texte.
Phraseme:
wieder / zu gleich und recht
o. ä.;
ein gleiches für etw. tun
›einen gerechten Ausgleich, Entschädigung für etw. leisten‹;
ins gleich reden
›für einen gerechten Vergleich plädieren‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  13, , (
das
1.

Belegblock:

Enders, Eberlin
179, 18
([
Wittenb.
]
1523
):
Den christen ist auch erlaubt vnder ain ander ordinieren eusserliche sachen, [...], damit ain hellykait vnd gleiche gehalten werd.
Bobertag, Schwänke (
Frankf.
1563
):
Wiewol ich in umb ein gleichs dafür zuͦ thuͦn, zum offtermal angelangt, mag mir anderß nichts, [...], denn böse wort und fluchen widerfahren.
Wolf, Rothe. Ratsged. F
1024
(
thür.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
So wirdet dir gar swer czü halden | Glich vnd die gerechtikeit.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
141, 2
(
thür.
,
1474
):
met betriglichem vorsatcze wedder glich unde recht.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Nun sindt uns die gebott geschehen ohne unser undt der bornmeister willen; sindt die nun mit gleiche geschehen, wissen wir nicht.
so hatte der probst [...] und der prior faste ins gleich gereth und doctor Troste faste beygelegt seiner predigte.
so das einem jederman gleich vor ungleich geschehe.
als unsers rechten herren, der unser in allen sachen gegen einem jedermanne zu gleiche und zu rechte mechtigk gewest und ist.
Wattenbach, Urk. Czarnowanz (
schles.
,
1417
):
[Dorvmbe] sprechen wir vor eyn gleich, das Jacusch Zdzwy gebin sal dem Paschke newn marck groschen.
Ebd. (
1487
):
vnde sol des dinstes also lange frey seyn, bys ich adir meyne nochkomelinge thuen eym eyn gleysch.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 277, 24
(
halem.
,
1508
/
16
):
wie wol die Meilandischen genuͦg zuͦ der sach hetind reden lassen, so kond man doch kein gelichs an denen von Uri finden.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 77, 23
([
Augsb.
]
1548
):
Gleich und Recht bestaͤt am lengsten.
Opel, a. a. O. ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
105, 42
;
Rot
288
.