glast,
der
(meist) /
die
(vereinzelt),
gläste,
die
;
-es
(zu
der
) /
gläste
;
die letztgenannte Bildung nicht sicher von
gläste
(Pl. zu ) unterscheidbar; in 5 semantische Beeinflussung durch
glas
; zu den Schreibformen s.
Besch, Sprachlandschaften.
1967, 175
f.
1.
›Glanz, Licht, Helligkeit, Glänzen, Aufleuchten, einzelner Strahl, wie er von einer Lichtquelle (prototypisch der Sonne), als Widerschein von Gegenständen (Metallen, Schmuck u. ä.) ausgeht‹; ütr.: ›als Lichterscheinung gedachtes Phänomen‹ (z. B. ›leuchtendes Antlitz, Wahrheit‹).
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, vielfach gebundener Form.
Bedeutungsverwandte:
(
der
1, (
der
1, , ,  1, (
das
1;5; 6, (
der
2,  5.
Syntagmen:
den g. fliehen / sehen / verkeren, dem adler / firmament g. geben, die ampeln g. geben, g. von einem liecht empfahen, g. von sich (der sonne, dem stern) lassen
;
der g. verbleichen, jn. anbrehen / blenden, der g. (der sonne) den manen überglänzen, etw. (wolken) aufziehen, ein g. von js. antlit, durch ein fenster, in js. zelle gehen, durch die wolken dringen
;
die sonne
˹
sich in g. zeigen, mit g. aufgehen / her scheinen
˺
, das liecht mit g. leuchten, der mond mit g. aufgehen, ein gast mit g. von orient kommen, gold von dem g. zwitzern, die christenheit von dem g. e. S. brennen
;
der g. der sonne
(sehr häufig),
der sterne, des mondes / goldes / kupfers / liechtes / trones, der gezierde, der farben, der eren, der erleuchtung / fromkeit / verständnis / warheit
;
der brehende / feurige / helle / liechte / grosse / falsche g
.;
frei des glastes
.
Wortbildungen:
gläster
1 ›Glanz‹ (1. H. 15. Jh.),
glastkloster
›die Ordensregel nur scheinbar einhaltendes Kloster‹ (
Goertz, Liturgie.
1977, 215
),
glästlich
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Splendor. Scheyn glantz glitz glast strohl clarheit.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1522
):
ein butterweck, | Der do an der sonnen leit | Und ir glast sich darauf geit, | Gar bald thut er zurinnen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
der sonnen glast ist mir verkert, | mit clag bin ich Trystrans genos.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
80, 10
(
Frankf.
1535
):
Alaun gibt das liecht vnnd glast den farben.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wan der liechten sterne glast | Zut uf zu in der wolken last.
Sachs (
Nürnb.
1531
):
Auffgieng der mond mit hellem glast.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Herr, min herze schlússet sich uf dich ze enphahenne, als der zarte roͮse gen der klaren sunnen glaste.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
694, 7
(
els.
,
1362
):
do er [Thomas] fur den kunig kam do ging ein glast von sime antlide daz der kúnig erschrag.
Lemmer, Brant. Narrensch.
28, 4
(
Basel
1494
):
Der ist eyn narr / der macht eyn für | Das er dem sunnen schyn geb stür | Oder wer fackeln zündet an | Vnd will der sunnen glast zuͦ stan.
Schmidt, Rud. v. Biberach
57, 9
(
whalem.
,
1345
/
60
):
als ein materlicher spiegel zem ersten enphahet die gleste von eim liechten.
Ebd.
59, 25
:
so nimt es [oͮge] das liecht in glestlichen schinenden dingen als in spiegeln.
Jörg, Salat. Reformationschr.
431, 23
(
halem.
,
1534
/
5
):
da die crafftt und der glast der warheytt / und der h(elgen) gschrifftt / sj alls blind uff den herd geschlagen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Man sicht noch vil der sterne glast | Her durch die wolckñ dringen.
Ruh, Bonaventura
328, 5
f. (
oschwäb.
,
2. H. 15. Jh.
):
so waͤr es nit ain hymelisch erleuchtüng, derrer glast allweg hietzi nach volget.
Bauer, Geiler. Pred.
492, 12
(
Augsb.
1508
):
seine reden flackrent von einbrunst der liebe / und zwitzerend als das golde von dem glast der gezyerde.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
ain verschlossen begin, die sach in ainer nacht grossen glast durch ain venster in ir zell gen.
Klein, Oswald
16, 41
(
oobd.
,
v. 1407
?):
Der wachter rürt, ain stimm er fürt, | jal durch ain horn, das man in hort, | er kunnt ain gast mit gelast von oriente.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Reissenberger, Väterb. ;
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
349, 3
;
Karsten, a. a. O. ;
Pyritz, Minneburg
4002
;
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 29, 3
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1192
;
Bihlmeyer, a. a. O. ; ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Schib, H. Stockar
12, 17
;
Wyss, Luz. Ostersp.
24
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
1, 22
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Primisser, Suchenwirt ; ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 49
;
Klein, a. a. O.
20, 22
;
51, 20
;
Drescher, a. a. O. ;
Weber, Füetrer. Poyt.
173, 5
;
Vgl. ferner s. v. .
2.
steht mit oder (seltener) als gen. explicativus für den Inhalt des Bezugswortes, z. B.
feuers gläste
›Feuer‹,
glastes feuer
›Feuer‹; im einzelnen schwer von 1 trennbar.
Im mittleren Frnhd. auslaufend; gebundene Texte der Sinnwelt ,Religion/Didaxe‘.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Des selben fures gleste | Irluchtit alle winkel.
Stackmann u. a., Frauenlob
3, 8, 6
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
Du [wip] tougen borte, der sich dringet, | swenn sich daz golt in golt verspringet | uz glastes viure, under zwein.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Eyn teil den worten dy du hast | Gesait von des gerichtes glast.
Recht als eyn golt inheyzer glut | Versucht wirt hin uf diz leste | Und inmancher glute gleste.
Pyritz, Minneburg
3229
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Zahy wie vert dar obe | Irs blickes glast, der zertlich sicht | Uz augen gro durch browen liecht!
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Gab ym ein packenschlach | So starck und grim | Daß pillich ym | Der augen glast | Dar von geprast.
Klein, Oswald
8, 6
(
oobd.
,
1423
?):
in [got] lobt die sunn, der man und aller sterne glast.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. I,
708
(
tir.
,
v. 1496
):
mein junger erkennen auch an tzweifels glast, | Das dw mich her gesendet hast.
Karsten, a. a. O. ; ;
Gille u. a., M. Beheim
161, 53
.
3.
›Licht, Helligkeit (des Tages)‹; Spezialisierung zu 1, meist in der Formel
des tages glast
.
Gehäuft älteres und mittleres Frnhd.; Verstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .

Belegblock:

Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
des tages glast | bringt schaden vast | denen so ligen bey weyben.
Sappler, H. Kaufringer
5, 258
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
Nach der red si namen rast | und sliefen, bis des tages glast | und die liechte sunn aufdrang.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 2
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Die nacht wirt schir des himels gast, | des tages glast wil ir gewaltig sein.
Thiele, Minner. II,
15, 267
;
Kopp, a. a. O. ;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin ; ; .
4.
›Lichthaftigkeit, Lichtexistenz Gottes oder einer gottnahen Person‹; Ütr. zu 1.
Gehäuft ˹älteres und mittleres Frnhd.; Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe˺.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
der
3,  13.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Tut mir Got zu gute waz | Und kumit mit den gnaden sin | Zu mir inmyns herzen scrin, | So kan ich nicht den suzen gast | Gesen in synes schines glast.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 19, 24
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
er [Christus] schin, ich [Maria] glast, wir liuchten und erglenzen.
Gille u. a., M. Beheim
440, 32
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
du [Kristus] pist ain glast der vinstrung on, | ain leben an tot und ain wesen, | an sterben ain genesen.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 14. Jh.
):
Under disen dingen kam vorgonde ein schoͤne lieht und glast in die vorhelle: do erkantent Adam und die andern altvetter wol, das der kam der sü erloͤsen wolte.
Wyss, Luz. Ostersp.
3315
(
Luzern
1571
):
mine ougen gsehen hand | Den gsalbtten, [...], | Wellchen du Herre, göttlicher glast, | Für alle völcker bereittett hast.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
5, 57
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
quis wer venget vaters glaste?
[Vorlage:
solem
; auch zu 1 oder 2 stellbar].
Höver, Bonaventura. Itin. B
51
(
moobd.
,
1450
/
60
):
der [Cristus] da ist ain wort vnd liechtscheinender glast des ewigen vater.
5.
›Glasur, Verputz‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, .
Wortbildungen:
glaster
,
glastplatte
›glasiertes Ziegelstück‹.

Belegblock:

Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Crusta, die gleste am geschirr / dz ausserteyl an eim hafen / wand [...] die rinde / die dünche.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Glaster / glest / omnis materia, quæ igne colliquata nitorem levoremque fictilibus superinducit.