glas,
das
;
-es
, auch
(Ekthlipis)/
, -er.
1.
›Glas (als Material aus verschiedenen Rohstoffen); Glasart‹; die Belege, die Syntagmen und/oder die Phraseme betreffen das Glas vor allem als Gewerbe- und Handelsprodukt, als Werkstoff für die Schmuckherstellung, ferner aufgrund bestimmter Eigenschaften, darunter seiner Verschiedenfarbigkeit, seiner Durchsichtigkeit (vgl. dazu 2), der Ähnlichkeit mit Edelsteinen und der daraus resultierenden Eignung für Betrugszwecke, als Bestandteil von Heilmitteln (in der Tierheilkunde).
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
4, 1477-1482
.
Phraseme:
glas für / vor gold, edel gesteine geben / verkaufen
o. ä. ›betrügen‹;
selbst nicht al schön glas sein
›selbst nicht ganz lauter sein‹.
Syntagmen:
g. machen / kaufen / holen / nemen / abfüren, (zu pulfer) stossen, klein reiben, in gold versetzen
;
das g. farben haben
;
etw. lauter als ein g. sein, sam ein g. feuer wollen
;
x stein / wagen / zentner g
.;
das gefärbte / gestossene / gute / heisse / helle / reine / schöne / venedische / weisse g
.;
das handwerk glases, die materie des glases
;
eine karre, ein wagen mit g
.
Wortbildungen:
glasaschenwurz
›Wurzel des Adlerfarns‹; sie wurde infolge ihres Kaligehaltes zur Glasbereitung verwendet (
Marzell
3, 1172
),
glasbrenner
›Glashersteller‹ (a. 1566),
gläserig
›glotzend, stier (von den Augen)‹ (a. 1563),
glasestein
›aus Glasfluß hergestellter künstlicher Edelstein‹,
glasgalle
›Verunreinigung des Glases durch Natrium- und Calciumsulfat, das sich beim Schmelzen auf der Glasmasse absetzt‹ (so ),
glasgrün
,
gläsner
(auch ohne Uml.:
-a-
),
glasrein
›korrekt, vertrauenswürdig‹ (dazu bdv.: , Adj., 7; Beleg auch zu 2 stellbar),
glasscherbe
1 ›Scherbe aus Glas‹; 2 ›klein gehacktes, zu Kieseln, Pulver o. ä. zerschlagenes Glas für therapeutische Zwecke‹ (dazu bdv.: ),
glasschön
›aufrecht, moralisch tadellos‹ (zur Motivation s. ),
glaszol
; die folgenden Komposita sind auch zu 3 stellbar und inhaltlich nicht sicher zu interpretieren:
glaslaterne
,
glasmenger
(a. 1417),
glaspulfer
,
glastafel
›Glasplatte‹ (17.Jh.),
glastrocken
(a. 1570; verstärkend),
glasverkäufer
,
glasworchte
(Gw zu mhd.
worchte
›Macher‹; ).

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
8, 16
(
preuß.
,
1408
):
5 czentener glas, item 3 czentener blies.
Ebd.
124, 34
(
1394
):
in den pectoralien und monstrancien so misse wir keyner guten steyne, sundir eczlichir glassesteyn, do nicht macht an lyet.
Luther. Hl. Schrifft.
Offb. 21, 18
(
Wittenb.
1545
):
die Stad [war] von lauterm Golde / gleich dem reinem Glase.
Helbig, Qu. Wirtsch.
5, 162, 21
(
md.
,
1564
):
die furleute unnd andere, so uff der huttenn das glass holten unnd abfuren.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1585
):
den 16. aug. hab ich das alte wormstichich taiflin des auszugs zu Weinsberg [...] von meister Henrich [...], glasworter, laissen widder zu haus hollen.
Voc. inc. teut.
i vijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Glaszasche͂wurtz Filix aut vilix idem est quedam herba ex cuius cinere fit vitru͂.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1511
):
Eß sal auch keyn goltsmit [...] kein glaß, daß von farben den etelsteinen glichet, inne golt versetzen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
200, 9
(
Frankf.
1535
):
Das glas hat vil farben / eins ist rot / eins gruͤn / eins gele / eins blaw.
Ebd.
204, 2
:
Victril mit gestossen glas vnd honig gemischt / daraus kloͤtzlin gemacht / die gelegt da vil ratten sind / toͤdtet alle.
Franz u. a., Qu. hess. Ref. Bd.
3, 173, 40
(
hess.
,
1551
/
4
):
Sihet man auch an gelegenheit der person, so ist er jung, darzu ein glessner, welche gemeiniklich rohe kinder sein.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
67, 4
(
Frankf./M.
1568
):
Jch mache die reysenden Vhr / | Gerecht vnd Glatt nach der Mensur / | Von hellem glaß vnd kleim Vhrsant.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
215, 15
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Ein wolfskugel zu machen. [...]. Nim ybisch grosack und stos es klein. Nim Venedisch glas, stos es auch klein.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
483, 28
(
nobd.
,
1527
):
Ein rund vergult pacem mit einem weissen glas.
Pyritz, Minneburg
4486
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
daz ir [frawe] ere sam heißes glas | In brennender gluͦt feur wil.
Gille u. a., M. Beheim
109, 167
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
umb golt geben eisen | Und glas fur edel gstaine.
Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
249
(
Nürnb.
1613
):
Er [Doctor] ist auch nicht so gar Glasrein.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
42, 9
(
Coburg
1626
):
der Baw jhrer Mawren [...] Jst von Jaspis / vnd die Stadt von lauter Goldt / gleich dem reinen Glaße.
Rohland, Schäden, S. 
418
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
das glaß bulffer sol so klein sin als augen bulffer.
Peters, Schäden I,
227
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
Ein salb für die mergende
[wohl ›fettarm machende Dermatose‹]
Hye zuͦ nim glaß scherben vnd stoß die gar klein vnd büttel das uff das vinste durch ein tuͦch [...] so ryb diß vngentum wol dar in [...]: es dorret vnd heilet gar wol.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
141, 33
(
els.
,
1362
):
Die glaseschirben wurdent fúrwandelt in milte suͤssekeit.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Der ingestochenen
[Fremdkörper]
sint etlich von ysin. etlich von dornen. etlich von beine͂. etlich von glaß.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Sin helm lutter als ain gelas | Gab gar werlichen schin.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1431
):
Doch soͤllent die froͤmden glaß verkouffer vnd landvarer, [...], in disen sachen vnd ordnung nit begriffen sin.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
655, 31
(
halem.
,
1501
):
Ein zentner geferwt glaß um 4 guldin.
Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O. o. J.):
si [sodomitische buͦben] [...] haißen den Luther ain gugelfritzen. [...]: si seind doch selb nit all glasschön.
Morrall, Mandev. Reiseb.
22, 3
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Von dem selben sand macht man die schoͤnsten und die besten glaß die man finden mag.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1465
):
ob kride oder glasse in die waͤg gefuͤrt wurd, das si die nit am ersten kaufen.
Anderson u. a., Flugschrr.
28, 4, 4
([
Augsb.
]
1524
):
nemen sy sich selbs bey der nasen / sy seind doch selbs auch nitt all glaß schoͤn.
Henisch (
Augsb.
1616
):
GlasLatern / ein Latern von Glas.
Glück vnd Glas / wie bald bricht das. [...]. So vil das glas oder eisen haͤrter ist / so vil eher Bricht es. [...]. Zu vil sorg / verbricht das Glas.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
195, 187
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
so er [tyefel] scherblein der gleser verchaufft für edels gestain
(Beleg von der Motivation her hier einzuordnen, ansonsten zu 3).
Niewöhner, Teichner
600, 34
(
moobd.
,
1469
):
Von manigerlay hant werden [...]. glasner: selden gancz, hafner: trugner.
Deinhardt, Ross Artzney
174
(
oobd.
,
1598
):
Nimb in der apeteckhen ain pfundt baumöll, ain vierling glaß gal, weyrach, stoß alles zu puluer. [...]. Salb dem pferdt die schennckhel damit.
Ziesemer, a. a. O.
7, 10
;
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Helbig, a. a. O.
2, 160, 32
;
3, 33, 33
;
Anderson u. a., a. a. O.
11, 7, 8
;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
368, 35
;
967, 24
;
Deinhardt, a. a. O.
121
;
130
;
163
;
Jones, French Borrowings
2, 424
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 51
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 111
;
Vgl. ferner s. v.
1
 1, .
1
 8.
2.
›Glas als Material (s. 1) wie als handwerkliches Produkt (s. 3-5) in seiner Eigenschaft der Brechung, Verunklärung des Lichtes wie der Lichtdurchlässigkeit, ohne daß es selbst bricht‹, von da ausgehend in verschiedenen phrasematischen, metaphorischen und bildlichen Verwendungen, u. a. als Bild des Seinsortes Gottes in der Schöpfung, im Menschen, speziell in Maria, in der Seele; vgl. hierzu auch
gläsen
2,
gläsern
.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Phraseme:
das dunkle glas
Bild für die Verzerrung des Urteils;
das glas vol machen
›täuschen‹;
durch ein glas, einen nebel sehen
o. ä. ›gebrochen sehen‹;
etw. durch ein gemaltes glas ansehen
›etw. gebrochen / verzerrt ansehen‹.
Syntagmen:
die sonne das g. durchscheinen
;
das g.
[wie]
gefärbt, der sonne gleich sein, bild empfangen, der sonnen schein nicht brechen
;
die sonne durch das g. scheinen / gehen, in dem g. beren
›gebären‹,
der herre bei uns als die sonne in dem glase bleiben, der schein (der sonne) in dem glase empfangen werden, das liecht heiter von glase werden
.

Belegblock:

Luther, WA f. (
1527
):
wie es dem gehet, der durch ein gemalt glas sihet. Man lege dem selbigen [ketzer meister] fur was man fur farbe wil, so sihet er kein ander farbe denn sein glas hat. [...] Es mangelt daran, das sein glas anders geferbet ist.
Ebd. (
1527
/
30
):
Eyn solch tunckel glas ist illa opinio.
Ebd. (
1535
):
als sehe er dis leben blintzlich oder durch ein gemalt glas an, jenes aber mit klaren augen.
Ebd. (
1539
):
Das thut er mit inen und das glas rot gemacht.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
alsô birt diu sunne in dem glase und niht daz glas in der sunnen.
Jostes, Eckhart
75, 38
(
14. Jh.
):
Daz ander ist gotlich lieht, daz do durscheinet die sele, als die sunne durch daz glas.
Strauch, Par. anime int.
106, 10
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz erste daz ist glichnisse, daz man sich Gode glich mache an luterkeit, alse daz glais oder durchschinige dinck sint der sonnen.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 12, 8
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
Durch menschen gruft schein gotes guft gegerwet | alsam der schin mit glesten sin: sich nerwet | darnach daz glas, sich verwet
[zur Deutung s. den Kommentar zur Belegstelle: Bd. 2, 675f.].
Ebd.
5, 74, 5
(Hs. ˹
nobd.
, Hs.
3. V. 15. Jh.
˺):
ein meister nimt | ein liechtez glas besunder, | zin leget er darunder; | so heiter, clar von glase wirt, als kein liecht so munder | durch brehen mag, daz ,man schicket‘ sus zu rücke gein dem schine.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
daz wir nu únsern herren nit mugent gesehen won alz der durch ain glas oder durch ain nebel siht.
Únser herre blibet ôch bi úns alz dú sunne in dem glas.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
der selbe schin wurt ungelich enpfangen in dem glase: das eine glas das ist swartz, das ander gel, das dirte wis; bi dem swartzen glase mag man nemen die sinnelicheit, bi dem gelen die vernunft.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Als der sunne schinet durch ain glas | Und es nút brichet umbe das, | Ob es durch vert der sunnen schin, | Also haͮt das kint die muͦter sin | Durch varen gar aͮn allen bruch.
Luther, a. a. O. ; ;
Reissenberger, Väterb. ;
Jostes, a. a. O.
80, 35
;
Jahr, H. v. Mügeln
518
;
Kehrein, Kath. Gesangb. .
Vgl. ferner s. v.  2.
3.
›Glasgefäß unterschiedlicher Größe und Funktion‹; oft: ›Trinkgefäß, Trinkglas‹.
Phraseme:
glas zueinander fressen
›einander zuprostend saufen‹;
den teufel im glas sehen
›eine beängstigende Vision haben‹;
got und teufel in ein glas bannen
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Sachfeld):
1
 12,  12,
1
,  12, ,  6,
1
,  8,  12,
2
,  1, ,  12.
Syntagmen:
ein glas / gläser verkaufen / verschmieren / zustopfen, zu pfand setzen, an äste henken, jm. in die gesicht werfen
;
das g. ler sein, gläser zu ringe sein
›zu klein sein (für die
gesellen
bei einem
gefresse
)‹;
j. ein aschenfarbenes g. sein
(Bild für die Vergänglichkeit);
das aussen an gläsern reinigen, aus dem glase trinken / saufen, in ein glas harnen, etw. in ein g. lassen
(z. B.
wein
) /
schütten / bannen
(z. B.
geiste
)
/ tun, austriefen lassen, etw. in einem g. machen / zerstossen, mit einem g. scherz treiben, etw
. (z. B.
getränke
)
mit dem glase messen, jn. mit dem glase durch den kopf werfen
;
das glas mit (rosen)wasser / wein, vol wassers, vol mit heiligtum, das glas zänewasser, gläser zum gebranten wasser
;
das enge / gemalte / geschmelzte / klare / kleine / kristalline / rotdunkle / schöne / silberne
›mit Silber eingefaßte‹
/ zerbrochene g
.;
scherben der gläser
.
Wortbildungen:
glasbret
,
glasbirne
ein birnenartig gewölbtes Glasgeschirr,
glasdecke
wohl ›Deckel auf ein Glas‹,
glasfürer
›Händler mit Glaswaren‹ (a. 1484),
glasgeist
›in ein Glasgefäß gebannter und dadurch der Bezauberung und wissenschaftlichen Beeinflussung zugänglicher Geist‹ (a. 1627; zum Gw vgl.  5),
glaskraut
›Glaskraut, Parietaria officinalis‹, eine Pflanze, mit deren Saft oder Asche Gläser gereinigt werden (s.
Marzell
3, 572
; dort auch Diskussion einer anderen Motivation),
glasseher
›j., der aus Glas / Gläsern (?) wahrsagt‹ (a. 1658),
glasträger
›Glaswarenhändler‹,
glastrum
›Glasbehälter‹ (a. 1434),
gläserwurf
(als strafbare Handlung),
glaswurm
wohl ›Spanische Fliege‹.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1587
):
Sie saufen aus hantfaßen und auß schuen, | Sie freßen glas zu einander.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 308, 17
(
preuß.
,
1417
):
sal man allirley getrencke in steten und uffm lande bei eyme gantczen stoffe [...] schencken, und mit keyme glase messen.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
96, 19
(
preuß.
,
1432
):
10 grose glesir, item 1 schok glasedecken, item 3 schok cleyn bechir.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
110, 9
(
preuß.
,
1437
/
8
):
1 glas vol mit heyligthum.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn (
Wolfenb.
1594
):
ein Glasichen, daraus ich trincken könne.
Beckers, Bauernpr.
57, 7
(
Köln
1515
/
18
):
v’suych off ey͂ feucht ad durr jair komen sall. vñ dat duyt mã mit eyne͂ glaß voll wassers.
Struck, Joh. Pfannstiel
155, 12
(
mosfrk.
,
1542
):
Vor gelesser zum gebranten wasser 6 alb.
J. W. von Cube. Hortus
75, 26
(
Mainz
1485
):
vnd hencken dar an [este] gleser darinne fallent droppen vnd also wirt gesamelt der balsams safft.
Kollnig, Weist. Schriesh.
144, 30
(
rhfrk.
, Hs.
1620-1702
):
bundbare wunden, auch blutrunst, item kanten-, kraußen-, gläßer-, leuchter-, teller-, und dergleichen würf.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wir waren ein spiegel clar, | Nu ein glas nach aschen var | Werden wir in kurtzer vrist.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
18, 27
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
in der swarzen kunst würkest und bannest die geist in ein seltsam glas.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
119, 12
(
nobd.
,
1391
):
Otten Hayden ist die stat verboten [...] daruͤmb, daz er einen mit einem glase durch den kopf warf.
Keil, Peter v. Ulm
42
(
nobd.
,
1453
/
4
):
thu es zusamen in ein glas vnd thu dorein j lot salmiax vnd laß es dorjnne zurgen.
Ebd.
137
:
Die [steinlein] scholtu also behalten: Du solt sie in ein gleslein thun vnd solt daz glaß wol zustopffen.
Gerhardt, Meister v. Prag
164, 20
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
ir gleisner ir reyniget nw das aussen an pechern (vnd an glesern) vnd an schuseln was aber ynwendig in euch ist das ist vol raubes.
Fischer, Folz. Reimp.
40, 16
(
Nürnb.
um 1488
):
Schüsselring, waschpürsten, glaßdeck, | Löffel, salczvaß, ein fligenwedel.
Gille u. a., M. Beheim
354, 113
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Crausen, gleser, pecher | dÿ sein uns vil zu ringe. | schaff und potich du pringe!
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1512
):
dem maister Hans barbierer fur 3 gleßlen czeenwasser ½ gülden.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
der hat meiner frawen geschenckt 6 gläßlein mit rossenwasser.
Roloff, Brant. Tsp.
1821
(
Straßb.
1554
):
Wer weiß was ime mag sein beschehen | Villicht hatt er den Teüffel im glaß gesehen.
Sudhoff, Paracelsus (
1526
/
7
):
Feur under, so gibt es ein öli. das selbig öli schütt in ein andern kolben oder glas oder kanten.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
81r, 1
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Rp. cere j quart, [...], feni greci púluert iegklichs / zwey settit, safft von glaskrut, essich, iegklichs ein quart.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1612
):
Was aber die glaßtreger anlanget, welche aller gattung gleser und gutteren in das land bringend (und kraͤtzentrager genampt werden moͤgend), sölle [...].
Wyss, Luz. Ostersp. 3, 39, vor
37
(
Luzern
1616
):
So die ersten gleser laͤr, wollend die diener meer ynschencken.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
Daß ich schertz mit dem gläsle hab triben, das ist auch nit [war], aber ich han ain klain wenig geharnet in ain klain glesle.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
die [vögel] sein in schönen geschmelzten glesern zun fenstern hinauss geflogen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Glaßbirn / vitreum, ampullaceum, collo ampullæ instar tumido.
Den Teuffel vnd GOtt in ein Glas bannen / jungere vulpes.
Glasbrett / darauff die Glaͤser verwaret werden [...]. Glaskraut / Mawerkraut [...] muralis herba, vitrago [...] à herba, qua vitræ purgantur. [...] Glas Wurm / cantharis, vermis, qui plerunque in vasculis clauditur fervaturque.
Ein schoͤne Docken [...] ist ein guter Wein iñ einem gruͤnen Glas. Es hilfft kein loͤten noch leime͂ an einem alten glas / nichts bessers / denn wider mit jhm zum fewer [...]. Es mag leicht ein hartes troͤpfflein fallen / oder ein stoͤßlein kommen / so ists vmb ein schwach Glas geschehen. Pr[overbium] Ein Glas lehret vns all fein / Daß wir gebrechliche Faͤsser sein. Die grosse weißheit bricht Glaͤser vnd Krausen. [...]. Rechte maß halt mit dem Glas / Es zerbricht sonst vnd macht naß.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
di salb hat ein starch mit seiner nasen | wol zerstoßen in einem glase.
Gantzius, Carmen
3
(
Prag
1603
):
[Der Glaser] Mit blasen machet lobeson | Glaͤser, so durch scheinet die Sonn.
Ebd.
5
:
Das ia Lebn ist ein Wasserblaß / | Ein Fluß, Fad, Blum, Dunst, Schatt vnd Glaß.
Ziesemer, a. a. O.
96, 2
;
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
469, 30
;
Rohland, Schäden, S. 
418
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Stopp, Kochbuch S. Welserin
2, 1
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1203
;
2140
;
Rechn. Kronstadt
1, 193, 36
;
Bad. Wb.
2, 425
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.
1
 1, , ,  1.
4.
›Glasfenster (Gesamtheit von Rahmen und Scheibe)‹; als Synekdoche: ›Fensterscheibe‹; auch (in 1 Beleg, s. u.
Bauer
): ›Scheibe eines Spiegels‹.
Gehäuft ˹berichtende Texte, Rechts- und Wirtschaftstexte˺.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
(ein) g. einschlagen / erbrechen / machen / malen
;
das g
. [wo]
stehen
;
j. an gläsern
›an den Fenstern‹
liegen, ein wappen in das g. machen, in den gläsern zeichen stecken, die herberge mit gläsern besorgen,
[einen Betrag]
zu einem glase bezalen
;
die scheibe glas
;
x glas im chor, in dem reventer, das zerbrochene g
.;
die ausrichtigung des glases
;
die scheiben in den gläsern
.
Wortbildungen:
gläsen
4,
gläsern
3, jeweils ›mit einer Scheibe versehen‹,
glasgehängel
›Fensterrahmen‹ (a. 1650; zum Gw s.  13),
glashel
›spiegelglatt‹ (zur letztgenannten Nuance),
glasrame
›Fensterrahmen‹,
glaswagen
›Wagen mit eingebauten Glasfenstern‹.

Belegblock:

Küther, UB Frauensee
216, 20
(
thür.
,
1443
):
einhalb sex. vor dii glas in dem rembtyr.
Lippert, UB Lübben
2, 245b, 31
(
osächs.
,
1526
):
6 ar. vor 2 schob glaß zw fenstern in der badestuben gegeben
(Beleg auch zu 1 stellbar).
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
so sie meßgewant, gleser und pilde, | Dar zu woppen und schilde | Malen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
man mainet, er [...] wer mit willn durch das gleser venster geschloffen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
[ain grosser hagel] erschlug in dem newen schloß ful scheyben in den glesern.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
da lagend die von Augspurg in des Alexanders haus inen an glesern und hielten ains tails auf iren pferden im stal.
mer han ich ain gwelb lassen machen in der abseytten [...] und ain glas darunder, darin stat Walther und Hager wappen.
Ebd. Anm. 2 (
v. 1536
):
er ließ auch niemand kain wappen darein machen, weder in glesser, noch in die gewelb.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Glaͤsine Fenster.
Alt Kirchen haben dunckel glaͤser.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 289, 28
(
moobd.
,
1397
):
dieselbn herberg sol allzeit ain yeglicher capplan selb besorgen mit oͤfenn, mit schliemen, mit glaͤsern.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
und lyess fewr und stain in den freythoff werffen und mit pheylen gegen der kirchen schyessen, des zaychen noch in den glessern steckhen.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1530
):
da hub es an zu regnen, das es an aller heiligen tag glaßhäell was.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1298
(
oobd.
,
1607
/
11
):
spiegel, in ebinholtz schlecht gefast, hatt in der hoch das glas 19 zoll.
Rechn. Kronstadt
2, 490, 6
(
siebenb.
,
1527-37
):
von 5 Glasz romen czw peschlon an dy fenstern aufs schloss flor. 2.
Qu. Brassó
5, 502, 19
(
siebenb.
,
1614
):
Liess ich einen halben Gleswagen machen pro. fl. 14.50.
Loose, Tuchers Haushaltb. ;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 252, 35
;
5.
›Sehorgan (des Menschen); Fernrohr, Fernglas‹.
Wortbildungen:
glasefenster
.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6098
f. (
rib.
,
1444
):
Des lichams ougen de synt alle blynt, | Want sij neit dan as gelase vynsteren en synt | Dar durch de sele dem lichame geeft | Den schyn den sij van bynnen heeft. | Ind dar umb en saltu meynen neit | Dat de sele bedurffe eit | Der gelaser off der ougen.
Opitz. Poeterey
40, 29
(
Breslau
1624
):
wir kennen hier von fernen | Durch eines glases liecht den Monden vnnd die Sternen.
6.
›Glanz, Helligkeit, Licht (im optischen Sinne, z. B. des Tages)‹; dazu als Ütr. auffaßbar: ›Glanz, Adel (der Tugend)‹; ›Herrlichkeit, Licht (Gottes)‹. Das Wort kann in dieser Bedeutung tropisch an 2 angeschlossen werden; es kann aber auch Vermischung mit
glanz
1; 2; 3; 4 vorliegen (so auch suggeriert von ).
Wortbildungen:
gläsern
4.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2796
(
Köln
1476
):
As der freed sus verkundycht was | Jnd doe enstund des dages glas.
Thiele, Minner. II,
22, 48
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
o dueghden spiegel, luter glaz, | god have danck daz he dich zilde | manigen man zuͦ vuͦrbilde.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Also gibt auch der Kuͤnstler Stein | Vnzehlich viel Figuren fein / | Nemblich / nur in der glaͤsern Welt / | Welche der glantz deß luffts erhelt.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Den offenbarte Gotes glas | Waz nutzlich iren salden was.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1494
):
Junkfrau, aller tugent glas, | Ain kron, ain pluom, ain adamas | Junkfraulicher zucht.