glühen,
V.
1.
›vor Hitze glühen (von Sachen)‹; mehrfach ütr. und in Vergleichen.
Meist älteres und mittleres Frnhd.; gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
der kam glüht
(bei Freude).
Bedeutungsverwandte:
 15,  1, .
Gegensätze:
(V., unr. abl.), .
Syntagmen:
kolen, der teufel, der dies (des feuers) g
.; sehr oft im Part. Präs. belegt, vorwiegend in Verbindungen mit
kol
und
ofen
:
der ofen glühend sein, ein kloz glühend werden, der -brand glühend bleiben
;
die glühende glut / helle / stral, der glühende brand / funke, stein
;
das glühende becken / eisen / feuer
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Feruere. Gluͤen feurig sein.
Luther, WA Bibel (Hs.
1523
/
4
):
es [...] ward ynn meinem hertzen (vnd) ynn meinen gebeinen wie ein (gluend) (brennend) feuͮr [...] das nicht lufft hat.
Ders., WA (
1531
):
Nam leto corde totus corpus letatur, do gluet der kamp.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Alzuhant muzet ir dort | In des gluenden ovens bort | Gestozen werden harte.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4798
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
de tuvel gluet van hellischem fuͤr.
Ebd.
4803
:
ist das ein kole alleine liet, | so gluet her wol ein kleine zit | unnd vorleschet danne gar schir.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Torris Gluͤender brandt.
Pruna Gliende Kole. [...] Gluͤende Asche.
Stackmann u. a., Frauenlob
9, 13
[c], 16 (Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
man muz den arzet holn | zu Rome und muz in koufen ho, | ez glüen der simonien koln.
Keil, Peter v. Ulm
213
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym pech vnd weyrauch, das leg auff glüende kolen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
wan der minnenkole lit in in
[Menschen, von Gott belohnt]
und glimet und gluͤget.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so sol doch der minnebrant uwre ersten begirlichen minnenrichen meinungen und vermessenheit ewicliche bliben glünsende und gluͤgende und niemer gerwe erlöschen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2428
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Do kúng Nabochodonosor | Die knaben do von Israhel | [...] | In ainen aitofen werffen hiess, | Dar gluͤgte starke fúres diess.
Wiessner, Wittenw. Ring
2302
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Ein pogen fuort sei [Junckfraw Venus, Minn] in der hand | mit glüender stral.
Morrall, Mandev. Reiseb.
168, 29
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wer sie [koln] nit loͤschet, so glúgent sie und werent wol ain jär also.
Heydn. maister
32v, 8
(
Augsb.
1490
):
das er gesaget het die suñ waͤr ein gluͤender stein.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wenn das Eisen gluͤhet oder heiß ist / so soll man es schmiden. [...]. Ein glühen kohl / zündet den andern an.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wan ist, daz man glüend gluot mit des paumes aschen bedecket, sô wert si ain jâr.
Bastian, Runtingerb.
2, 247, 31
(
oobd.
,
1392
):
ze gluͤn vom werch
[Münzmasse]
1 dn. und waz man auch dabei vertrinkcht.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
103, 54
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
der schein der weishait vnd der verstentichait, mit der dann dew sele wirt derleucht sam ain gluuntz eysen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
als Thasilo gevangen ward von dem künig Karel, do muesst er stät sehen in zwai glüende
[Var. P:
glüendige
]
peck.
Ziesemer, Proph. Cranc Dan.
3, 22
; Jes.
6, 6
;
Quint, Eckharts Pred. ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
170, 5
;
Hajek, Guͦte spise
12
;
Stackmann u. a., a. a. O.
4, 16, 5
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Rohland, Schäden
419
;
Bauer, Geiler. Pred.
551, 1416
;
Dietz, Wb. Luther .
2.
›etw. zum Glühen bringen, glühend machen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
eisen / silber / stahel, den ofen, einen stein / ziegel g
.; im Part. Präs. (oft belegt, falls lexikalisiert, nicht entscheidbar, ob hierher oder zu 1 gehörig):
der glühende panzer / spies, die glühende gabel / kette / krone / segense / zange, das glühende becken / eisen / erz / gold
.
Wortbildungen:
glühbecke
›Behälter, Becken zur Verflüssigung von Edelmetall (als Vorstufe der Münzprägung)‹,
glühpfanne
(entsprechend),
glühwachs
›Gemisch aus Wachs und anderen Substanzen, um Goldwaren einen rötlichen Ton zu geben‹ (16. Jh.; so ).

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Balde gebot er springen | So hin den oven gluen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4256
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ein oben fuͤr, | das mit siner grossen glut | zweyerley dem ysen tud, | ess weiche machet unnd gluet.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
70, 31
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di cristin di werdin gemerkit mit eyme glundin ysin an der stirne.
Pyritz, Minneburg
4729
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
daz min hertz wer verwunt | Mit einem gluwenden spisse.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
Man wolt mich in der Statt aufhencken | Vnd mit glüenden Zangen zwackn.
Mein Reinigkeit zu offenbarn, | Will ich gehn auff geglauten scharn.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
207v, 26
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
oder du nim stahel vnd geluͤg / den vnd welle win da mit.
Stedtfeld, Roger-Glosse, S. 
67
(
omd.
, Hs.
15. Jh.
):
glue eynen czegel uff dem fuer.
Michels, Murner. Badenf.
17, 41
(
Straßb.
1514
):
Man hatts geedert / vnd erhangen, | Gepiniget mit gluͤnden zangen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Gab inen iren ufgeworfnen kuͤng, mit isiner, gluͤegender kron gekroͤnt, gespisset und gebraten zuͦ fressen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Man muß das Eisen nicht zu sehr gluͤhen im͂ fewer / man verbrennt sonsten die Haͤnde.
Bastian, Runtingerb.
2, 249, 1
(
oobd.
,
1392
):
2 eisnein schragen zu den inguͤzzen [...] und gluͤpechk.
Ebd. 4:
man pracht mir
[dem Münzer]
von Nuͤrenberch ain reyderpechk und 2 gluͤepfane.
Keil, Peter v. Ulm
69
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
195, 11
;
Bächtold, N. Manuel. Abl.
123, 309
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
119, 6
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
3.
›brennen (von einem Busch); lodern (von Feuer)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
3, 58
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
mit [...] minnen, reht als ein enbrant gluͤiende fúr, daz niemer me geloͤschen enmag werden.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
2, 34
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Zu der zeit der pusch ward glüen, | Aarons dürre ruͦt ward blüen.
Weber, Füetrer. Poyt.
264, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
sein [Poytislier] windpra rauch, mit weyttem munnd, | sein augen gleich aim glüennden fewer waren.
4.
in einem Feld von Licht-, Brand-, Feuermetaphern (z. B.  1,  15, , ,  12, , ) ütr. gebraucht; dann z. B. ›glühen (vom Werden, gedacht als Glühen)‹; ›leuchten (vom Einfluß Gottes auf den Menschen)‹; ›brennen (vom Menschen im Zustand der Sünde)‹; ›entflammt, erfüllt sein, glühen (z. B. von der Liebe, Gefühlen, der Versuchung, vom Teufel)‹; als Part.: ›zornentbrannt (von den Augen)‹; anschließbar an 1; 3.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Es sit nit das end, es ist aber der weg, es gluwet und glintzt noch nit alles, es fegt sich aber allesz.
Ebd. (
1534
):
das er [Christus] solch Teuffels bild mit [...] gluͤnden augen wegreisse.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
er [sâme] glüejet und glenzet, liuhtet und brinnet und neiget sich âne underlâz ze gote.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Min gluender oven ist bracht, | Versuchunge ich meine.
so wirt sich bougen | Der cristen vor dem vlammen | Unde gluet in dem slammen | Totlicher sunde benant.
Strauch, Par. anime int.
88, 4
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz ich einen grozin willin habe Got zu minnene und daz der wille rechte gluͦit fon minnen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1024
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
also tut ouch di reine kuscheit: | wirt der gluender fnast dar uff geleit, | mit gotiz hulffe si ym widder stet.
Ebd.
4798
:
der tuvel gluet van hellischen fuͤr | unnd entzundet, wer kan ym gestuͤr?
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Die Begierden sind der Seelen Sprache / [...] / die gluͤende Begierd.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 61
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
durch dich [got] der zwelfpot flammt und glüt, | durch dich der martrer frölich blüt.
Dietz, Wb. Luther .