gläubig,
Adj.
1.
›gläubig, an die Inhalte der Glaubensgemeinschaft, Religion der Christen glaubend, damit dieser Großgruppe oder (vereinzelt:) ihren alttestamentlichen Vorläufern zugehörig, durch ihre Gnadengaben und Qualitäten ausgezeichnet und (vereinzelt anklingend) von anderen Glaubensgemeinschaften (die als
ungläubig
gelten) unterschieden‹; im einzelnen: ›an bestimmte Einzelinhalte christlicher Lehre glaubend, von ihnen und ihrer Wahrheit überzeugt‹; die Unterscheidung von
1
 1 (eher: ›allgemeiner Glaube‹) und
1
 4 (eher: ›individueller Glaube‹) ist für
gläubig
höchstens in Einzelfällen möglich;
vgl.
1
 14.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , ,  12, ,  8,  6, (Adj.) 3,  1,  3; vgl.  1.
Gegensätze:
(Adj.) 6, ungläubig.
Syntagmen
oft subst., dann:
gläubige
I (
der
);
j. g. sein / werden
(jeweils mehrfach),
j. durch die gnade g. sein, j. des
(korrelativ)
g. sein, das [...]
; subst.: ˹
die gläubigen
(Akk.obj.)
erfreuen, gesund machen
;
die gläubigen
(Subj.)
in leid, in einem kampf sein, ein tempel gottes sein, den heiligen geist empfangen
;
der gläubigen wenig sein
;
dem gläubigen etw
. (z. B.
des liechtes schein, gaben
)
geben, etw
. (z. B.
wunder / zeichen
)
erzeigen, das himelreich auftun, das evangelium sprechen, dem / den gläubigen etw. eine ere, etw
. (z. B.
gehorsam
)
befolen
›anempfohlen‹,
etw
. (z. B.
ein schuz
)
zum troste, etw
. (z. B.
die almächtigkeit
)
süsse sein
;
an die gläubigen schreiben, das [...]
˺;
der gläubige mensch, das gläubige gebet / volk, die gläubigen selen
(oft)
/ Griechen, die gläubige
(im Gegensatz zu )
nation
(dient der Unterscheidung der ,Gläubigen‘ von ,Andersgläubigen);
der erlöser, die samenung / messe der gläubigen, herz / mut / sin der gläubigen
(mehrfach);
minne
als
verkererin in den gläubigen
.
Wortbildungen:
gläubige
I (
der
),
gläubigkeit
1,
gläubigin
.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Kom heyliger geyst herre Gott, | erfull mit deyner gnaden gut | deyner gleubgen hertz mut und synn.
Ders. Hl. Schrifft.
2. Kor. 6, 15
(
Wittenb.
1545
):
Wie stimpt Christus mit Belial: Oder was fur ein teil hat der Gleubige mit dem Vngleubigen.
Ebd.
1. Tim. 5, 16
:
So aber ein gleubiger oder gleubiginne Widwen hat / der versorge dieselbigen.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
6, 9
(
Frankf./M.
1563
):
und schreiben frey offentlich ahn die Glaubigen / daß sie moͤgen [...] die Rottengeyst abschaffen.
Pfefferl, Weigel. Ges.
26, 8
(
Hamburg
1646
):
wiltu dich teuffen laßen, so mustu zuuor gleubig sein.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swer geloubic ane ende | Wirdet, als uns Got gebot, | Der irvorchte nicht den tot.
Feudel, Evangelistar
28, 2
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
Wy muget ir denn geloubik syn, wen uwirre eyner nymet ere von dem anderen?
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
72
(
Nürnb.
1517
):
Der jud ergert sich, der krich verspotet, der gloubig freuet sich.
Franck, Klagbr.
226, 3
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Sihe ir vngeferbte heyligkeyt / ir Christenlich vnangestrichen gehorsam / die Christus vnd die Apostel so hoch den glaubigen haben woͤllen beuolhen seyn.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
265, 2
(
Nürnb.
1548
):
da steht ein schutz wider solche feind / den glaubigen zum trost.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
38, 17
(
Coburg
1626
):
Jst es sach / daß di gleubig Seele / wegen der Bekaͤndtniß Jesu Christi das Elend bawen / [...] muͤssen.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
si [minne] git staͤtekait der tugend, ewiges leben, ewig saͤlikait, [...], minneklich geselleschaft. si ist ain wercherin in den globegen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Dem gloͤibigen, sprichet Christus, sint alle ding múgelich.
Eichler, Ruusbr. steen
598
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
súllent ir wissen, daz alle geloͤbige guͦte menschen die sv́ne gottes sint.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Fidelitas Glaubigkeit.
Goldammer, Paracelsus
5, 175, 20
(
1530
):
an dem tag scheiden sich voneinander die zwo nation, glaubig und unglaubig. das haus Jacob bedeut das haus Christi, das volk barbari bedeut das volk unvernunft.
Sappler, H. Kaufringer
28, 192
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
doch wollt er [jud] nicht gelaubig | werden von den worten mein.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Glaubiger / so den Christlichen Glauben hat / credens fidelis.
Niewöhner, Teichner
701, 122
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1472
˺):
mitt der rede ich das bewär | das der gelaub on die werck nicht trait | noch die werck an die gläubikaitt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
nu maht dû frâgen, ob ez daz himelprôt sei, daz got dem gläubischen volk sante in der wüesten hie vor.
daz dreirlai slangen sein, die daz gläubig volk pei Moyses zeiten laidigten in der wüesten.
Buijssen, Dur. Rat.
7, 7
(
moobd.
,
1384
):
Under aller heiligchait der chirichen, daz ist in der sampnung der gelaubigen, ist offenbar daz di heilichait, [...], ist die aller vordrist, daz ist goczleichnam.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
19, 51
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
süen, trawt vrawe, ker dein kindt | gein den, die da gelawbig sint.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Wiewol ain gemain red ist, man sol umb babst und kayser nit bitten, so ist doch loblich, das man aller glewbigen selen gedencken sol.
Dann wider yemant glewbig oder unglaubig [...] – bey Tewtzschen zunngen gros volck, hillff und beystannd nach hochsten vleis vinnden wurd.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
di jungern muͤßn des gelaubig sein, | das er welle varn zu dem vater sein.
Pfefferl, Weigel. Gn., S. 
110, 1
;
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 6, 21
;
Quint, Eckharts Trakt. ;
Dubizmay, kurß zu Teutze
21, 18
;
92, 15
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ; ; ;
Gille u. a., M. Beheim
69, 113
;
Vetter, a. a. O. ;
Warnock, Pred. Paulis
3, 19
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Buijssen, a. a. O.
24, 9
;
Spechtler, a. a. O.
26, 8
;
35, 25
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
79, 157
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
129
;
1904
;
Schmitt, Ordo rerum
493, 4
;
Dietz, Wb. Luther f.
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
s.
1
 4.
3.
s.
1
 5.
4.
s.
1
 6.
5.
›verläßlich, glaubhaft‹;
vgl.
1
 9,  3.

Belegblock:

Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Fidelis, e, glaubig vertrawig.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
und ist ouch menschlicher wis nach gloͤubig, dass wo d’Eidgnossen hie nach irem alten bruch geton, den Franzesischen kuͤng [...], haͤttid unverzogen angriffen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Vil ander wunder er [Jesus] da tet, | Die niement och geschriben het, | Wan niement geloͤbiger es sach.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Kainer ward nÿ so weyß | Der gar volschreiben möcht | Daz wunder noch endöht, | Wann ez nit gelaubig ist
[Kontext: Seeerkundungen Alexanders].
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
aber das am gelawͦbigisten Padaw und Virgilius mainung am einhelligisten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1494
):
soll er [...] durch gelaubig schriften solhen handl zum grundpuch verkunden.
6.
›gutgläubig, leichtgläubig, dümmlich, stumpfsinnig‹; am ehesten an
1
 10 anschließbar.
Wortbildungen
gerngläubig
(dazu bdv.: ),
gläubigkeit
2.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1550
):
Der mit eim solchn weib ist erschlagen, | Gantz ohn verstandt, vernunfft und sin, | Geht als ein dolles viech dahin, | Baldt glaubich, deppisch und einfeltig.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Glaubig / glaubachtig / der bald vñ leichtlich glaubt. [...]. Glaubigkeit / leichtfertigkeit im glauben / credulitas, credendi facultas.
gernglaubig / vnfürsichtig bald zu glauben / leichtglaubig.