gläsen,
Adj.;
vgl. .
1.
›aus Glas (hergestellt, bestehend); glasiert‹; bei Bezug auf Eigenschaften des Glases auch: ›glasartig‹; ›etw. reflektierend, spiegelnd‹;
vgl.  1.
Gehäuft wobd./ oobd.
Syntagmen:
j. wänen, gläsen sein
;
der gläsene helm / schild, die gläsene ampel / gutter / kachel / stube, unflätigkeit, das gläsene assach / fas / fenster / fingerlein / geschir / messer
.

Belegblock:

Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
236v, 19
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
ir
[der
kalten druße
]
materie ist al ein glesens / vnfletikeit
[›glasartig‹].
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
daz alles daz geschirre daz zuͦ dem alter gehorte solte glesin sin.
Ebd. (
A. 15. Jh.
):
Donoch det er machen eine glesin stuben die allumbe gehebe was, und lies sich do inne an des meres grunt. do sach er maniger hande merwunder von vischen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Wir tragen ein grosen Schatz in einem gleßnen Geschir, wir sein bald berawbt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
under den [menschen] vint man etleich, die wænent, si sein tôt, und ander die wænent, si sein glesein
[hier wohl: ›zerbrechlich‹].
dar umb werfent si [jäger] glesein schilt hinder sich [...]. sô danne diu tier [tigertier] dar über koment und die spiegel ansehent, sô wænent si, iriu kint sitzen dâ, und stênt über die spiegel und küssent die.
wenn man den edeln balsemzaher ab dem paum nemen wil, sò muoz man in besneiden mit paineinn mezzern oder [...] mit gleseinn mezzern.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Desselben heyligen óles in die múnche, [...], yr wie mange glesein und ander vásselein gaben.
Rechn. Kronstadt
2, 490, 1
(
siebenb.
,
1527-37
):
pro duabus fornacibus in duas stubas, mit glyzen
[›glasiert‹]
kachlen, paratis flor. 6.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
188, 12
;
Gereke, Seifrits Alex.
6505
;
Bremer, Voc. opt.
274
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v. .
2.
im Syntagma
gläsen mer
(oder prädikativ) die als Glanz, Leuchten gedachte Existenz Gottes charakterisierend;
vgl.  2.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Vor des stules angesichte | Als iz mere glesin were | Cristallen glich schinbere, | Sach schinen da der gute Johan.
Das den vil heiligen man | Das mer gar glesen duchte | Glich der cristallen luchte
; zur Deutung s. 8295f.:
Wen do der ewen tuficheit | Die zu den tufen ist geleit | Des mers, wart schinic als ein glas, | [...] | Die [propheten] san Got zu gesichte | schinen als durch ein glas.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. (
osächs.
,
1343
):
di offinbârunge fûrit în blicze und dunreslege und siben geiste durch loufinde, und daz glesîne mer, vîr tîr vol ougin.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
in der bescheud des gesesses als ein glesin mer geleich kristallen.
3.
›verworfen, lasziv‹ (?).

Belegblock:

Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
[Hütt dich] vor den glesin knaben, | Ja die da puͦlen an dem tantz.
4.
s.  4.