gierig,
Adj.
1.
›nach etw. verlangend, gierig‹; auch: ›willens zu [...]‹; Menschen und Tieren als natürliche Eigenschaft zugeschrieben und insofern neutral gewertet, vereinzelt mit positiver, häufiger mit negativer Konnotation; die in Betracht kommenden Lebens- und Sozialbereiche sind Essen und Trinken, Erotik / Sexualität, soziales Ansehen; Syntagmen:
j. g. sein / werden, j. g. sein, zu [...], j. e. S
. (Gen., z. B. des blutes / lobes, der rache, der eren
) / nach etw
. (z. B. nach der milch, nach blut
) g. sein
, [ein Tier] g. auf etw
. (z. B. auf essen
) / nach etw
. (z. B. der vogel nach der geburt
) / zu etw
. (z. B. der waldrat zu apfelsaf
) g. sein
; jn. der eren g. machen
; mit verschobener Bezugsgröße: schlafen / ruhen
[einem Tier, z. B. den gänsen
] g. sein
; der gierige adelar / bär, die gierige kur, das gierige essen
.Belegblock:
so gyrig und hytzig sind sie zu leren.
Sauls stam kam nicht widder zum Königreich, wie wol sie girig und vleissig darnach strebeten.
leget nu ab alle bosheit [...] / Vnd seid girig
[
sehnet euch nachEmser
1527: ;
begert nachEck
1537: ]
nach der vernünfftigen lautern Milch / als die [...] Kindlin. Ebd.
Spr. 28, 15
: Ein Gottloser der vber ein arm Volck regiert / Das ist ein brüllender Lew vnd gieriger
[
hungerigerDietenberger
1534 / Eck
1537: ]
Beer. Durch dise girige vleisches kuer | Brachte der tuvel Criste vuer | Die zirden in der wusten.
Gar viel der widersacher mein, | Die bluͤts vnd rache girig sein.
Hutet uch vor uch selbir uf daz icht beswerit werde uwir hercze von gygeregym ezzen unde von trunkenheit unde von den sorgen uwirs lybis.
in wirden orden treten | lert sie ir steten | und machet sie eren girik, | ir freude stet und wirik.
sô bliht er iemer dar | alsam ein giric adelar, | dâ er siht sîne weide.
dann sie den jüngling nit allain auf / enthielt. sunder berüefft in auch in das hauß da die Junckfraw was das er dester gieriger wurd.
und der küng mit seinen sunen sazz in dem sal und waz inneclich girig ze vollfüren seinen mut, do [...].
er [waltratt] läuft auf den paumen reht als auf der erden und ist gar girig zuo apfelsaf.
daz tier ist sô girig auf ezzen, daz ez der visch sô vil samnet in sein hol [...], daz [...].
kaiser Constantinus ist girig des lobs gewesen.
2.
›sehnsüchtig, liebend, vom Menschen, von der Seele aus auf Teilhabe am Göttlichen gerichtet‹ (teilweise als frevelhaft bewertet) sowie umgekehrt: ›von göttlicher Barmherzigkeit aus auf den Menschen gerichtet‹; teils ausgedrückt mittels der Bildlichkeit von Hunger und Durst, insofern an 1 anschließbar; Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Belegblock:
Ander leute [...] schreien Ah und weh darnach, schnappen gyrig darnach.
O du barmherzekeit! | Wie girecliche du bist gereit | Aller diner hantgetat.
allir núcziste, allir sichirlichist ist dú oberost gotlichú minne und ist allezan gerik gotlichiz contemplierinis.
so entspringet in vns ein giriger gytiger gelust, der also hvngerig vnd also tief vnd also itel ist, doch gebe got allez, [...], ane sich selber, vns enmoͤhte nút genuͤgen.
der girig tuͥrst old hvnger der sel, die nieman gesatten mag.
Die fuͤll erweckt kein vberdruß, | [...] | Seind guͤrig, essen fruͤ vnd spat, | Essen, vnd seind doch jmmerdar saat.
3.
›raff-, hab-, beutegierig; mordlüstern‹; speziell vom Teufel gesagt: ›gierig auf das Einfangen des Menschen, seiner natur
o. ä. gerichtet‹; Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Syntagmen:
j. g. sein / werden, der teufel g. sein, wie [...], j. e. S
. (Gen.) g. sein
(z. B. die geistlichen der gaben, der teufel der menschlichen naturen
), j. auf etw
. (z. B. auf reichtum
) / nach etw
. (z. B. nach gute
) / auf jn
. (z. B. auf Christum
) g. sein
; die gierige list
; des gewinstes g
.Belegblock:
Es sol aber eyn Bischoff vnstrefflich seyn, nur eynes weybes man [...], nicht weynsuchtig, nicht beyssig, nicht schendlichs gewynsts gyrig.
[die Philister] zu wuͤrgen und blut vergiessen gyrig und hefftig waren wie die leven.
So girig und hefftig ist er [Teufel] auff Christum.
ir mut und ir herze | Ist stete bi dem erze | Mit girigen listen | Beslozzen in der kisten.
Etlîche liute sint, die von natûre unedel sint, die sint giric ûf rîchtuom.
Daz ist Cristus gewesen der den angel des gottelichen gewaltes hette fúrborgen vnder die spise menschlicher natvren der der túfel gar girig was.
so sú des [guͦt, wollust, ere, kunst ...] ie me hant, so sú ie minre begnuͤget und ie giriger und ie gritiger werdent ie vürbas.
ja ist er [tiufel] allzeit girig zwar, | wie er der sel ain ganze schar | zesamenpring in allen kraißen.
Belegblock:
di Pharisêi hôrten diz alliz, di da girec
[
vzwendigMentel
, Hs. F, A. 16. Jh.: ; 1466-1475
arck1
: ; 1475
geitig2
–1518 / Froschauer
1530: ;
geitzigLuther
1545: ]
wâren, und belachiten en. Gyriger geitziger geitiger. auarus cupidus auidus.
Belegblock:
sonst waren sie [die unsern] so girich, das sie sich auch die schantz [...] anzulauffen hetten dorffen understehen.
do im [Huß] die bücher Wicklefs warden, do nam er sie giricklichen an.
do zoget er gar gireclichen und ungestuͤmekliche gegen den burgern [...], und wolt mit in vehten.