gichtigen,
V.
›jn. peinlich befragen, unter Anwendung der Folter zu einem Geständnis, einer Aussage zwingen‹; die Handlungsfolge verläuft von
gichtigen
über
bekennen, verjehen, die warheit sagen
zu
strafen
;
zu  2.
Gehäuft berichtende Texte, auch Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
, , ; vgl.  2.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den gefangenen / wunden, übeltätige personen
)
g., jn. peinlich g., jn. mit dem seil, im turm g
.;
an dem gichtigen
(subst.: ›unter Folter‹; möglich auch ›beim Geständnis‹).
Wortbildungen:
gichtigung
.

Belegblock:

Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
der richter sal den boten bevelen, daz si den wunten gichtigen unde manen dazu, daz [...].
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1411
):
von vͥbelteͤtiger personen wegen, die in vnser stat vmb missetat gegichtigot oder sust gekestigot vnd gestraft werde(n)t.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 441, 14
(
halem.
,
E. 15. Jh.
):
wart man nach vill sachen ze rat, den Waldmann zum allerersten zejichtygen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Darzuͦ Hans Koler [...], gegichtiget, under andren schelmenstucken bekant, dise schmahred uf in erdacht haben.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
die wurden all in ain karher geleget [...]. Darnach wurden si gegichtigt. Die die schuld all verjahen.
Gereke, Seifrits Alex.
2851
(
oobd.
, Hs.
1466
):
noch Parmeneis er do sandt, | den hies er gichtigen und fragen, | das er muest die warhait sagen.