gichten,
V.
1.
›etw. aussagen; etw. bekennen‹; in dieser Bedeutung analogischer Infinitiv zu den Formen des Sing. Präs. von
jehen
:
ji-
zu
gi-
(
Frnhd. Gr. §  L
48, 4
).
Wortbildungen:
gichtung
1 ›Zusicherung‹ (a. 1529).

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
des anderen dages na [...] giede her Heinrich vanme Stave vurß alle deser punten herna geschreven.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
125, 6
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
man giht, swaz werden welle ze hage, daz krümbe sich bî zîte.
Ebd.
171, 1
:
Diz tier hôchvart diutet, alsô giht mîn list.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gichten / fateri, con fiteri.
2.
›jn. durch eindringliches Fragen verhören, vor allem durch peinliches Fragen, Foltern zu einer Aussage bewegen, bringen‹; als Synekdoche: ›jn. foltern‹.
Wobd.
Bedeutungsverwandte:
,  2, , .
Wortbildungen
gichter
(dazu bdv.: , , ),
gichterseil
›Folterseil‹ (a. 1587),
gichtung
2 ›Folterung‹ (dazu bdv.: , ), als Metonymie: ›durch Folter o. ä. erzwungenes Geständnis‹.

Belegblock:

Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 97, 34
(
halem.
,
1489
):
die, so haruß gefordert, fengklich angenomen, getürnt und gegicht worden.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
das man den Hagenbach nach sinem verwilligen anving gichten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Etwas durch gichtung oder folteru͂g oder peinlich erfaren.
Gichten / Folteren. Adhibere quæstionem, Adhibere tormentum. Einen Gichten. Torquere. Sich erbieten vnnd verheissen seine eignen leüt ze Gichten vnd zefolteren / die waarheit auß jnen zeerkundigen. Polliceri in quæstionem feruos. Gichter (der) Tortor. [...] Gichtung (die) Vollterung. Tormentum, Quæstio.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
das bekannten si vor marter und nam des instrument brieff der gichtung.
Jerouschek, Nürnb. Hexenh.
8v, 30
(
obd.
,
1491
):
ist zuͦ merken das grôsser arbait ist ettlich unholden bringen zuͦ güchtu͂g irs boͤsen handels. dañ so der priester solt besessen menschen ledig machen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Einen ans Folter seil schlagen / gichten / questionem adhibere.