gezog,
das
,
seltener:
der
;
gezöge,
das
;
-(e)s/–
.
1.
›Tätlichkeit, Schlägerei, Überfall, Angriff‹;
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
, ,  4,
2
, , .
Syntagmen:
einen g. tun, den g. rügen
;
der / das g. werden, sich erheben, (in den dorfen) geschehen, icht gezöges in den häusern entstehen
;
auf g. gehen, auf ein g. in die taverne gehen, in allen gezogen mit der stat herfärten, von des gezoges wegen etw. fordern
;
schuld / wissenschaft von eines gezoges wegen
.

Belegblock:

Grimm, Weisth. (
hess.
,
14. Jh.
):
und [dy vor genanden] sollen da rugen und vor bringen allen vfflofft vnd geczoge, dy in den dorffen vnd dorfmarken geschyt.
Ermisch, UB Chemnitz (
osächs.
,
1395
):
ab in denselbin unsern husern icht geczoges, ufloufte adir totslege enstunden.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
18
(
schles. inseldt.
,
1452
):
vnd hot ÿn mechtig mechtig
(sic!)
gemacht czw vordern [...] XI margis weyniger XIII gr czw Hanis Andriszin wan des geczoges
[hier: ›Tätlichkeit‹]
waÿne das her sich solde lasszin durch Jockisch Andris wellin.
Ebd.
327
;
2.
›Kriegszug, Auszug einer militärischen Formation‹; auch: ›Recht des Landesherren auf Heeresfolge (seiner Vasallen?, Bauern?)‹;
vgl.  2.
Chroniken, Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
das
7,  4, , (
das
1,
2
 1,  1, ,  1,
2
 1,  1.
Syntagmen:
ein g. tun / machen, jm
. ›gegen jn.‹
ein g. machen
;
der g. den urhab nemen
;
des gezöges bedürfen, notdürftig sein
;
in den gezögen herfärten, jm. mit gezogen gehorsam / beholfen sein, vom g. heimkommen
;
das füstentum mit gezogen innehaben
;
g. gegen Beheim, vor Bremgarten
;
des streites g
.
Wortbildungen:
gezogde
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Ouch vûgit sich zu des strîts gezoge | beide kochir unde boge.
dâ | nam der gezoc den urhab.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1421
):
als ir uns von der lewff wegen des getzogs gen Beheim verschriben und gebetten habt.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1410
):
so die útzit redtent umb einen gezog ze tuͦnd.
UB Zug
1, 4, 109
(
halem.
,
1352
):
Wer aber, das dú sach
[Angriff auf einen Bündnispartner]
als gros were, das man eines gezoges oder eines geseßes notdúrftig zuͦ wer.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1348
):
dem Herzog Rudolf von Österreich [...]
wartend und gehorsam
zu sein,
mit allen steuͤren, nutzen und diensten, [...], und sunderlich mit raysen, getzoͤgen.
Ebd. (
1363
):
ob dehein stoss oder uffloͧf wurde dewederthalb und man dar umbe eines gezogdes oder eines gesesses bedúrffende wurde.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 218, 7
(
halem.
,
1508
/
16
):
[herzog Albrecht] verschluͦg sich hinder die Schosshalten und macht ein gezoͤch gegen der statt.
Rennefahrt, a. a. O. ;
Dierauer, Chron. Zürich ; ;
Vorarlb. Wb.
1, 1180
.
3.
›Ansammlung, Schar, Menge, Haufe von Menschen; Anhang, Gefolge; (in 1 Beleg:) Schwarm von Tieren (bildlich)‹.
Nobd. / wobd.
Bedeutungsverwandte:
 8, (
der
457,
1
 1, I, 12, ; vgl. .
Syntagmen:
ein g. mit jm. werden
;
sich des gezoges ledig machen
;
jm. mit seinem g. entgegen laufen, mit dem g. stil haben
;
das grosse g.
;
das g. von engeln
.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
70, 39
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
der het an im ein gross geczogk | van engeln in dem himel | Czwelf tausent legion.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
und luͤf ir
[Maria]
engegen mit dem gezoge aller gotesminnenden herzen. Er viel in der strasse fuͤr si und bat si still haben mit ir gezoge ein wili, unz daz er ir eins gesungi.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
also
[wie der
hirtz
]
tuͦt der mensche also er sich mit der helffe unseres herren lidig gemachet alles dis gezoges der grossen und der kleinen hunde.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Da bi merkt man wol das | Das gezoges vil da was.
Ain gros gezog mit inen wart: | Die fuͦrte zuͦ dem huse Judas.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Anhang oder gezoͤck. Factio, Sequela, Als von einer Freundschafft.
Schwarm fischen (der) ein schar vnd gezoͤck.
4.
phras.:
freier gezog
›Recht auf den Wechsel des Wohnortes und damit aus der Abhängigkeit von einem bestimmten Grundherren (in die eines anderen)‹; genaue Rechtsverhältnisse aus den Belegen nicht erkennbar.

Belegblock:

Welti, Urk. Rheinfelden
113, 12
(
halem.
,
1454
):
von des fryen gezogs wegen ec., vns den volgen ze lassent.
Grimm, Weisth. (
schwäb.
,
1417
):
alle die des gotzhus aigen sint, die sont hän ainen fryen gezog, ob sich ainer anderswa bass mag begän.
Ebd. (
els.
,
16. Jh.
):
Wir han auch den gezogk, das wir mögen von einem hern under den andern ziehen.
5.
›feindselige Stimmung, tumultartiges Gegeneinander‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1.
Gegensätze:
, .

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wan ir
[der
speren ..., stern
]
mischen und irbygen | Her und dar inmanchen trok | Machet zweytracht und gezok | Under disen nydern dingen.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Dar nach hub sich ein gezoc | Vientlich umme Cristum.
Gille u. a., M. Beheim
150, 46
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
[Er] ist ein chunig sunder smoch | uber all die, dy dem geczoch | der hochvart
[gen. explicativus]
snod nach tune.
6.
›Gespann; Gespannzeug‹; hier motivationell anschließbar: ›Zugnetz (für den Fischfang)‹ (; a. 1394).
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2,
1
(
das
1,  2, (
das
2, (
das
1.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
82, 7
(
preuß.
,
1402
):
2 schog angeworchter exe, 80 schog hubysen, 2 schog geczochte
[›Gespannzeug‹ hierher?],
2 schog gesliffener exe und suelax.
Grimm, Weisth. (
els.
,
15. Jh.
):
dasz recht, dasz sie sollent fahren [...] einen tag in den walth, der desz meyerthun anhöret, mit solchem gezoge alsz er zue ackher fuehr.
7.
›Verzug, Verzögerung; durch Appellation bedingter Verzug‹; auch ›Appellation‹ sowie ›Appellationsrecht‹.
Gehäuft Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
(
das
); vgl.  2, , , ,  6.
Syntagmen:
jm. g. gönnen, den g
. [wohin]
haben, (appellation ist) einen g. nemen
;
das g. jm. folgen
;
gezoges geren, des gezoges schaden nemen, jm. des gezoges folgen
;
jm. etw. ane g. geloben
(z. B.
geld
),
jm. um das g. zusprechen
.

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Beclayt eyn man den andirn [...] vmme gelt das her ym geloubit habe ane getzug vnde hyndirnysse.
ab her yn vortzyhe vnde her des getzoges schaden neme daz her ym do vor vol tun welle abe tzu richtene.
Vnd lys vrogen ab man ym des getzoges solde volgen. § 4. Do sprach der gast. [...]. ich habe myn gut vf yn iruordirt myt merem rechte wenne das ym keyn getzug geuolgen moge.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
und des küniges erber botten [...], die appelliertent, das ist einen gezog noment, [...] an ein künftig concilium.
Grimm, Weisth. (
els.
,
1457
):
ist auch ze wissen, ob ein probst [...] mit den hubern stössig wurden, so mögen sy das ziehen in den dinghof [...], desglichen derselb dinghof den gezug gen Obermichelbach hat.
Behrend, Magd. Fragen ;
Leman, a. a. O. ;
8.
›Recht auf bestimmte (aus dem Beleg nicht ekennbare) Gebühren‹.

Belegblock:

Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 436, 10
(
alem.
,
1361
):
es hât enpfangen Hans von Masmünster: [...] item Heimsprunn das dorf, twing und ban und die gezög, die darzuͦ hörent, und die lüt, die er ze Galfingen hat.