gezierde,
1.
›Schmuck, vollendete Schönheit und Ausgestaltung eines Gegenstandes; äußere, die Aufmerksamkeit anziehende Schönheit und Stellung einer Person; Herrlichkeit Gottes‹; teils mit religiös motivierter negativer Wertung.Älteres und mittleres Frnhd.; gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
g. beginnen / haben / verschmähen
; j. dem land eine g. sein
; der g. nadenken
; in g. stehen, über dem g. aufdringen, jm. zu g. gegeben sein
; die g. der welt
; die gute / tugendliche / unstäte / wähe / weltliche g
.; die gotheit in irer g., die erde mit iren gezierden
.Belegblock:
Moises der sach die goteheit | in aller ir gezierde beide an werken unde an wât; | er wart bescheiden, alse er ûz geleit | mit sîner vrâge hât.
Der ist durch sticket hinden und vorn | Mit meisterlichem steinbocks horn, | Dez er [zobel] hat wehe gezirde.
Zu gleicher weis auff tringet | In worer glu | Der morgen röt ob allen | Gezirden die ye hercz besan.
so man aller lútselikeit, gezierde, schonheit ie grundlosklicher na gedenken kan, so man es ie úberswenklicher in dir, zartes lieb, vindet.
so buwent sú grosse húser und molent die mit affenheit, und der in ziehent sú wunder und iren sinnen lust, so sint es denne die silberin trinckevas und denne die gezierde, [...], und wellent in allen disen dingen lust haben und gesehen sin.
Dirre [kúnig] ist der wisse vnd der rote der weder gestalt noch gezierde hette.
daz riche der welte und alle ir gezierde hab ich versmahet durch minen herren Jhesum Christum.
also sprechent súmlich hailgen daz im [Lucifern] die andern engel alle ze gezierde warent geben.
die pfaffen stuͦnden in iren gezierden
[
DrometenLuther
1545, Esr. 3, 10: ]
mit den hoͤrnern. Die luͥte, die dis gnad hant, sint ein ander als gar glich an antlit vnd an tvͥgentlicher gezierde alles des libes, an schonheit des lebens vnd sitten.
Reissenberger, Väterb. ;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
131, 15
; Warnock, Pred. Paulis
7, 126
; Schmitt, Ordo rerum
60, 3
; Voc. Teut.-Lat.
k iijv
; 2.
›reichhaltige Ausstattung und Einrichtung von Gebäuden, speziell von Kirchen; Gesamtheit schmückender, Reichtum, Macht, Würde dokumentierender Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände‹.Obd.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (das
); mit Bezug auf Kirchen häufig im Orientierungsfeld mit 2, , , , , 3, 3.Syntagmen:
das g. sehen
; das g
. (Subj.) verbrennen
; etw
. (z. B. die Kirche
) mit g. fursehen
; die g. des hauses, der kirche / stat
; das geistliche / grosse g
.; die herlichkeit der g
.; der stul / altar mit g., das wunder von g
.Belegblock:
Herre ich minne die gezierde deins hauses vñ di stat deiner wonung.
do verbrantent die glocken und orgele und ander gezierde gar vil.
so wil ich den altar buwen vnd mit den gezierden ... kelch, meßgwand, meßbuͥcher vnd waß darzuͦ gehoͤrtt.
Da es der neuen Stiftung noch
an gebuwe, an gemürde, an kelchen, an büchern, an messgewanden, an glocken und an messe und an vilen andern gezierden mangelt
. Do sy die statt ersahen | unnd ir gezierde gross.
3.
›Heeresausrüstung, Heeresmacht, militärische Ausstattung‹.Belegblock:
und zogetent die mit Sygemunde dem künige von Ungern in die heidenschaft mit grosser herschaft und gezierden und guͦte.
4.
›reiche, köstliche, ihren Träger sozial oder persönlich heraushebende Kleidung; Ornat (von Amtspersonen, Würdenträgern); am Körper getragener Schmuck (häufig mit Bezug auf Frauen gesagt)‹; im Bezug auf Schmuck oft im Orientierungsfeld mit , , 5, , (das
) 2, (der
) 2 u. ä; teils positive oder neutrale, regelhaft aber auch negative Wertung im Sinne von ›eitler, äußerer, verführerischer Tand‹ mit Öffnung zu ›Schmucksucht‹; auch: ›der Kleidung vergleichbarer Schmuck von Pferden‹.Syntagmen:
(das/die) g. anlegen / abziehen, tragen / schätzen, lieb haben, jm. g. geben
; g. jn. verraten
; jn. seiner g. berauben
; ane / in g
. [wo] sitzen, in g. glorieren / erscheinen, jn. in seinem g. schauen, mit g. gehen, jn. mit g. verfüren, jn. um sein g. strafen
; die g. der schuhe, der stirne, der rosse
; das g. des königs, der frauen
; das güldene / hübsche / fürstliche, die keiserliche / üppige g
.Belegblock:
alle wipliche cleydir, vingerlin vnd armgolt, scapil, muschen, bouge vnd vurspan vnd al gesmide, daz zu vrouwen gezcirde horit.
Szo sollen auch die offenbaren unczuchtigen frouwen keyne korallen, pater noster, nach [...] geczyrde uffinbar in der kirche nach straszen tragen.
Wie sie gent mit gezirt und wat, | Auf dem lande und in der stat.
der künig [...] sach den burger ston gar in kostbern kleidern, und under anderen gezierden schetzet er des burgers eser.
do erschrag der keyser und sas abe sime rosse und zoch abe sine keyserliche gezierde.
Die Roͤmerin glorigiert in iren Kindern und nit in Gezierden.
vnd mach ein heiliges gewande. aaron deinem bruͦder in wunnigklich vnd in gezierd.
Dort sitzt fraw Wolust wol geziert | Die manchen menschen hatt verfuͤrt / | Mit ir gezierd und yppigkeit.
daz mich gott so adelich und wol hatt geschaffen und mir so vil costlicher ornaten und gezierden hatt geben.
Ebd.
8, 9
: wie er [lib] aller siner gezierden und gaben berobt syg worden von des wegen, daz die sel hat verwilget der anfechtung des fyginds.
Gezierde hat üch uerraten. | Jch weis wol üwer bosheit.
do sazz der küng mit seiner gezierd in dem künglichen sal.
wann seine reden flackrent von einbrunst der liebe / und zwitzerend als das golde von dem glast der gezyerde.
Ornat, Gezierdt / geruͤst / wirdt genommen fuͤr Kirchen kleyder / Als Jnfel / Bischoffstab / Chormantel.
5.
›Redeschmuck, Zierlichkeit eines Textes; angemessene Form eines Rechtsgeschäftes; Angemessenheit‹.Belegblock:
verkindet kint, verschiuwet phert, | die zwei sint krankes prises wert, | ein zitlich zit sich tempert mit gezierde.
Kund ich mit lobs gezirde | Die synne hie umb zismen, | [...].
Do enschowete er nút denne die gezierde úppiger wort.
[daz ich] mit aller der ordenunge und kraft, bescheidenheit und getzierde, wortten, weͣrken und gebêrden, die nach geistlichem und weltlichem rechten, fryheiten und gewonheiten in dheinen weg darzuͦ gehoͤrent, [...] die burg [...] verkouft [...] han.
6.
›höchste, vollendete, gottförmige Seins-, Wesensform der Seele, des mystischen Menschen‹, oft im Metaphernfeld mit blume, ere, gnade, klarheit, lauterkeit, minne, tugend
.Älteres Frnhd.; Texte der Mystik.
Belegblock:
gnâde enwürket kein werk, wan alle gezierde giuzet si zemâle in die sêle; [...], si ist ein volbringen.
Minne der tugende ist ein bluome und ein gezierde und ein muoter aller tugende und aller volkomenheit und aller sælicheit, wan si ist got.
daz er [heilger mensch] wurdi luter mit einr gezierde einr durlúhten minne.
daz ich [Ewige Wisheit] dich widerbringe minem himelschen vater in als grozer gezierde, klarheit und luterkeit.
wan es [schowen] ist ein sunderliche gezierde vnd eine himelsche crone.
wie luͤstlich ist das aneblicken der schoͤnen liehten gestalt vnd gezierde der heilgen cristenheit.
an únsers herren willen, an sim leben und an sinen tugenden ist der sel gezierde.