gezeug,
das
/ etwas seltener:
der
;
-(e)s/-e, -en
, auch
;
vereinzelt
gezeuge
(
das
); Syntagmen auf
das
hin normalisiert.
1.
›Werkzeug allgemein, Gerätschaft zur Gewinnung und Weiterverarbeitung von Rohstoffen‹; gemeint sind meist Kleinwerkzeuge aller Art, wie sie in den Handwerken, im Bergbau, in der Landwirtschaft, im Jagdwesen, in der Fischerei und ähnlichen Tätigkeitsbereichen üblich sind, teilweise aber auch größere Anlagen (wie das Pochwerk) oder Maschinen (wie der Webstuhl; Trennung von
gezauwe
3 dann bei nicht eindeutiger Schreibung fraglich); auch: ›werkzeugähnlicher Gegenstand wie das Utensil zur Gewinnung von (z. B. astronomischer) Erkenntnis; Ausrüstung für kirchliche Rituale, kirchliche Ausstattungsgegenstände; medizinisches (z. B. chirurgisches) Gerät u. ä.‹; bei (selten begegnendem) Bezug auf den Menschen: ›Mensch als Werkzeug (Gottes)‹ (dann Berührung mit
gezauwe
3); sehr vereinzelt: ˹Generalisierung zu ›Gegenstand schlechthin‹; Ütr.: ›Ausstattung, Mittel‹˺.
Bedeutungsverwandte:
 5,  1,  2,  3, , ; vgl.  13, .
Syntagmen:
(das) g. bauen / besehen / messen / nemen / zerbrechen, innehaben, ganghaftig halten, auf js. kosten schicken
;
das g. geschwellet liegen, jm. nottürftig sein; j. ein g. gottes sein
;
nicht gutes gezeuges haben, got jm. nicht gezeuges geben, sich des gezeuges gebrauchen
;
an dem g. mangel sein, mit g. werfen / arbeiten, lon verdienen, hasen fangen, etw. mit g. erbrechen, jm. mit g. brände machen, mit g. etw
. (z. B.
erz
)
gewinnen, leinwat von dem g. nemen
;
g. des hirten / webers, von eisenwerk
;
das eigene / eisene / grobe / gute / kluge / nottürftige g
.;
abkaufung des gezeuges
;
eisenhammer mit g
.
Wortbildungen:
gezeuggrabe
wohl ›Vertiefung zur Aufbewahrung von Werkzeug (im Bergbau)‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
jaithunde und vedirspil | und andirs gezûgis vil.
Luther, WA (
1524
):
das ich [...] ja nicht leucken kan, das ich eyn unwirdiges gezeug Gotts gewesen byn.
Und sein
[des
Turcken
]
kriegen nichts anders, denn Mord und blut vergiessen ist als eins rechten Teuffels gezeug.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Kön. 6, 7
(
Wittenb.
1545
):
das man kein Hamer noch Beil / noch jrgend ein eisen Gezeug
[
Froschauer
1530:
zeüg
;
Eck
1537:
werck
]
im bawen hörete.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 24, 5
(
md.
,
1489
):
alle leymat, so balde die von den getzew
(hierher? oder zu
gezauwe
3?)
genommen, zu besehin.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1509
):
sal derselbich kelner, [...], bi den werkluiden sin, [...], und in allen notturftich gezuech bi de hant furdelich zu stellen.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
209
(
pfälz.
,
1436
):
das
[Bücher mit der
warheit
zu verwerfen]
ist zu glicher wise ein sache, als ob alle hantwercke, schmyede, wegener, ziemerlüte [...] zurbrechen allen jren geczügke.
Struck, Marienst. Wetzlar
1158, 6
(
hess.
,
1495
):
yͤe dan myr dye slossel sint gelibbert, hain myn hern vom cappittel disse nachgeschr(ieben) stück und gezüg myr erzeuget
[es folgt eine lat. Aufzählung eingelagerter Körperteile von Heiligenbildern].
Löscher, Erzgeb. Bergr.
137, 41
(
omd.
,
1544
):
von 1 gzeuggraben uf einem am tag oder in der gruben.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
188, 1
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Sondere fragen uf ein diepstal. [...]. Hastu die tur ader schlos erprochen ? Mit was gezeuge ?
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1509
):
darauf [gebürge] bricht viel erzt, sein fest oder hart, die muss man den mehrentheils mit feuer und groben gezeug gewinnen.
Ebd. (
1529
):
den eisenhammer [...] mit allem zugehorenden geczeuge.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
180, 29
(
osächs.
,
1550
):
ich, Larenz Fussel, und Thomas Koyt haben einen entlichen vortragk mit einander gemacht umb di molstat, do der gezeug inne stett, und umb den oberen gezeug, den wir mit einander zugleich gebauhet haben, in dem alden tamme.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
106, 21
(
nobd.
,
1405
):
Und nü etliche der butner doselbst umb lone mit irem eigen gezeuge erbeiten, newe vaß machen.
Ebd.
127, 36
(
1451
):
wer hasen oder velthüner inwendig der lantwer scheußt oder mit geczeuge vehet.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
so sol der Nachrichter allen gezeugk, der jme zu haben gepuͤrt, auff seinen kosten schicken, Und vnser Richter dasjhenig verorden, das jm gepuͤrt.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
do suchtent sü under den betten und fundent die sigele und die seile und anders gezüges vil, domit sü
[die
gevangenen
]
woltent entrunnen sin.
Cirurgia H. Brunschwig
18v, 40
(
Straßb.
[
1497
]):
was gezügs der cirurgicus haben sol. Jtem welche instrument vnd gezüg von silber. messig. ysen sint ist alle notturftig dem cirurgicus.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1425
):
und sol och dehain murer nieman anfahen ze muͥren, es si denne sin geziuge vorhin ainen gantzen tage und ain nacht geschwellet gelegen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wan ez
[Daten über
daz ertreich
]
ist mit grôzer arbait und mit kluogem gezeug in der sternseher kunst funden.
daz diu selb slang halsâdern und andern gezeug
[hier: ›Sprechwerkzeuge‹]
hab gehabt in dem hals und in dem haupt sam ein mensch.
wenn man aim menschen pränt wil machen, die werdent pezzer mit guldeim gezeug.
Buijssen, Dur. Rat.
10, 13
(
moobd.
,
1384
):
Der ding [pet, gesang, leczczen] sind auch drey underschayden: ornet, geczeug und die element.
Niewöhner, Teichner
324, 202
moobd.
,
1360
/
70
˺):
chain arbait | mag man nicht gewurchen entricht, | hat man gutez gezeuges nicht.
Ebd.
422, 138
:
wem got nicht gezeugs
[hier: ›Ausstattung‹]
gab, | leib und guͦt pey diser stund, | da mit er gewurchen chund | und verdienn daz ewig leben.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1629
/
33
):
Wellicher mit kandl krüegen ampern stain oder anderm gezeug wirft.
Helbig, a. a. O.
4, 53, 32
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
109, 20
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
35, 11
;
Wutke, a. a. O. ;
Gille u. a., M. Beheim
104, 178
;
453, 1166
;
Köbler, Ref. Nürnberg
171, 18
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
282, 23
;
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 79, 19
;
Dierauer, Chron. Zürich ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
UB ob der Enns
10, 517, 7
;
Zingerle, Inventare ;
Dietz, Wb. Luther ;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 68
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  11,  2.
2.
›Zaumzeug, Ausrüstung für Zugtiere, Sattelzeug, Zuggeschirr‹; als Synekdoche: ›Gespann‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
(
das
1,  2.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
gezeugmächerhandwerk
›Sattlerhandwerk‹.

Belegblock:

Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1439
):
wir, dise nachgeschriben meyster und gesellen dez setteler- und getzugmechirhantwercks.
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
132, 3
(
nobd.
,
1366
/
8
):
Der wagner sol alle jar geben zwey reder; [...]; der satler dem vorster einen satel ane gezeuge.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1424
):
Wer es aber, ob ieman von dehainem spengler hie begerte, das er im geziuge gerait zeͣm fuͥrbuͤg oder anders schnitte und beschluͤge [...].
Rechn. Kronstadt
3, 156, 39
(
siebenb.
,
1542
):
czu 6 Rossen geczÿch gemacht, asp. 25.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
159, 32
.
3.
›zu bewaffneten Auseinandersetzungen / Kriegen dienende Ausrüstung, Gesamtheit der Vorräte und Waffen sowie der Menschen, die in einem Krieg eingesetzt werden‹; die Waffen reichen vom tragbaren Angriffs- und Verteidigungsgegenstand bis zum schweren Geschütz, zur Ausrüstung zählen auch Lebensmittel, Pulver, Leitern u. ä.; teils stehen einzelne Ausrüstungsgegenstände als Synekdoche auch für die kämpfenden Menschen (und umgekehrt).
Phraseme:
reisiges gezeug
›Reiterei‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,
1
,  3,  1,
2
 1,  1,
1
 1,  6,  3,  3,  1, , , , , , .
Syntagmen:
(das) g. anlegen, von sich legen, vermerken
›inventarisieren‹,
der wagen das g. tragen, pferde ein g. ziehen
;
g
. (Subj.)
jm. zerrinnen, zu der wagenburg gehören
;
das her des gezeuges berauben
;
sich mit g. rüsten / nähern, mit g. zu felde ziehen
, [wohin]
gehen / reiten / rücken, in dem mer segeln, die schlange mit g. zwingen, die stat mit g. bewart / werhaft / gerüst sein, jm. mit g. überlegen sein, um das g. etw
. (z. B.
60000 gulden
)
geben, von g. singen, etw
. (z. B.
büchsen
)
zu dem g. gehören
;
das g. an fleisch
;
das g. der schiffe
;
das ganze / gute / kriegische / mächtige g
.;
der abgang des gezeuges; reiter mit g., der bergfried mit g
.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
di da sygeln in dem mer | Mit geczuge und mit gewer | Und vorchten sich mancher stunt | Daz sy icht der bulgen slunt | Irtrenke.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
unnd brochten mit on leittern, tarschin unnd geczug, unnd gewunnen zu hant das bergfret.
wanne der junge herre was deme alden hern ubir legen mit reysigem geczuge unnd volke.
unnd eyn iglicher nam als vil er getragen konde, pulver unnd salpeter, unnd beroubeten das heir also des geczuges unnd brachtens alles keyn nuss
[›Neuß‹].
Dar nach haben sie [...] sich gerust mit reysigem geczuge, schutczen, armbroste unnd buchsen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
73, 7
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
soldanus Adon der sante deme soldan [...] xxx tusint riter unde also vil camelin mit allim geczuge unde noturft als di groze schar des heris bedurfte.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Darauff solden die uff dem rathause zu hauss gehen und ihren harnisch und gezeugk von sich legen uff solche zusage und betedingk.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
73, 24
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die puchssenn vff denn wegen vnnd karnn, auch das puluer, pley vnd ander gezeugk, so zu der wagenburgk gehordt.
Gille u. a., M. Beheim
453, 1195
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
gezewg und speis in da zerran | An flaisch, craut, mel und semel.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
wenne die stette dozuͦmole kleyne worent und nüt werhaft mit graben, muren, turnen, woffen und gezüge also sü nu sint.
do gingent sü an die mure mit irme gezüge und gruͦbent ein loch durch die mure.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1415
):
wenne wir mit vͥnsern buͥchsen, schilten, werchen oder mit andrem vͥnserm gezuͥge ze velde ziehen wellend, das denn kein gesellschaft sich mit der karrer wegnen noch geschirr besorgen sol, vntz das die statt iren gezuͥg gar vnd gentzlich besorget hat ze fuͤren ane gebresten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die [stat] was wol gerust und bewart mit gezeug und leuten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn man si [slange] vâhen well, sô müez man si mit armbrüsten twingen und mit anderm gezeug.
Gereke, Seifrits Alex.
1571
(
oobd.
, Hs.
1466
):
die scheff und ir gezeug | der sy zu dem urleug | bedorften.
Ebd.
5352
:
und het virhundert wegen, | die das gezeug muesten tragen.
Lampel, Qu. Wien
1, 8, 15647, 48
(
moobd.
,
1458
):
Was aber gezeugs zu Wienn ist an püchsen, gschos, pulver und andern, das zu der weer gehört, sol [...].
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. (
oobd.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Der chaiser lies ain grossen ritterleichen hoff berüffen. Zu dem hoff cham auch herczog Fridreich von Österreich mit ainem guͦten geczeuge.
4.
›Hoden‹; teils diminuiert.
Wobd. / oobd.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
Der keúsch zerbrochen oder der abgeschnitten der nieren vnd der beschnitner manheit
[Var. 1475
2
–1518:
dem do ausgeschniten seynd sein gezeúgen vnd sein manschafft
;
Eck
1537:
der verschnitten / dem der zeug ... zerknirscht ist
]
der gee nit ein die kirchen gotz.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Der herr doctor Villenbach [...] gibt ein gueten frawenzimmerufwarter, und wiewol im der gezeug, darzu gehörig, beschnitten, das er damit blössig durchs haar raichen kan, so [...].
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz hâr reiset auz [...] von fauler fäuhten in dem haupt oder in dem leib, als wir sehen [...] an den mannen, die maiden sint und ir gezeug niht habent.
ist auch, daz ain man beraubet wirt seiner gezeuglein, sô reiset im der part und verleust seinen mänleichen muot.
wenn des mannes sâm nâch dem maisten tail kümpt aus dem rehten gezeuglein des mannes.
5.
›Rohmaterial, Stoff zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen‹.

Belegblock:

Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
132, 13
(
nobd.
,
1463
):
Ein iglicher meister sol von newem oder von altem gezeuge gute, sewbere, zirliche und nutzliche erbeit nach seinem besten vermugen machen.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
146, 8
(
halem.
,
1371
):
das dieselben kannengießer [...] schweren söllent, das sy enkein werkh innert sechs mylen umb unser statt werken [...] söllent, denne von dem gezüge und der mischung als hinnach geschriben stadt, das sy alle ir gezüge machen und mischen söllent, ie under vier pfund zines ein pfund bleyes.
Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 746, 11
(
alem.
,
1394
):
von ainem zentner kupfer, zin und soͤllichs gezuͤgs 2 ℔ st.
Schwäb. Wb. (für: ›Baumaterial‹).
6.
›Stoff, Textil, gewebtes Tuch‹.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. .

Belegblock:

Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Wer vs vremmedem getzuge icht machet. Wer vs vremmeden vlasche [...] adir vs vremdem werke gewant wircket. [...]. das ist des myt rechte. des ouch der getzug ist.
Struck, Joh. Pfannstiel
271, 31
;
Schmitt, Ordo rerum
163, 9
;