gezemen,
geziemen,
V.,
ersteres unr. abl., vorwiegend im mittleren und späteren Frnhd., letzteres regelmäßig flektierend.
1.
›jm. wie (z. B.
wol
) anstehen, jm. als Verpflichtung auferliegen‹.
Bedeutungsverwandte:
 18,
2
,
1
 4, ,  3, , , .
Syntagmen:
es geziemt (sich), zu [...], jm. geziemt, zu [...], jm. geziemt etw
. (z. B.
der demütige wandel
)
wol, der weisheit etw. g., jm. sol g. und
[+ Hauptsatz].

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Decere. Zu behoͤren zu gepuͤren zustehen gezimmen fuͤgen eigen wol anstehen.
Wunderlich, Fierrabr.
51, 3
(
Simmern
1533
):
einem solchen Ritter / als jr seit / gezimet dergleichen clage nit zuͦ thuͦn.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
wan also den jungersen geciemet zu gehorsamene der meistersen, also gezimet ir gewerliche und rethe alle dinc zu besezene.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
dir gezimt ein ingetane demuͤtige wandel.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
also gezimt
[
Luther
1545, Mt. 3, 15:
gebürt
]
vns zeerfullen daz recht.
Dorumb gezam dir denn nit auch zederbarmen deins entzamt knechts.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
566
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Das er kúnstrich was und wÿsshait vol, | Das och gezimt kúngen wol.
Sappler, H. Kaufringer
13, 161
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das er [pfaffe] da ward claffen mer. | dann seiner weißhait gezam.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1552
):
wie uns als ainer freien stat zuͤ gemainem nutz des hailigen römischen reichs immer zuͤthun gezimpt, aignet und gepürt.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Darvor so sollt im gezimmen | Und das recht abnemen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Geziemen / gebuͤren / zustehn / wol anstehn / [...]. Solches geziemet dir gar nicht / es ist nicht recht.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
232
;
Heidegger. Mythoscopia
51, 4
;
Dietz, Wb. Luther .
Vgl. ferner s. v.  2, .
2.
›zu etw. / jm. passen, e. S. / P. angepaßt, gemäß sein, entsprechen, sich (relativ zu einem vorausgesetzten Orientierungs- oder Erwartungssystem) ziemen, sich gehören‹; seltener auch: ›angebracht, notwendig sein‹; im Unterschied zu 1 weniger als Verpflichtung gedacht und eher auf Entsprechung, Angemessenheit zwischen sachlichen Größen bzw. Personen sowie zwischen Sachen und Personen bezogen.
Phraseme
(formelhaft):
als / wie (es) (jm.) geziemt / gezam
o. ä.
Syntagmen:
jm. etw
. (z. B.
ere / lob / preis, ein bette, ein opfer
)
(wol) g., got volkommenheit g., j. jm.
(
zu jm
.; z. B.
zu einer frauen
)
g., e. S. / P
. (Dat.obj.)
etw
. (Subj.)
g
., z. B.
dem gewalt die gotseligkeit nicht g., js. adel etw. nicht g., der penitenz g., zu [...], e. S
. (z. B.
dem wein
)
/ jm. g., das [...], aus notdurft g., zu [...]
; mit vorangehendem Hauptsatz:
js. herschaft wol g
.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6979
(
rib.
,
1444
):
op dat yre [Penitentie] moechte getzemen | Roeden ind hamerstele aldae zo nemen.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Der was gecleit als yme gezame.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
227
(
Nürnb.
1517
):
Unserm got gezimet volkummenheit, und die höchsten geburen dem höchsten.
Karnein, Salm. u. Morolf
26, 4
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
ein edele kunigin her, | die uch gezeme zu einer frauwen | uber das riche lant.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
442, 22
(
els.
,
1362
):
Du solt mich nút me dine dochter heissen, wenne ich bin des dochter demme ein loblich opher gezimet.
Ebd.
698, 18
:
die wurdent edellich erzogen also sinre herschaft wol gezam.
Menge, Laufenb. Reg.
56
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Kein trank soltu nemen | Doch mag dir gezemen | Ingber pfeffer negellin.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
17
(
schwäb.
,
1453
):
Da mänig vogel sang und rieff | Mitt luter stymm, als im gezam.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
und wart [...] erwelt zuͦ eim romeschen künig, und die walunge ouch bestetiget mit großen eren, als es wol gezam.
Jörg, Salat. Reformationschr.
663, 7
(
halem.
,
1534
/
5
):
damit man aber nit gedencken moͤcht / sj nun unglimpf / mit laͤren worten understuͤndend zebewegen / gezimpte us noturft ettwas dar zetuͤnd.
Sappler, H. Kaufringer
14, 29
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der vand niendert sein geleich. | die im von adel als wol gezäm | und die er zuo der ee näm.
Ebd.
19, 56
(Hs.
1472
):
nichts im [wein] dann als wol gezimpt, | sam das er in ain ander vaß | gezogen werd.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
27, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
darum das gold niempt pas getzimpt, | seid sich an wird niembt mag zue mir genossen !
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Meijboom, a. a. O.
6164
;
Valli, Baldemann
175
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
179
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Wolf, Norm im sp. Ma.
43, 41
;
Karnein, Salm. u. Morolf
167, 1
;
Williams u. a., a. a. O.
284, 32
;
Sappler, a. a. O.
9, 150
;
14, 174
;
Vgl. ferner s. v.
1
 2.
3.
›jm. gefallen, von jm. als geziemend, gebührend aufgefaßt werden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
(V.) 1.

Belegblock:

Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
Wir sullent die buße an uns nemen, | Daz wir gote deste bas gezemen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
So du dich also gewerlich und also goͤtelich haltest in dime ussern menschen, ouch als es dem Gotz geiste gezimmet, an worten, an wercken.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Noch hat die sach ain gestalt, Wellt euch das gezemmen, | Das ir die wellt vernemen | [...].
v. Maren, Marquard. Ausgabe
55, 29
(
Venedig
1483
):
Wan seint vnser herr ihesus christus vater vnd muͤter swester vnd pruͤder lert laßen so getzam im auch wol das [...].
4.
›sich in bestimmter Weise verhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  11,  6, ,  12.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Cayphas sprach: „Die rede ist war.“ | Joseph aber trat dar nar | und bat sie stille gezemen.
5.
›etw. für angemessen halten‹; semantisch an 1-3 anschließbar.
Syntagmen:
mit Subj. d. P. und Gen.obj. d. S.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
5436
(
rib.
,
1444
):
du wolt yn male ind bedestaff nemen, | Sage an we machstu des getzemen.